Die deutschen Banken müssen keine Angst vor einer Zinserhöhung in den USA haben. Der dann zu erwartende Rückgang des Euro-Wechselkurses stelle für die Banken zwar ein Fremdwährungsrisiko dar, das allerdings beherrschbar sei, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. "Deutsche und europäische Kreditinstitute haben in den vergangenen Jahren ihre Anfälligkeit gegenüber Fremdwährungsrisiken verringert", erklärte der Bankenaufseher.
Beobachter rechnen noch für dieses Jahr mit einer Zinserhöhung in den USA, stellen sich aber mit Blick auf die Europäische Zentralbank (EZB) auf eine länger anhaltende Nullzinsphase ein. Die Inflation im Euroraum liegt derzeit nahe Null und ist damit weit entfernt vom mittelfristigen Ziel von knapp zwei Prozent. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik im Euroraum ist daher durchaus denkbar.
Sollte es zu auseinander laufenden Zinspfaden kommen, ist das für die hiesigen Banken nach Einschätzung von Dombret auch wegen ihrer inzwischen stabiler gewordenen Finanzierung nicht gefährlich. "Die Banken haben Kapital aufgebaut und sind weniger auf eine Finanzierung an den Finanzmärkten angewiesen", sagte er.
Hierzulande ist die Deutsche Bank das einzige Institut mit relevantem US-Geschäft. Währungseffekte machen sich bei ihren Erträgen und den Kosten bemerkbar. Die Kernkapitalquote wurde dagegen im ersten Halbjahr von der tendenziellen Abwertung des Euro nicht belastet, da sich die Bank gegen Wechselkursrisiken ausreichend abgesichert hat.
Die Commerzbank ist zwar auch in den USA vertreten, aber die dort erzielten Erträge machen nur rund fünf Prozent der gesamten Erträge aus. Dennoch ist das Geschäft in Nordamerika auch für sie wichtig. Mehr als zwei Drittel der Trades weltweit laufen auf US-Dollar, dem kann sich keine global tätige Privatbank entziehen.
Inwieweit eine Bank von einer Zinserhöhung in den USA betroffen ist, hängt nicht zuletzt von ihrer Größe ab. Eine international agierende Großbank ist naturgemäß stärker betroffen als eine Sparkasse, die sich vorwiegend auf ihre Kundeneinlagen stützt. "Betroffen von diesen Entwicklungen sind in der Tat vor allem größere, kapitalmarktaktive Institute, die sich direkt an den US-Kapitalmärkten refinanzieren", sagte Dombret. Hier gebe es Effekte in zwei Richtungen. "Einerseits können die Banken von einer 'Normalisierung' des Zinsniveaus profitieren, andererseits besteht möglicherweise ein Wechselkursrisiko", sagte er. Deutsche Banken hätten jedoch in den vergangenen Jahren ihre Anfälligkeit für Fremdwährungsrisiken verringert.
Die kleineren Banken, vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken, sind wenig im US-Dollar-Raum engagiert und nach Einschätzung des Bankenaufsehers nur in geringem Maße Währungsrisiken ausgesetzt. "Dafür haben sie allerdings ein sehr zinsabhängiges Geschäftsmodell - je länger also die Phase sehr niedriger Zinsen andauert, desto dringender müssen sie über ihre Geschäftsmodelle nachdenken", warnte Dombret.
Der Stresstest für Banken unter deutscher Aufsicht hatte jüngst gezeigt, dass bei einem anhaltend niedrigen Zinsumfeld den kleineren Banken ein Ergebniseinbruch droht. Die Kreditinstitute rechnen bis 2019 im Schnitt mit einem um ein Viertel niedrigeren Ergebnis vor Steuern. Bei verschärften Zinsszenarien ist sogar mit einem Rückgang von bis zu 75 Prozent auszugehen. Positiv werteten die Aufseher indes die gute Kapitalausstattung der kleineren Institute.