Griechenland trübt ein operativ starkes Commerzbank-Quartal

Commerzbank bläst Hellas-Blues


Commerzbank bläst Hellas-Blues News

Die Staatsschuldenkrise hat der Commerzbank erwartungsgemäß das zweite Quartal verhagelt und die Prognose ins Wackeln gebracht. Der im kommenden Jahr scheidende Finanzvorstand Eric Strutz räumte in einer Telefonkonferenz am Mittwoch ein, dass vieles von dem Fortgang der staatlichen Schuldenprobleme abhänge. Dass die Commerzbank-Tochter Eurohypo, über die die Commerzbank Milliarden an Staatsanleihen aus europäischen Peripherieländern hält, gemäß EU-Auflage bis 2014 verkauft werden kann, bezweifelte der Manager indes.

Grund dafür seien in erster Linie unbesicherte Kredite von aktuell 35 Mrd bis 40 Mrd EUR, welche die Eurohypo bei der Mutter ausstehen hat. Ein Käufer müsste diese Finanzierungen ablösen. "Mir fällt kaum ein Kandidat ein, der das stemmen könnte". Zudem dürfte sich wohl kaum einer für das nach wie vor dicke Staatsanleihen-Portfolio der Eurohypo interessieren. Allein auf die Griechenland-Anleihen schrieb die Commerzbank 25 Prozent bzw 760 Mio EUR ab, den Bestand bezifferte sie auf nunmehr 2,2 Mrd EUR. Bis 2014 will die Commerzbank jedoch alles tun, um die Tochter verkaufsfertig zu machen.

Im zweiten Quartal fraßen die letztlich aus der Eurohypo resultierenden Belastungen die starken Erträge der vier Kerngeschäftsfelder noch beinahe vollständig auf. Das operative Ergebnis fiel deshalb auf 55 (Vorjahr 243) Mio EUR. Die weitere Entwicklung der Bank hänge nun entscheidend davon ab, "dass die eingeleiteten Reformschritte zur Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise umgesetzt werden und die aktuelle Situation nicht weiter eskaliert", sagte Strutz. Das Ziel eines operativen Gewinns von 4 Mrd EUR im kommenden Jahr ist damit zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen.

Risikovorsorge für faule Kredite um deutlich mehr als die Hälfte gesunken

Zumindest in ihren vier Kerngeschäftsfeldern ist die Commerzbank "super unterwegs", wie Strutz sagte. Das Investmentbanking, genannt Corporate & Markets, steigerte den operativen Gewinn auf 281 (109) Mio EUR. Das Mittelstandsgeschäft profitierte vom hiesigen Wirtschaftsaufschwung und lieferte mit 501 Mio EUR einen Zuwachs von 29 Prozent und erneut den größten Ergebnisbeitrag. Positiv entwickelten sich auch die Osteuropa-Aktivitäten sowie das Privatkundensegment.

Bei den einzelnen Ertragskomponenten überraschten insbesondere die Risikovorsorge für faule Kredite, die um deutlich mehr als die Hälfte auf 278 Mio EUR sank. Folglich senkte die Bank die Prognose für den Vorsorgebedarf im Gesamtjahr auf weniger als 1,8 Mrd von zuvor 2,3 Mrd EUR.

Das Handelsergebnis kletterte um mehr als 200 Mio auf 576 Mio EUR. Analysten hatten angesichts des derzeit eher schwachen Branchentrends mit einem leichten Rückgang gerechnet. Sowohl die Deutsche Bank als auch die meisten europäischen Wettbewerber hatten hingegen beim Handel mit Aktien und Anleihen enttäuscht.

Die Commerzbank verwies dagegen auf eine steigende Nachfrage in den Bereichen Aktien und Rohstoffe. Die Segmente Anleihen und Währungshandel entwickelten sich trotz der Unsicherheiten stabil. Zinsüberschuss und Provisionseinnahmen blieben mit 1,79 Mrd bzw 928 Mio EUR erwartungsgemäß relativ konstant.

Strutz Zukunft und Nachfolge offen

Nur unkonkret äußerte sich der Finanzvorstand am Mittwoch zu seiner persönlichen Zukunft. "Ich habe jetzt die erste Hälfte meiner Lebensarbeitszeit absolviert", in der Pause wolle er sich nun Gedanken über seine künftige Strategie machen. Der Aufsichtsrat werde nun intern als auch extern nach einem Nachfolger suchen. Am Vorabend hatte der Konzern mitgeteilt, dass Strutz seinen Vertrag nicht verlängern wird und kommenden März aus der Bank ausscheidet. Der Manager führte familiäre Gründe für seine Entscheidung an.

 


[Bildquelle: iStockPhoto]

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