Die deutsche Volkswirtschaft bleibt weiterhin hinter anderen großen Volkswirtschaften der Eurozone zurück, insbesondere aufgrund der strukturellen Veränderungen bezüglich der Energieversorgung. Nach einer voraussichtlich negativen BIP-Wachstumsrate im Jahr 2023 (-0,1 %) erwartet Creditreform Rating für 2024 eine schwache Erholung (0,8 %). Gestützt sein dürfte diese vor allem auf die private Konsumnachfrage, begünstigt durch voraussichtliche sinkende Inflationsraten, einen robusten Arbeitsmarkt und starke Lohnsteigerungen. Tatsächlich sind die nominalen Löhne im zweiten Quartal des laufenden Jahres um 6,6 % gestiegen, was den höchsten Anstieg in den Aufzeichnungen von Destatis seit 2008 darstellt. Zudem dürften Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen auch im nächsten Jahr positiv zum BIP-Wachstum beitragen.
Anstieg der Unternehmensausfallraten in Deutschland
Die Zahl der Unternehmensausfälle in Deutschland ist angesichts der gehäuften wirtschaftlich herausfordernden Umstände weiter gestiegen. Von Januar bis Oktober 2023 kam es gemäß der von Creditreform angewandten Definition zu insgesamt 34.683 Unternehmensausfällen. Dies entspricht einem Anstieg von 30,3% gegenüber dem selben Zeitraum 2022.
Euroraum: Moderate Wachstumsaussichten bei vorerst hohem EZB-Leitzinsniveau
Für das Jahr 2023 erwarten die Volkswirte von Creditreform Rating jetzt ein BIP-Wachstum der Eurozone von 0,5 %, eine Abwärtskorrektur im Vergleich zur jüngsten Prognose von August. Eine moderate Beschleunigung auf 1,2% in 2024 würde wohl vor allem von einem Anstieg des privaten Konsums bei sinkenden Inflationsraten sowie von Impulsen durch Investitionen außerhalb des Bausektors getragen werden. Investitionen werden dabei unterstützt durch EU-Mittel im Rahmen der nationalen Wiederaufbau- und Resilienzpläne. Die Inflationsrate hat sich inzwischen deutlich verringert, bleibt aber noch über dem 2 %-Ziel.
Die EZB-Leitzinsen werden voraussichtlich bis zur zweiten Jahreshälfte 2024 auf dem aktuellen Niveau bleiben. Für Ende 2024 prognostiziert Creditreform Rating für den Hauptrefinanzierungssatz der EZB einen Stand von 4,0%, gegenüber derzeit 4,5%.
Vereinigtes Königreich: Sinkende Inflation, Immobilienmarkt gibt nach
Wenngleich eine technische Rezession vermieden werden konnte, setzt die britische Wirtschaft ihre Schwächephase fort. Die Inflation im Vereinigten Königreich, die nach wie vor die höchste unter den G7-Staaten ist, ist gleichwohl jüngst deutlich gesunken. Die Analysten von Creditreform Rating gehen jetzt davon aus, dass die Bank of England ihren Leitzins nicht mehr über das aktuelle Niveau von 5,25 Prozent anheben wird, und dass eine Zinssenkung nicht vor der zweiten Hälfte des Jahres 2024 erfolgen wird. Der Straffungszyklus der Bank of England hat seine Spuren auf dem britischen Immobilienmarkt hinterlassen: Die Zahl der Transaktionen geht zurück, und der Hauspreisindex ist zum ersten Mal seit 2012 im Vorjahresvergleich gesunken.
USA: Keine Zinssenkung der Fed vor der zweiten Hälfte des Jahres 2024
Die US-Wirtschaft hält Kurs in Richtung einer "sanften Landung", während inzwischen weniger neue Jobs entstehen. Die Fed pausiert mit ihren Zinserhöhungen, lässt gleichwohl aber noch eine Neigung zu einer weiteren Straffung erkennen. Der Leitzins der Fed dürfte mit 5,25 % bis 5,50 % nun seinen Höchststand erreicht haben, doch eine erste Zinssenkung erwartet Creditreform Rating nicht vor der zweiten Hälfte des Jahres 2024.