Globale Schuldenkrise

Euro-Rettungsschirm von 1,0 bis 1,5 Bill EUR gefordert


Euro-Rettungsschirm von 1,0 bis 1,5 Bill EUR gefordert News

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank hat sich für einen sehr großen Euro-Rettungsschirm ausgesprochen. Das Volumen müsse zwischen 1,0 und 1,5 Bill EUR betragen, sagte Josef Ackermann am Dienstagabend in Hamburg. Dieser Betrag sei zur Zwischenfinanzierung notwendig.

"Wir befinden uns derzeit in einer ganz, ganz schwierigen Situation", sagte der Manager mit Blick auf die Staatsschuldenkrise. Die Banken müssten viel neues Kapital beschaffen und das Vertrauen im Markt erwecken, dass dieses Geld auch wieder zurück komme.

Die Lösung der Schuldenkrise sieht Ackermann nicht in einer Inflation oder gar der Zerschlagung der Euro-Zone. Ziel könnte nur die Restrukturierung Griechenlands sein. Die Peripherieländer, wie Spanien, Italien und Portugal, müssten ihre Haushalte konsolidieren und so ebenfalls das Vertrauen der Kapitalmärkte stärken. Dazu sei es notwendig, Lohnkosten und andere Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern, um so insgesamt zu einer Verbesserung der Wettbewerbssituation zu kommen.

Eine Zerschlagung der Euro-Zone ist nach Einschätzung des Bankmanagers viel teurer als die von ihm vorgeschlagene Unterstützung. Dies gelte selbst für Deutschland, das als stärkstes Land in der Gemeinschaft für die Rettung auch den größten Beitrag liefern müsste. Bei einem Scheitern würde die Republik aber auch am stärksten in Mitleidenschaft gezogen.

US-Währungshüter besorgt über Risiken

Auch die US-Währungshüter um Fed-Chairman Ben Bernanke waren bei ihren Beratungen am 1. und 2. November besorgt über die wirtschaftliche Erholung. Bei einer Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise könnten die Auswirkungen auf die USA übergreifen, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Sitzungsprotokoll. Auch ohne eine solche Belastung dürfte das Wachstum in den kommenden Quartalen moderat blieben. Wegen eines Sperrfristbruchs wurden die Informationen rund eine halbe Stunde zu früh publiziert.

Die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) diskutierten zudem über eine bessere Kommunikationspolitik der Federal Reserve. Dazu könnten etwa Zielwerte für die Inflation und für die Arbeitslosigkeit eingeführt werden. Bernanke drängte auf die Setzung von Zielen und die Festlegung einer längerfristigen Strategie. Eine nicht näher bestimmte "Anzahl" von FOMC-Mitgliedern unterstützte den Vorschlag.

Die US-Notenbank, die ein Doppelmandat für Preisstabilität und Vollbeschäftigung erfüllen muss, bewegt sich nach Meinung von Experten auf eine dritte Runde der quantitativen Lockerung zu, um trotz der rekordtiefen Zinsen das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt noch zusätzlich anzukurbeln. Bereits im Dezember könnte ein entsprechender Beschluss gefasst werden. Als wahrscheinlichste Option gilt der Kauf von hypothekenbesicherten Anleihen (MBS), um den in einer tiefen Krise steckenden US-Immobilienmarkt zu beleben.

Mit einem skeptischen Konjunkturausblick haben die Währungshüter auch schon gewissermaßen die Bühne für einen solchen Schritt vorbereitet: Bei der Sitzung im November senkten die FOMC-Mitglieder ihre Projektionen für das Wirtschaftswachstum und erhöhten ihre Prognosen zur Arbeitslosigkeit.
 
US-Notenbank kündigt neuen Stresstest für Großbanken an

Unterdessen hat die US-Zentralbank bekannt gegeben, dass die größten Banken des Landes bald einem neuen Stresstest durchführen müssen. Die Institute müssen dabei auch ihre Widerstandsfähigkeit gegen eine weitere Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise nachweisen, wie die Federal Reserve am Dienstag (Ortszeit) mitteilte. Für die sechs größten US-Finanzinstitute mit hohen Handelsaktivitäten ist ein besonders strenger Stresstest vorgesehen.

Bei Stresstests wird die Belastungsfähigkeit von Finanzinstituten unter verschiedenen Szenarien geprüft, etwa einem Konjunktureinbruch oder einem starken Zinsanstieg. Es wird geprüft, ob die Banken auch in diesem Extremfall ein ausreichendes Kapitalpolster haben, das das Überleben sichert. Der Ausgang des Stresstests entscheidet darüber, in welcher Höhe die Finanzinstitute Dividenden ausschütten und Aktienrückkäufe durchführen dürfen.

Die Bankhäuser müssen bis zum 9. Januar 2012 ihre Kapitalpläne einreichen. Betroffen sind zum einen die 19 größten Institute, die bereits an früheren Tests teilgenommen haben sowie zwölf weitere Häuser, die eine Bilanzsumme von mindestens 50 Mrd USD aufweisen.

Bereits im Frühjahr 2009 hatte die US-Notenbank die 19 größten Geschäftsbanken des Landes einem solchen Test unterzogen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass zehn der Institute zusätzliches Kapital in Höhe von 75 Mrd USD benötigen. Ein zweiter Test war im März 2011 abgeschlossen worden, der bei den meisten Häusern den Weg für eine Dividendenerhöhung freimachte.


[Bildquelle: iSTockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /24.11.2011 19:57
+++ Deutsche Bank braucht bis zu 3 Mrd EUR für EBA-Anforderungen +++

Finanzkreisen zufolge könnte die Deutsche Bank eine Kapitallücke von bis zu 3 Mrd EUR haben, um die erhöhten Kapitalanforderungen der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) zu erfüllen. Die finalen Ergebnisse wird die EBA voraussichtlich Ende der kommenden Woche oder spätestens in der Woche danach vorstellen, erfuhr Dow Jones weiter von einer mit der Sache vertrauten Person.

Ein Blick in die Präsentation der Deutschen Bank zum dritten Quartal zeigt, dass das Frankfurter Bankhaus bereits plant, im vierten Quartal und im gesamten ersten Halbjahr 2012 Gewinne nach Dividendenzahlung in Höhe von rund 2,8 Mrd EUR einzubehalten. Damit will die Bank nach Basel 2,5 eine harte Kernkapitalquote von 9,1% aus eigener Kraft erreichen. Außerdem ist geplant, die risikogewichteten Anlagen der Bank bis zum 30. Juni 2012 um rund 30 Mrd EUR zu reduzieren.

Analysten halten das Füllen der Kapitallücke für kein Problem - immer vorausgesetzt, dass es bei dieser Summe bleibt. Denn Banken stehen vor Einführung der noch strengeren Regeln nach Basel III. Analysten wie Christopher Wheeler von Mediobanca beginnen bereits damit, diesen erhöhten Kapitalbedarf zu berechnen. Sollte die EBA auf eine Umsetzung dieser verschärften Regulierung schon bis Ende 2012 drängen, rechnet er mit einem Kapitalbedarf von 10 Mrd EUR bis 15 Mrd EUR. Eigentlich gilt die endgültige Fassung von Basel III erst ab 2019.

Die Deutsche Bank muss jedoch auch zur Konkurrenz aufschließen. "Nach Basel III hat die Deutsche Bank eine harte Kernkapitalquote von 7,2%, die Konkurrenz kann hier jedoch bereits 10% aufweisen", sagt Analyst Wheeler.
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