Europaparlament verabschiedet Gesetzespaket zur Bankenaufsicht

Der erste Pfeiler der geplanten EU-Bankenunion steht


Der erste Pfeiler der geplanten EU-Bankenunion steht News

Die Europäische Zentralbank (EZB) kann sich ab sofort konkret auf ihre neue Aufsichtsfunktion vorbereiten. Das Europäische Parlament hat am Donnerstag die bereits im März mit den Mitgliedstaaten ausgehandelten Gesetzestexte zur Schaffung einer gemeinsamen Bankenaufsicht im Euroraum verabschiedet. Die Abgeordneten hatten das abschließende Votum so lange hinausgezögert, weil sie zunächst von der EZB die Zusicherung bestimmter Rechenschaftspflichten verlangt hatten. Das war erst nach längerem Tauziehen am Mittwoch zur Zufriedenheit des Parlaments erfolgt.

Die Bankenaufsicht unter dem Dach der EZB soll die Kontrolle über alle Institute im Euroraum übernehmen, die als systemisch signifikant gelten. Das sind Banken mit einem Bilanzvolumen von über 30 Milliarden Euro sowie grundsätzlich die drei größten Banken eines Landes. Das neue Aufsichtssystem wird wohl erst im Herbst 2014 greifen. Die EZB, die dafür unter anderem rund 800 neue Mitarbeiter einstellen will, hat ein Jahr Vorbereitungszeit erhalten. Länder, die den Euro nicht eingeführt haben, können sich an dem zentralen Aufsichtssystem freiwillig beteiligen und erhalten Sonderrechte.

Die zentrale Bankenaufsicht ist der erste Pfeiler der geplanten EU-Bankenunion. Die Aufsicht ist eine Voraussetzung dafür, dass angeschlagene Geldinstitute direkte Hilfszahlungen aus dem Euro-Rettungsfonds ESM bekommen können.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso drängte nach dem Parlamentsvotum darauf, nun auch rasch den einheitlichen Abwicklungsmechanismus für marode Banken zu verabschieden. Der federführende Binnenmarktkommissar Michel Barnier sagte am Donnerstag vor dem Europäischen Parlament, er hoffe, dass die Richtlinie bis Ende des Jahres unter Dach und Fach gebracht werden könne, "auf jeden Fall aber vor März" kommenden Jahres. Im Mai sind Europawahlen und in den Wochen davor kommen die Arbeiten praktisch zum Erliegen.

Der von der Kommission im Juli vorgelegte Vorschlag zu einer zentralen Abwicklung einschließlich Entscheidungshoheit der Kommission ist allerdings umstritten. So ist die Bundesregierung der Auffassung, dass die EU-Verträge nur ein Netz regionaler Abwicklungsbehörden zulassen und zur Schaffung eines zentralen Systems die Verträge geändert werden müssten.

Am Berichtstag wies das Bundesfinanzministerium vor dem Hintergrund eines EuGH-Rechtsgutachtens zu einer anderen Sache erneut darauf hin, dass der Vorschlag der Kommission auf einer falschen Rechtsgrundlage basiere. Wasser auf die Mühlen der Bundesregierung lieferte zudem ein Gutachten des juristischen Dienstes des EU-Ministerrates, in dem es laut Finanzministerium heißt, dass der Abwicklungsvorschlag keinen adäquaten Schutz für die Budgethoheit der Mitgliedstaaten enthält.

Berlin wehrt sich darüber hinaus gegen die Rolle, die die Kommission in dem Abwicklungsmechanismus einnehmen will. "Nicht nur die Bundesregierung sieht hier erhebliche Interessenkonflikte, wenn die Kommission über staatliche Beihilfen und zugleich über die Abwicklung von Banken entscheidet", erklärte das Bundesfinanzministerium.


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Kommentare zu diesem Beitrag

Redaktion RiskNET /16.09.2013 07:43
+++ Deutschland pocht auf solide Basis für Bankenunion +++

Bei der anstrebten Bankenunion in Europa pocht Deutschland auf ein solides Fundament. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Bundesbankpräsident Jens Weidmann drängten bei dem informellen Treffen der Euro-Finanzminister in der litauischen Hauptstadt zwar zur Eile, mahnten aber zugleich gründliche Arbeit an. "Wir wollen schnell eine Bankenunion, aber auf einem soliden Fundament, sagte Schäuble.

Weidmann bremste die Hoffnungen einiger Euro-Länder, die Bankenunion könnte sofort in der Krisenbekämpfung wirksam werden. Eine Bankenunion sei wichtig, um künftige Krisen zu vermeiden, aber nicht darauf ausgelegt, "akute Probleme" zu lösen. "Die Bankenunion ist ein Rahmen für die Zukunft, die erlaubt, solche Krisen zu vermeiden oder zumindest die Wirkungen zu mindern", sagte Weidmann bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Schäuble.

Die beiden deutschen Vertreter betonten, die Schaffung einer Bankenunion sei entscheidend, um den Teufelskreis zu brechen, bei dem stark verschuldete Staaten schwache Banken mit noch höheren Schulden retten müssen. Allerdings sollte die Bankenunion nicht um jeden Preis geschaffen werden.

Die Euro-Finanzminister beraten in Vilnius über den Aufbau eines Abwicklungsmechanismus für marode Banken. Zusammen mit einer gemeinsamen Bankenaufsicht und einer gemeinsamen Einlagensicherung bildet dieser Mechanismus die dritte Säule der Bankenunion.

Umstritten ist, ob für Abwicklungsmechanismus die EU-Verträge geändert werden müssen. Besonders Schäuble beharrt darauf, dass für eine solche Abwicklungsstelle eine Vertragsänderung erforderlich ist. Dies könnte jedoch Jahre dauern, weil alle EU-Staaten zustimmen müssen.

Schäuble verwies darauf, dass Deutschland nicht das einzige Land sei, das Vorbehalte gegenüber dem Vorschlag der EU-Kommission habe, dem zufolge die Brüsseler Behörde über die Abwicklung gescheiterter Banken entscheiden soll. Zuvor hatte der schwedische Finanzminister Anders Borg gesagt, dass Deutschland, Schweden und Großbritannien zu dem Vorschlag Fragen aufgeworfen hätten.

Bis zum Dezember wollen die Minister eine grundsätzliche Einigung auf einen Abwicklungsmechanismus erzielen. Dann sollen die Verhandlungen mit dem Europaparlament beginnen.
Markus /12.09.2013 23:55
"..."auf jeden Fall aber vor März" kommenden Jahres. Im Mai sind Europawahlen und in den Wochen davor kommen die Arbeiten praktisch zum Erliegen..."

Wenn Die Herren in Brüssel das bis zum Frühling schaffen - beende ich meine Posts hier auf RiskNet !!!

"..So ist die Bundesregierung der Auffassung, dass die EU-Verträge nur ein Netz regionaler Abwicklungsbehörden zulassen und zur Schaffung eines zentralen Systems die Verträge geändert werden müssten..."

"...Berlin wehrt sich darüber hinaus gegen die Rolle, die die Kommission in dem Abwicklungsmechanismus einnehmen will. "Nicht nur die Bundesregierung sieht hier erhebliche Interessenkonflikte, wenn die Kommission über staatliche Beihilfen und zugleich über die Abwicklung von Banken entscheidet", erklärte das Bundesfinanzministerium..."

Der Punkt ist: Deutschland hat Angst - von der Kommission den Auftrag zur Liquidierung der Commerzbank zu erhalten. Mehrheitsbeschluss in der Kommision - EZB-Bankenaufsicht bei der EZB. Ach wird das ein Spaß für unsere Nachbarn - uns vorschreiben zu können - wie wir unser Geld zu verwenden haben.

Lief ja bislang andersherum !!! Wie heißt es doch so schön:

Beim Geld hört die Demokratie/Freundschaft auf.

Wann braucht Griechenland übrigens wieder Geld - diesen Herbst?!?

Wird ja ne produktive Zeit bis Weihnachten (Neuwahlen-Krieg in Syrien-EU-Krise-NSA-Energiewende-Gesundheits- & Rentenreform)

Schade das man zumindest ein Problem in den letzten Jahren nicht angegangen ist. Tipp: Syrien ist nicht gemeint
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