Veränderungen in den Betriebsabläufen und neue Methoden sind in der Unternehmenspraxis nicht übermäßig beliebt. Die betroffenen Mitarbeiter müssen Neues lernen, sich anpassen und Zeit investieren. Natürlich sind nicht alle Veränderungen und Neuerungen sinnvoll – viele aber eben doch. Und auch sinnvollen Neuerungen und Veränderungen wird oft genug mit dem beliebtesten "Totschlag-Argumenten" begegnet: "Das geht nicht".
Selbstverständlich ist es kein Problem, wenn ein Kollege im Gespräch einmal diese Floskel fallen lässt. Problematisch wird es jedoch, wenn diese Aussage dazu dient, Weiterentwicklungen zu unterbinden – beispielsweise den Einsatz neuer innovativer Verfahren im Risikomanagement (wie etwa Risikosimulationsansätze bzw. stochastische Szenariomethoden) zu verhindern.
Man muss sich nämlich darüber im Klaren sein, dass es äußerst schwierig ist, fundiert zu zeigen, dass etwas nicht geht. Tatsächlich ist eine derartige Aussage meist nicht mehr als das Eingeständnis, dass die entsprechende Person schlicht nicht weiß, wie es geht.
Wer nicht alle Lösungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen und wissenschaftliche Kenntnisse und Praxiserfahrungen anderer Unternehmen präsent hat, kann unmöglich beurteilen, ob eine bestimmte "Sache" prinzipiell nicht geht. Die Aussage "Es geht nicht" ist damit in aller Regel eine völlig unangemessene Anmaßung von Wissen, um Neues zu verhindern. Vielleicht ist es doch erst einmal besser mehr Wissen – von außen – einzubringen, aktuelle Studien und Untersuchungen zu lesen. Man wird schnell feststellen, dass es für nahezu alle betriebswirtschaftlichen Probleme tatsächlich bereits Lösungen gibt.
Speziell im Risikomanagement sind längst – bei einer Mehrzahl der Praktiker aber nicht bekannt – Methoden entwickelt worden für die Quantifizierung auch anspruchsvoller Risiken. Risikosimulationsmodelle sind in der Lage mit unvollkommenen Datenständen umzugehen. Die Methoden zur Erfassung der "Risiken der möglichen Fehlquantifizierung von Risiken" sind bekannt und innovative Risikoabsicherungskonzepte auch bezogen auf ungewöhnliche Risikoklassen existieren.
Auch ist an sich seit langem bekannt, wenn in der Praxis auch wenig umgesetzt, wie Informationen beispielsweise über die Ertragsrisiken eines Unternehmens genutzt werden können, um Kapitalkostensätze (als Werttreiber) – ohne Rückgriff auf historische Aktienkursschwankungen (Beta-Faktor) – auszuwerten und damit Erträge und Risiken bei der Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen abzubilden.
Fazit
Geht nicht, gibt es (fast) nicht! Wer glaubt ein nicht gelöstes, speziell fachlich methodisches Problem im Risikomanagement zu kennen, ist aufgerufen dieses der RiskNET-Redaktion mitzuteilen. Solange wir dieses Problem noch nicht gefunden haben, bleibt die Aussage "Das geht nicht" nicht mehr als das Eingeständnis nicht zu wissen, wie es geht.
Autor:
Dr. Werner Gleißner ist Vorstand der FutureValue Group AG
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