Finanzstabilitätsbericht

IWF warnt vor Risiko eines Zinsschocks


IWF warnt vor Risiko eines Zinsschocks News

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht das Risiko, dass ein unerwartet kräftiger Inflationsanstieg die US-Notenbank zu einer derzeit nicht erwarteten zügigen Straffung ihrer Geldpolitik zwingen könnte. Der daraus resultierende Zinsanstieg könnte die gesamte Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen und unter anderem die Europäische Zentralbank (EZB) vor Probleme stellen.

"Die Inflation in den USA könnte als Folge einer expansiven Finanzpolitik bei weit fortgeschrittenem Kreditzyklus schneller als erwartet steigen", schreibt der IWF in seinem aktuellen Finanzstabilitätsbericht. Vor diesem Hintergrund könnte die Federal Reserve die geldpolitische Akkommodation rascher als derzeit erwartet verringern, in der Folge würden Laufzeiten- und Risikoprämien steigen, was die weltweiten Finanzierungsbedingungen stark verschlechtern und die Weltwirtschaft negativ beeinflussen würde.

US-Zinsanhebungen könnten EZB vor Probleme stellen

Übertragen würde dieser Zinsschock laut IWF vor allem über die Staatsanleihen Deutschlands, Japans und Großbritanniens. "Für andere große Zentralbanken, wie die EZB, wäre das eine Herausforderung, denn sie sind in der Normalisierung ihrer Geldpolitik nicht so weit fortgeschritten wie die Fed und wären womöglich sogar gezwungen, ihre Geldpolitik weiter zu lockern", schreibt der IWF.

Sollte die geldpolitische Straffung von einem Anstieg der Risikoaversion der Investoren begleitet sein, würde das laut IWF die Portfoliozuflüsse in Schwellenländer um mindestens ein Viertel verringern. Das würde die Roll-Over-Risiken für Anleihen und die Finanzierungskosten erhöhen. Besonders schwer betroffen wären kleine Emittenten mit schlechten Kreditratings.

Der IWF betrachtet den prinzipiell anstehenden Normalisierungsprozess als ein Risiko für die Finanzstabilität. "Die Zentralbanken sollten die Normalisierung graduell vornehmen und gut kommunizieren. Sie sollten auch Orientierung über möglicherweise geplante Änderungen ihres geldpolitischen Handlungsrahmens geben", rät der IWF.

IWF beunruhigt über einige Finanzmarktentwicklungen

Auch sollten mikro- und makroprudenzielle Instrumente entwickelt und eingesetzt werden, um auf Gefährdungen der Finanzstabilität wachstumsfreundlich reagieren zu können. Der IWF betrachtet sowohl US-Aktien als auch US-Unternehmensanleihen als hoch bewertet und spricht mit Blick auf den Markt von Leveraged Loans von Anzeichen einer Überhitzung.

Laut IWF ist zwar das Volumen ausstehender Repo-Geschäfte seit der Finanzkrise gesunken, doch werden dafür andere Instrumente stärker genutzt. So ist laut IWF das Volumen synthetischer verbriefter Schuldverschreibungen (CDO) von 20 Milliarden Dollar in den Jahren 2014/15 auf 80 bis 100 Milliarden im Jahr 2017 gestiegen. Das Volumen der gehebelt am Markt bewegten Wertpapiere (Margin Debt) hat ein Rekordniveau von 580 Milliarden Dollar erreicht, regulierte Investmentfonds haben ihre Derivateverschuldung auf 1,5 Billionen Dollar erhöht. 

[ Source of cover photo: Adobe Stock ]
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