Gesamtrisikosituation ausgeblendet

Im Risikomanagement fehlt häufig der Blick aufs Ganze


Im Risikomanagement fehlt häufig der Blick aufs Ganze News

Insgesamt haben Unternehmen in Deutschland ein stärkeres Risikobewusstsein entwickelt und den Umgang mit Risiken leicht verbessert, so das Ergebnis einer Studie von PwC. Dennoch sehen die Studienautoren im Risikomanagement noch viel Potenzial – vor allem durch eine stärkere Verzahnung mit der Unternehmensstrategie. Das zeigt das "Risk-Management-Benchmarking 2011/2012", für das PwC-Experten zum zweiten Mal nach 2010 die Ergebnisse von Jahresabschluss- und anderen Prüfungen in 38 deutschen Großkonzernen verschiedener Branchen ausgewertet haben.

Die Lage der Weltwirtschaft ist unsicher, Konjunkturzyklen haben sich verkürzt, die Erwartungen der Stakeholder an eine transparente Unternehmensführung sind gestiegen. Entsprechend wichtig ist es für die Unternehmen, Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu steuern. Dennoch konzentrieren sich viele Unternehmen nach Meinung der PwC-Experten noch zu stark auf formale Aspekte des Risikomanagements.

Unternehmen, die Informationen aus dem Risikomanagement zur Steuerung nutzen, können eher Chancen wahrnehmen und innovative Planungsansätze, etwa die Korridorbudgetierung, zum gezielten Management von Risiken anwenden: "Besonders erfolgreich sind Unternehmen, wenn sie ihre Risikomanagement-, Compliance- und Governance-Systeme intelligent miteinander verknüpfen", so die Studienautoren. Immerhin 42 Prozent der Unternehmen haben eine Schnittstelle zwischen dem Risikomanagement und anderen Instrumenten der Unternehmenssteuerung definiert.

Strategien werden klarer ausgearbeitet

Immer feiner arbeiten die Unternehmen auch ihre Strategien zum Umgang mit Risiken aus: Fast jedes dritte Unternehmen verfügt inzwischen über eine operationalisierbare Risikostrategie. Beim "Risk-Management-Benchmarking" zwei Jahre zuvor lag der Anteil nur bei mageren 12 Prozent. Allerdings hat die Mehrheit der untersuchten Unternehmen die Risikostrategie lediglich grob festgelegt, außerdem mangelt es häufig an einer langfristigen Betrachtung von Risiken oder auch an der Festlegung wesentlicher Frühwarn-Indikatoren.

Mit 68 Prozent setzt die deutliche Mehrheit der Unternehmen Risikokataloge ein, um beispielsweise drohende Krisen wichtiger Abnehmerbranchen zu antizipieren. Nur 5 Prozent der Unternehmen in der Stichprobe des "Risk-Management-Benchmarking 2011/2012" schöpfen die Möglichkeiten des Risikomanagements aus und haben für alle wesentlichen Risiken Frühwarnindikatoren definiert, 32 Prozent nutzt keine Frühwarnindikatoren.

Der Blick aufs Ganze fehlt häufig

Mehr als die Hälfte der Unternehmen im Sample (55 Prozent) erledigen die Risikobewertung mithilfe einfacher Tabellenkalkulationsprogramme wie Excel; nur 26 Prozent der Befragten verwenden professionelle Software und 8 Prozent eine selbst entwickelte Anwendung.

Entsprechend schwer fällt den Unternehmen die Ermittlung der Gesamtrisikosituation: Nur ein Viertel der Unternehmen betrachtet Risikokorrelationenen, in jedem zweiten werden der Unternehmensleitung lediglich die größten Risiken gemeldet, bei 21 Prozent findet gar keine Konsolidierung der Risiken statt.





4. Jahrestagung Corporate Risk Masters 2012, 24.-25. April, Hotel Pullman, Berlin


Auf welche Tools setzen Sie bei der Steuerung Ihres Risikos? Welche Risiken sind entscheidend für interne Kontrollen und welche Art von Kontrollen reduzieren Ihr Risiko? Wie funktioniert Ihr Schnittstellenmanagement zwischen Compliance, interne Revision und IKS? Welche Hürden gilt es zu antizipieren beim Einsatz eines GRC-Cockpits?

Diese und zahlreiche weitere Fragen werden thematisiert auf der nun schon 4. Jahrestagung der Corporate Risk Masters. Treffen Sie Ihre CRM Kollegen aus führenden national und international ausgerichteten Unternehmen am 24. und 25. April 2012 in Berlin. Econique business masters bringt wieder über 60 Entscheidungsträger und Experten aus dem Risikomanagement, Controlling und Compliance, Konzernsteuerung sowie Finanz- und Rechnungswesen nachhaltig zusammen.

Als Referenten sind unter anderem dabei:

-    Thomas Konradt, Senior Vice President Corporate Risk Management & Internal Control Finance
-    Ullrich Süßbrich, Head of Corporate Risk Department, Siemens AG
-    Thomas Link, Head of Risk and Opportunity Management
-    Martina  Köhler, Bereichsleitung für Risiko und Vertragsmanagement sowie Forward Sourcing im Materialmanagement, Dräxlmaier Group
-    Dieter Oskamp, Leiter Konzernrevision, Schmitz Cargobull AG
-    Dr. Urs Cipolat, Senior Risk Manager, Swisscom Ltd.
-    Dr. Holger Sommerfeld, Leiter Risikomanagement, Areva NP


Die Moderation übernimmt Frank Romeike, geschäftsführender Gesellschafter der RiskNET GmbH sowie Chefredakteur der Zeitschriften RISIKO MANAGER und "Risk, Compliance & Audit".

Details zur Fachkonferenz und der kurzfristigen Teilnahme finden Sie unter www.corporateriskmasters2012.de

 

[Bildquelle oben: iStockPhoto]



Kommentare zu diesem Beitrag

Sabine /12.04.2012 19:57
Der Blick aufs Ganz ist bei Risiken leider auch nicht einfach, da die Risiken komplex abhängig sind voneinander - vergleichbar mit einem chaotischen System. Wie soll ich diese Abhängigkeiten sauber abbilden? Daher verzichtet man in der Praxis dann lieber gleich auf die Aggregation ;-(
joahnnes /23.04.2012 06:13
der grund hierfür liegt vor allem daran, dass die mehrzahl der risikomanager die methoden zur aggregation von risiken nicht beherrschen. ach ja, die wirtschaftsprüfer auch nur in den seltensten fällen. dafür benötigt man nämlich eine portion mathematik ...
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