Immer wenn es an der Börse starke Trends gibt, wird bald darauf das bewährte Konzept der Trendfolge neu entdeckt. Umgekehrt wird es eher still um Fonds, die auf Trendfolge basieren, wenn es an den Märkten eine Weile seitwärts ging. Dabei sagt sogar Nobelpreis-Träger Robert Shiller: Märkte werden von Emotionen regiert. Und Emotionen lassen sich mit Trendfolge-Konzepten am besten handeln. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen Trendfolge nicht besonders gut angesehen ist. Eine solche Phase begann nach dem Jahr 2011, als die Euro-Krise vor allem die europäischen Aktienmärkte für ein paar Monate auf Talfahrt schickte. In der Tat war dies kein gutes Jahr für diese Konzepte, insbesondere, wenn sie überwiegend Aktienfonds handelten und diese Schwankungen nicht durch ein Investment in Staatsanleihen ausgleichen konnten. Doch auch für sogenannte Buy-and-Hold-Investoren war 2011 kein gutes Aktienjahr. Zur Erinnerung: Der DAX büßte knapp 15 Prozent ein; beim Euro Stoxx 50 waren es gut 17 Prozent. Lediglich die amerikanischen Börsen schafften ein Nullsummen-Spiel. Gleichwohl hielt das viele nicht davon ab, das "Ende der Trendfolge" auszurufen und sich nach neuen Konzepten umzusehen. Der Grund lag wohl darin, dass angesichts des drohenden Auseinanderbrechens der Währungsunion vermeintlich intelligente Analysen über die Zukunft der Kapitalmärkte stärker gefragt waren als risikokontrollierte Trendfolge-Strategien.
Wie bei allen Investment-Konzepten gibt es bei der Trendfolge temporär schwächere Phasen. Doch so sicher wie das Amen in der Kirche kommen nach trendlosen oder schwankungsreichen Phasen auch wieder Zeiten mit starken Trends. Das liegt daran, dass sich die Teilnehmer an den Kapitalmärkten nicht rational verhalten und oft überreagieren - man denke etwa an den deutschen Anleihemarkt im vergangenen Jahr. Erkannt und wissenschaftlich analysiert hat dies der US-Ökonom Robert Shiller, der für seine Forschung 2013 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Bekannt und später berühmt wurde Shiller für seine düsteren und zutreffenden Vorhersagen zur Immobilienkrise in den Vereinigten Staaten. Treffsicher ist der "Krisenprophet" nicht aus Zufall, sondern weil er in seinen Forschungen die Wirtschaftstheorie mit psychologischen Erkenntnissen kombiniert. So kommt er zu Modellen, die beschreiben, wie sich die Wirtschaftsteilnehmer tatsächlich verhalten.
Als wohl größter Irrglaube der klassischen Theorie gilt für Shiller die Annahme, dass Anleger ihre Investitionsentscheidungen unabhängig voneinander treffen und dabei noch rational vorgehen. Nichts könnte falscher sein: Investoren sind keine einsamen Wölfe, sondern Herdentiere, die den Stimmungen und Gefühlen der Herde ausgesetzt sind, so Shiller. Der Ökonom spricht von einem "natürlich auftretenden Schneeballsystem", einer Preisspirale, die sich, einmal in Gang gesetzt, selbst verstärkt. Diese Einblicke in die Fehlbarkeit des Homo oeconomicus stehen im Mittelpunkt seiner ausgezeichneten Forschung. Was Shiller wissenschaftlich belegt, setzen risikokontrollierte Trendfolgemodelle praktisch um – auch wenn sie es argumentativ meist etwas einfacher halten. Hier ist die Rede von Angst und Gier, die die Märkte häufig treiben und dadurch eben Trends entwickeln, die - emotionslos gehandelt - einen Schutz und langfristigen Mehrwehrt zu Konzepten bieten, die ständig investiert sind. Extrem wichtig ist es, stringent das Risiko zu kontrollieren. Dadurch kann es in guten Aktienjahren zwar zu keiner Über-Performance gegenüber normalen Aktienfonds entstehen – daher momentan keine enorm positive Presse –, doch in schwachen Marktphasen werden das eingesetzte Kapital und die erzielten Profite vor größeren Verlusten geschützt. Wenn also Aktien "alternativlos" sind, gewisse Risiken und Gefahrenherde aber trotzdem nicht vernachlässigt werden dürfen, wird auch in Zukunft kein Weg an guten Trendfolge-Konzepten vorbeiführen.
Autor:
Siegfried Rohsmanith ist Fondmanager bei Huber, Reuss & Kollegen, Ingolstadt.