Deutsche Versicherungskonzerne wie Talanx und Allianz haben ihre Kritik an der aktuellen Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verschärft und vor den Folgen gewarnt. Laut Talanx-Finanzvorstand Immo Querner werde es für Versicherer immer schwerer, "nachhaltige Renditen und Risikoaufschläge zu erzielen", wie er gegenüber der Wirtschaftszeitung Euro am Sonntag sagte.
Die Allianz rechnet deshalb als Folge mit einer Marktbereinigung. "Hält das derzeitige Niedrigzinsumfeld länger an, wird das zu einer Auslese unter den Versicherern führen, denn nicht jede Gesellschaft kann das auf Dauer durchhalten", sagte der Anlagechef für Versicherungsportfolien bei der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AIG), Karl Happe, der Zeitung.
Um ihre Renditen in diesem Umfeld zu verbessern, strebten einige der großen Versicherer zwar wieder höhere Aktienquoten in ihren Portfolien an, würden dabei aber von verschärften Kapitalvorschriften für Versicherer gebremst. "Diejenigen, die entsprechende Spielräume bei der Kapitalausstattung haben, werden tendenziell in Aktien umschichten", so Happe. Laut Euro am Sonntag will beispielsweise der zweitgrößte deutsche Erstversicherer Generali seine Aktienquote zumindest in der Sachversicherung von derzeit sechs mittelfristig auf zehn Prozent erhöhen.
Die Allianz wiederum, deren Quote derzeit bei sieben Prozent liegt, könne sich laut einer Sprecherin einen leichten Ausbau vorstellen. Talanx wiederum wolle sie bei einem Prozent belassen. Nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft lag die Aktienquote aller deutschen Erstversicherer per Ende Juni bei 3,5 Prozent.