Konzeptionelle Grundlagen, praktische Erfolgsfaktoren, globale Herausforderungen

Handbuch Compliance-Management


Josef Wieland/Roland Steinmeyer/Stephan Grüninger (Hrsg.): Handbuch Compliance-Management – Konzeptionelle Grundlagen, praktische Erfolgsfaktoren, globale Herausforderungen, Erich Schmidt Verlag, 2., völlig neu bearbeitete und wesentlich erweiterte Auflage, Berlin 2014, 1.143 Seiten, ISBN 978-3-503-15679-5 Rezension

Integres Verhalten ist die zentrale Voraussetzung für einen nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens. In diesem Kontext basiert integres Verhalten auch auf Compliance. Somit stehen Integrität und Compliance in einem direkten Zusammenhang. Compliance beziehungsweise allgemein Regeltreue oder Regelkonformität ist in der juristischen und betriebswirtschaftlichen Fachsprache der zusammenfassende Begriff für die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien, aber auch von freiwilligen Kodizes, in Unternehmen. Die Gesamtheit aller Grundsätze und Maßnahmen eines Unternehmens, um die Einhaltung definierter Regeln sicherzustellen und damit Regelverstößen zu vermeiden, wird als Compliancemanagement-System bezeichnet (vgl. in diesem Zusammenhang den Prüfungsstandard "Grundsätze ordnungsgemäßer Prüfungen von Compliance Management Systemen", IDWPS 980, des Instituts der Wirtschaftsprüfer).

Die vorliegende 2. Auflage des 1.143 Seiten starken "Handbuch Compliance-Management" umfasst die nahezu vollständig überarbeiteten Artikel der Erstauflage und wurde thematisch um über zwanzig neue Beiträge erweitert. Dabei wurden Management-Grundlagen der Compliance in spezifischen Sektoren der Wirtschaft und Gesellschaft, wie etwa im Mittelstand und Öffentlichen Sektor, aufgearbeitet (Teil I). Auch die neuesten Entwicklungen im Bereich des Rechts wurden berücksichtigt (Teil II). Die Praxis des Compliance-Managements wird im dritten Teil III thematisiert. Der jeweils aktuelle Stand des Risikomanagements, der Gestaltung von Verhaltensstandards, der Umsetzung  einer Integritäts- und Führungskultur, der Kommunikation, des Business Partner Screenings (Enhanced Due Diligence) und der Compliance-Anforderungen an den Aufsichtsrat von Unternehmen wurden integriert. Schließlich wurde den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen der Globalisierung Rechnung getragen (Teil IV). Analysen und praktische Ansätze zum Compliance-Umfeld in China, Russland, Kasachstan, Ukraine und Weißrussland sind hinzugekommen. Das Thema "globale Standards" wurde durch Beiträge zu Finanzwirtschaft und Sport ergänzt. Die neusten Entwicklungen in der Erweiterung der rechtsorientierten und auf Konformität abzielenden Compliance um das Integritätsmanagement, die Social und Human Rights Compliance wurden durch eigene Artikel berücksichtigt und ziehen sich wie ein roter Faden durch viele der anderen Beiträge.

Die Autoren des "Handbuch Compliance-Management" sind davon überzeugt, dass nachhaltige, das heißt rechtlich und wirtschaftlich effektive Compliance in erster Linie eine Führungs- und Managementaufgabe ist. Diese Entwicklung hat in den letzten Jahren starke Anerkennung in den Wissenschaften, der wirtschaftlichen Praxis und der Öffentlichkeit gefunden. Dies trifft in einem noch höheren Maße auf die daraus folgende Ansicht zu, dass effektives Compliance-Management nur als Integritätsmanagement, im Sinne einer von ethischen Werten und Prinzipien getriebene Exzellenz der Führung, möglich ist.

"Ohne eine Führungskultur, die Compliance nicht einfach als staatlich vorgegebenen Konformitätszwang versteht und nicht selten auch erleidet, sondern als wesentliche und proaktive Führungsaufgabe gegenüber allen Stakeholdern des Unternehmens lebt, kann das Compliance-Management seine Aufgabe in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wertschöpfung des Unternehmens nur schwerlich wahrnehmen," so die Herausgeber in ihrem Vorwort. Um den folgenden Gleichklang geht es im Compliance-Management: Konformität, Integrität, unternehmerische und gesellschaftliche Wertschöpfung.

Welche Mindestanforderungen ein zielgerichtetes Compliance-Management in Wirtschaft und Verwaltung heute erfüllen muss, um glaubwürdig, effizient und effektiv zu sein, diskutieren die Autoren im Handbuch Compliance-Management aus unterschiedlichen Perspektiven. Einige Beiträge, etwa zur Analyse der Risikowahrnehmung (S. 501 ff.), wirken im Gesamtkontext etwas exotisch. Insgesamt spiegelt die Vielfalt der Themen und Inhalte jedoch vor allem die Heterogenität des Themas wider. Mit dem Handbuch bieten die Herausgeber und Autoren ein kompaktes und fundiertes Nachschlagwerk  zum Thema Compliance.

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