Taylor-Regel
Ziel der Taylor-Regel ist die Bestimmung des von der Zentralbank gesetzten Leitzins. Ursprünglich versuchte der US-Ökonomen John B. Taylor zu ergründen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten die US-Zentralbank, das Federal Reserve System (Fed), den Zielwert für ihr wichtigstes geldpolitisches Instrument, den kurzfristigen Zinssatz (Federal Funds Rate) auf dem Geldmarkt, festlegt.
Ein Vorteil der Taylor-Regel ist ihre relative Einfachheit. Sie bietet eine vergleichsweise klare Struktur geldmarktpolitischer Argumentation.
r=r0+e(π−π0)+fy
r0: Konjunktur neutrale Realzins, jener Zins, der sich einstellt, wenn keine makroökonomischen Schocks vorliegen: ε1=ε2=0
π-π0: Abweichungen der Inflationsrate π vom Inflationsziel π0.
Y: Output gap
Die Gleichung sagt aus, dass als geldpolitisches Instrument der nominale, kurzfristige Zins fungiert, aber eigentlich der reale Zins beeinflusst werden muss. So wird aus der Gleichung deutlich, dass der Realzinssatz steigt, falls die Inflationsrate größer als die Zielinflationsrate ist oder falls das Produktionsniveau höher ist, als das potentielle Produktionsniveau.
Die Taylor-Regel unterstellt einen kurzfristigen Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenrate beziehungsweise Output, obwohl es mittlerweile weitgehend unbestritten ist, dass langfristig kein tradeoff zu verzeichnen ist. Der in der Taylor-Regel beschriebene tradeoff wird vor allem dann deutlich, wenn Schocks auftreten, die sich auf Preise und Output unterschiedlich auswirken. Wenn sich in einer Ausgangssituation Inflation und Output auf ihren Zielwerten befinden, und dann zum Beispiel ein negativer Angebotsschock eintritt, wird der Output reduziert und die Inflation steigt an. Falls nun die Zentralbank mit einer Zinssteigerung reagiert, sinkt die Inflation wieder auf ihrem Zielwert, der Output wird allerdings ebenfalls sinken. In diesem Fall ist die Inflationsstabilität sehr groß, allerdings auf Kosten einer erhöhten Varianz des Outputs. Reagiert die Zentralbank weniger drastisch, wird sich der Output relativ zügig wieder anpassen, die Inflationsrate hingegen wird sich nur langsam dem Optimum nähern. Hier herrscht eine große Outputstabilität auf Kosten einer varianten Inflationsrate. Die Zentralbank muss sich also entscheiden, ob sie eine hohe Variabilität des Outputs, bei relativ stabiler Inflationsrate, oder eine hohe Variabilität der Inflationsrate, bei relativ stabilem Output erzeigen möchte.