In gewinnorientierten Unternehmen führt kein Weg an der leistungsorientierten Managementvergütung vorbei. Doch bevor ein Anreizsystem implementiert wird, sollte zunächst eine umfassende Risiko-Analyse durchgeführt werden. Insgesamt vier Bereiche sind für das Risk Assessment der wertorientierten Managementvergütung wichtig und müssen gesteuert werden: 1. Das Bindungsrisiko, damit Top-Kräfte dem Unternehmen erhalten bleiben, 2. das Motivationsrisiko, damit Führungskräfte zu hoher Leistung motiviert werden, 3. das Kostenrisiko, damit die Investoren nicht in eine Kostenfalle tappen und 4. das Ausrichtungsrisiko, damit Investoren und Manager am gleichen Strang ziehen.
[Quelle: Stephan Hostettler: Gefährlicher Bonuspoker: Managementvergütung – ein Risiko für die nachhaltige und wertorientierte Unternehmensführung?, in: RISKNEWS 06/2005, S. 28-34]
Hostettler0 5298 Downloads29.09.2009
Datei downloaden Betrachtet man das Verhalten von Geschäfts- und Investmentbanken in der US-Immobilien- und Verbriefungsblase bis zum Sommer 2007, dann lautet die entscheidende Frage: Warum sind die Banken auf den Herdentrieb hereingefallen? Das individuelle Managerverhalten war dabei sehr rational, obwohl es sich um ein kollektives Fehlverhalten handelte – ein Widerspruch, der sich mit Hilfe der Spieltheorie erklären lässt. Die herkömmliche Portfoliotheorie von Markowitz taugt dafür hingegen nicht, denn sie hat einen gravierenden Konstruktionsfehler: Auf Aktionen eines individuellen Entscheidungsträgers folgen laut Markowitz definitionsgemäss nie Reaktionen anderer Marktteilnehmer. So wird Herdenverhalten einfach wegdefiniert. Im Gegensatz dazu ist die Spieltheorie eine Analysemethode, die Aktionen und Reaktionen vieler Entscheidungsträger systematisch miteinander verknüpft.
[Quelle: Bieta, V./Milde, H.: Herdenverhalten – Konsequenzen für Märkte, Banken und Aufseher, in: SCHWEIZER BANK , November 2008, S- 42-43]
Bieta 7864 Downloads29.09.2009
Datei downloaden Die vom Center for Quantitative Risk Analysis der Ludwig-Maximilians-Universität München in Zusammenarbeit mit FidesTrust Vermögenstreuhand GmbH (München) und Wegelin & Co. Privatbankiers (St. Gallen/Schweiz) erstellte Studie kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass in der deutschsprachigen Finanzindustrie zwischen der aktuellen akademischen Forschung und den zurzeit in der Praxis verwendeten Verfahren eine größere Lücke klafft. Die Portfoliotheorie, die Harry Markowitz vor über einem halben Jahrhundert entwickelte und damit einen fundamentalen Beitrag zur Kapitalmarktanalyse leistete, wurde erst Mitte der 1980er Jahre von der deutschsprachigen Finanzpraxis ernsthaft zur Kenntnis genommen und mit einiger Verzögerung von institutionellen Anlegern eingesetzt. Diversifikationsstrategien, die nicht auf dem Markowitz-Ansatz beruhen und versuchen, gegebene Renditeeigenschaften zu berücksichtigen, werden nur von wenigen Marktteilnehmern angewandt.
Bayerisches-Finanz-Zentrum 5950 Downloads28.09.2009
Datei downloaden Das bisherige Risikomanagement im Finanzsektor beruht auf stochastischen Methoden, welche die Reaktionen der Beteiligten ausblenden. Dabei würde der Einbezug verhaltensbasierter Methoden viel bringen.
[Quelle: Milde, H.: Was falsch gelaufen ist, in: SCHWEIZER BANK, Oktober 2009, S. 40-41]
Milde0 3485 Downloads22.09.2009
Datei downloaden Die klassischen Methoden zum Kredit-Scoring sind großteils ausgereizt und deren Vor- und Nachteile den Anwendern in der Praxis sattsam bekannt. Neben derTatsache, dass die Punkte in den Scorekartenaum zu interpretieren sind, wird die klassische Statistik nicht damit fertig, dass die Scorepunkte bei kleinen Datenmengen große Schwankungen aufweisen und durch unterbestimmte Gleichungen die ganze Scorekarte instabil wird. Ausserdem ist es bei den klassischen Verfahren nur schwer möglich, das Wissen um die durchschnittliche Ausfallhäufigkeit einzubringen, und ein Re-Scoring von sich im Zeitablauf verändernden Beständen ist mit größerem Aufwand verbunden, als es nötig erscheint. Von den Methoden der Bayesianischen Statistik hingegen ist bekannt, dass sie abzubilden imstande sind, was intuitiv klar erscheint, und dabei auch für kleine Datenmengen stabile Schätzer liefern. Das wird durch Einbeziehen von Information erreicht, die bereits vor Analyse der Daten vorhanden ist (sogenannte a priori Information) – die Daten dienen dann zur „Anreicherung“ dieser Vorinformation. Dieses Setup hat zum einen den Vorteil, dass auch qualitative Informationen zwanglos eingebracht werden können und erleichtert zum anderen das Neu-Analysieren von Daten, weil die Bayesianischen Verfahren sich aufgrund ihrer Updating-Relation für einen (zeit-)dynamischen Betrieb anbieten.
[Quelle: Rieder, Markus J.: Bayesianisches Kredit-Scoring: Eine innovative Idee zur Messung des Ausfallrisikos, in: RISKNEWS 09/2003, S. 22-33.]
4857 Downloads15.09.2009
Datei downloaden Risikomanagement ist Grundlage unternehmerischen Handelns und bedeutet für den Unternehmer nichts Neues. Dies gilt insbesondere für die Bauindustrie, die durch Projektgeschäfte mit sehr spezifischen Risiken gekennzeichnet ist, speziell im Tiefbau. Einzelne Projekte erreichen dabei Größenordnungen, bei denen Milliardenbeträge in wenigen Jahren von mehreren Partnern verbaut werden. Ohne die Beherrschung der vielfältigen Risiken, wie z. B. dem Baugrundrisiko, ist ein Geschäftserfolg weder für den Auftraggeber noch für den Auftragnehmer möglich.
[Quelle: Rohr, M./Beckefeld, P.: Einführung eines Risikomanagementsystems als effektives Steuerungsinstrument im Bauunternehmen, in: RISKNEWS 03/2003, S. 36-44.]
Rohr 3884 Downloads15.09.2009
Datei downloaden Über 70 Prozent der Unternehmen in der Speditions- und Logistikbranche betreiben nach eigenen Angaben Risikomanagement oder planen es einzuführen. Allerdings haben sie kein einheitliches Verständnis davon, welche Schritte und Maßnahmen ein Risikomanagement umfassen sollte. Nur einzelne Unternehmen setzen ein Risikomanagement um, das dem aktuellen Stand der Wissenschaft entspricht. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Hochschule Fulda und der Hochschule Heilbronn im Auftrag des Speditions- und Logistikverbandes Hessen/Rheinland-Pfalz. Befragt wurden 81 Unternehmen der Logistikbranche aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. „Bei vielen Unternehmen besteht die Gefahr, dass Risiken weder erkannt noch strukturiert gehandhabt werden“, kommentiert Prof. Dr. Michael Huth, der am Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Fulda Logistik lehrt, die Studienergebnisse. Risikomanagement ist die systematische Identifikation und Bewertung möglicher Störungen und Gefahren sowie die Erarbeitung entsprechender Gegenmaßnahmen und findet üblicherweise in mehreren, aufeinanderfolgenden Phasen statt. Doch die werden in den Unternehmen offenbar unterschiedlich intensiv betrieben. 85 Prozent der Unternehmen analysieren, überwachen und bewerten die möglichen Gefahren mehr oder weniger regelmäßig. Aber nur 12 Prozent arbeiten kontinuierlich an der Entwicklung ihrer Risiko-Strategie. „Risiken im operativen Bereich werden zwar erkannt, doch eine strategisch angelegte Auseinandersetzung mit sich langfristig entwickelnden Risiken beispielsweise im Personalbereich betreiben nur wenige Unternehmen“, sagt Huth. Zudem greife man auf Methoden zurück, die besonders einfach zu implementieren seien: Checklisten, Brainstorming, Mitarbeiterbefragungen. Diese ermöglichten indes lediglich, Risiken aufzudenken, nicht aber sie im Blick auf mögliche Schäden oder die Eintrittswahrscheinlichkeit zu bewerten. Dabei beanspruche ein effektives Risikomanagement nicht unbedingt eine hohe Personalkapazität oder spezielle Software. „Wesentlich ist vielmehr, einen strukturierten und regelmäßigen Prozess zu etablieren, durch den Risiken erkannt und bewertet werden“, sagt der Logistikfachmann. „Nur so lassen sich Maßnahmen zur Verminderung oder Vermeidung von Risiken entwickeln. Ein derartiger Prozess kann wirkungsvoll dazu beitragen, die möglichen Risikofolgekosten zu reduzieren oder zu vermeiden.“
michael.huth 7008 Downloads10.09.2009
Datei downloaden In dem Beitrag "6 Ways Companies Mismanage Risk" (Harvard Business Review, March 2009] wird erklärt, was die Risikomanager in jüngerer Zeit falsch gemacht haben. Insgesamt werden sechs typische Fehler diskutiert. Dem Autor geht es aber eindeutig "nur" um praktische Umsetzungsfehler. Die implizite Annahme bei seiner Diskussion lautet: Im "Prinzip" ist die Grundstruktur der heutigen Risikomodelle richtig; es geht also lediglich um fehlerhafte Anwendungen. Im vorliegenden Beitrag wird diese Sichtweise bestritten. Wir behaupten: Das Grundmodell hat eine falsche Struktur. Wenn das Grundmodell falsch ist, warum ging es bis zum Sommer 2007 dann gut? Warum funktionierte das Grundmodell danach nicht mehr? Die Antwort ist einfach: Selbst eine Fehlkonstruktion kann funktionieren, wenn sie nicht extremen Belastungen ausgesetzt ist. Die extreme Belastung setzte im Jahr 2007 mit dem Zusammenbruch des Subprime-Marktes ein. Erst zu diesem Zeitpunkt wurden die konzeptionellen Fehler im Risikomanagement offensichtlich.
[Quelle: Bieta/Milde: Denkfehler im Risikomanagement, in: RISIKO MANAGER 16/2009]
Bieta 5801 Downloads03.09.2009
Datei downloaden Risikomanager gehören zu den Gewinnern der aktuellen Finanzkrise – wie auch aller Krisen zuvor. Für die Zukunft des Risikomanagements und das Berufsbild des Risikomanagers ist eins sicher: Das Fahrwasser wird für Banken und Versicherungen (und andere Branchen) zunehmend unruhig. Da das Geschäftsmodell von Banken und Versicherungen nun einmal auf dem professionellenManagement von Risiken basiert, werden auch in Zukunft Risikomanager ein reichhaltiges Betätigungsfeld finden. Der zunehmende regulatorische Druck (Solvency II, BilMoG, Basel III) wird diese Entwicklung zusätzlich antreiben. Neben Banken, Versicherungen und Kapitalanlagegesellschaften werden auchWirtschaftsprüfer, Unternehmensberater sowie Industrie- und Handelskonzerne Risikomanager nachfragen.
[Romeike, F. (2009): Risk Manager: Entscheidend sind die Soft Skills, in: staufenbiel Banking & Finance 2009/10, S. 10-13]
Romeike 5642 Downloads27.08.2009
Datei downloaden Familienunternehmen, zu denen nicht nur Kleinbetriebe und Mittelständler, sondern auch Großunternehmen wie Freudenberg, Henkel oder Merck zählen, haben häufig einen blinden Fleck: während sie ihre relevanten Umwelten wie Absatz- und Zulieferermärkte, die herrschende Wettbewerbsdynamik sowie politische und gesellschaftliche Veränderungen in ihr Risiko-Kalkül mit einbeziehen, bleibt die Unternehmensfamilie außen vor. Dabei wohnen diesem im Allgemeinen eng mit dem Unternehmen verflochtenem System „Familie“ Dynamiken inne, die regelmäßig zerstörerische Kräfte entwickeln. Der vorliegende Artikel schlägt eine systematische Einbeziehung der Familie ins Risikomanagement vor und beschreibt ein Analyseraster, mit dem typische Gefahrenquellen in der Familie identifiziert werden können. Außerdem werden Reaktionsmöglichkeiten aufgezeigt, mit denen viele typische Fallstricke rechtzeitig umgangen werden können.
[Quelle: Ralph Wiechers/David Klett: Die Unternehmensfamilie: Ein Risiko des Familienunternehmens?, in: RISKNEWS 03/2005, S. 44-50.]
Wiechers 3649 Downloads19.08.2009
Datei downloaden