Die deutsche Finanzaufsicht Bafin macht sich wegen der Coronakrise keine Sorgen um die Stabilität des Finanzsystems. "Aktuell stellt Corona eine erhebliche Belastung, für die Finanzbranche aber kein systemisches Risiko dar", sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld im Handelsblatt-Interview. Dennoch mahnte Hufeld: "Die Banken und wir Aufseher müssen wachsam bleiben."
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatten Unternehmen am Freitag unbegrenzte Liquiditätshilfen zugesagt. "flächendeckende Kreditausfälle und Firmenpleiten wegen Corona sollten aufgrund der Liquiditätshilfen deutlich weniger wahrscheinlich geworden sein", sagte Hufeld. "Die von den Ministern Scholz und Altmaier verkündeten Maßnahmen werden hier auch aus Sicht der Finanzbranche eine erhebliche Erleichterung bedeuten."
Hufeld wies jedoch darauf hin, dass sich die deutsche Bankenbranche bereits vor dem Ausbruch der Corona-Krise in einer schwachen Verfassung befand. "Die Ertragslage ist nach wie vor nicht zufriedenstellend. Und die Kosten sind branchenweit zu hoch", sagte Hufeld. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen rechnet der Bafin-Chef deshalb mit einer Marktbereinigung. "Ich erwarte, dass es in den kommenden Jahren mehr Konsolidierung und mehr Marktaustritte geben wird." Grenzüberschreitende Zusammenschlüsse sind aus seiner Sicht in den kommenden ein bis zwei Jahren allerdings eher unwahrscheinlich.
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Die Markt- und Wertpapieraufsichtsbehörde Esma verschärft wegen der Coronavirus-Epidemie ihre Transparenzregeln für Short-Positionen auf Aktien. Nach Mitteilung der Esma müssen Investoren ab sofort den nationalen Aufsichtsbehörden melden, wenn sie Netto-Short-Positionen auf Aktien von 0,1 Prozent des ausstehenden Aktienkapitals halten. Diese Regelung gilt ab sofort für alle in regulierten EU-Märkten gehandelten Aktien, und zwar unabhängig vom Sitz des Investors.
Ausnahmen bilden demnach Aktien, deren hauptsächlicher Handelsort sich in einem Drittland befindet. Ausgenommen sind außerdem Market Making oder Aktivitäten, die der Stabilisierung des Kurses gelten. Die Esma beobachtet nach eigenen Angaben weiterhin genau die aktuelle Situation ist zu weiteren Maßnahmen bereit.
Der Dachverband der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) hat angesichts der sich verschärfenden Corona-Krise unterstrichen, dass die Versorgung mit Bankdienstleistungen "gesichert" sei. "Die Bevölkerung kann auch in diesen Zeiten der Coronavirus-Krise darauf vertrauen, dass sie mit Bankdienstleistungen wie gewohnt versorgt wird", erklärte der Zusammenschluss der großen kreditwirtschaftlichen Verbände laut einer Mitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, der gegenwärtig die Federführung in der DK hat.
So werde auch der Zahlungsverkehr mit allen Bezahlmöglichkeiten unverändert weiter aufrecht gehalten. "Dazu gehört auch die ausreichende Versorgung mit Bargeld an den Geldautomaten", betonte die Kreditwirtschaft. Beim bargeldlosen Begleichen der Rechnung an der Ladenkasse könne nach Möglichkeit kontaktloses Bezahlen mit der Bankkarte eingesetzt werden.
Jedes Kreditinstitut entscheide selbst, wie es seine personenbesetzten Filialen aktuell für den Kundenverkehr bereithalte, sorge aber dafür, dass die Bankmitarbeiter für ihre Kunden auch im Fall einer Arbeit vom Homeoffice aus erreichbar seien und alle Bankgeschäfte und Kundenaufträge auch digital und telefonisch erledigt werden könnten. Ebenso beugten die Häuser mit physischem Kundenkontakt mit Hygienemaßnahmen vor, um Kunden und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen.
"Wenn Kreditinstitute aufgrund der aktuellen Situation Änderungen bei der Filialbesetzung oder gegebenenfalls Filialschließungen vornehmen müssen, informieren sie über ihre Internetseiten, Aushänge und über Mitteilungen an die lokalen Medien", kündigte die Kreditwirtschaft an.