Für Unternehmen wird es schwieriger, an neue Kredite zu kommen. Aktuell berichten 24,3 Prozent jener Unternehmen, die gegenwärtig Verhandlungen führen, von Zurückhaltung bei den Banken. Dies ist der höchste Wert seit 2017. Das geht aus den Umfragen des ifo Instituts hervor. "Die aktuell ungünstige wirtschaftliche Entwicklung lässt die Banken vorsichtiger werden", sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. Für manche Unternehmen könnte das wirtschaftliche Überleben ohne neue Kredite schwierig werden. Denn Kredite dienen sehr häufig der Erhöung des Risikodeckungspotenzials bzw. der Risikotragfähigkeit, denn Unternehmen von einer Ertragskrise in eine Liquiditätskrise rutschen.
Bei den Dienstleistern sind es sogar 28,8 Prozent der kreditsuchenden Firmen, die von Zurückhaltung der Banken berichten. In der Industrie berichteten in der chemischen Industrie 8,4 Prozent und bei den Automobilherstellern 22,5 Prozent der kreditsuchenden Unternehmen, dass sie nicht mehr so einfach Kredite bekommen. Im Handel waren es hingegen nur knapp 15 Prozent dieser Firmen.
Am stärksten betroffen sind die Kleinstunternehmen und Soloselbständigen. Hier berichtete rund jede zweite kreditsuchende Firma, dass es schwierig ist, an Kredite zu kommen. "Für Kleinstunternehmen sind andere Finanzierungsformen wie Anleihen kaum nutzbar. Sie sind deshalb oft auf Bankkredite angewiesen", sagt Wohlrabe.
Abb. 01: Kredithürde [Quelle: ifo Institut]
Abb. 02: Kredithürde im verarbeitenden Gewerbe [Quelle: ifo Institut]
Abb. 03: Kredithürde im Bereich Dienstleistungen [Quelle: ifo Institut]
Artem Marjenko, Stefan Sauer und Klaus Wohlrabe (2022): Die neue Kredithürde: Hintergründe und Ergebnisse, in: ifo Schnelldienst
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