Georg Fahrenschon ist unzufrieden. Mit der Regulierung, mit dem Stresstest, mit den privaten Geschäftsbanken. Während andere Bankenvorstände die strengere Regulierung von Finanzdienstleistern sieben Jahre nach deren Beginn nach außen hin als notwendig bezeichnen und nur ab und an öffentlich anmahnen, doch das richtige Maß im Auge zu behalten, nimmt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands kein Blatt vor den Mund. Er findet die Regulierung, besonders die von Sparkassen, nicht gelungen. Seinem Unmut verlieh er am Mittwoch bei der Konferenz Banken im Umbruch in Frankfurt Ausdruck.
Fahrenschon sieht in der Regulierung von Finanzdienstleistern zunehmend ein systemisches Risiko und vermisst insgesamt ein "logisches, geschlossenes System" bei der Regulierung von Banken. Dabei würden die Sparkassen in Regulierungsfragen gegenüber privaten Banken benachteiligt. Mit den Sparkassen würden jene Institute von der "regulatorischen Wucht" getroffen, die nicht im Mittelpunkt der Finanzkrise standen, sagte Fahrenschon bei der Konferenz "Banken im Umbruch" in Frankfurt.
So seien die Sparkassen die "Hauptzahlmeister" der Bankenabwicklung, während sich große Banken "extrem kleinrechnen" könnten. Dabei sollten nach Ansicht von Fahrenschon genau diese, als systemrelevant eingestuften Banken das Abwicklungssystem finanzieren, weil die Sparkassen schließlich auf ihr eigenes Sicherungssystem zurückgreifen könnten. Die Regulierung zwinge kleinere und mittlere Banken förmlich zu Fusionen, um den "Overkill" überhaupt bewältigen zu können. "Die Regulierung wird immer mehr selbst zu einem systemischen Risiko", so Fahrenschon.
Die Bankenabwicklung ist ein wichtiger Bestandteil der Bankenregulierung. Die Abwicklung großer, weltweit vernetzter Banken soll vereinfacht werden, damit im Falle einer Insolvenz keine weiteren Banken mit in den Abgrund gezogen werden - wie es etwa nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers der Fall war. Im Unterschied zu privaten Banken waren die Sparkassen in den Jahren vor 2007 nur indirekt über die Landesbanken am US-Immobilienmarkt engagiert. Deshalb musste auch keine Sparkasse mit staatlicher Hilfe unterstützt werden. Im Gegensatz dazu mussten fast alle Landesbanken Hilfen erhalten.
Auch der Stresstest der EZB ist bei Fahrenschon durchgefallen, noch bevor er richtig begonnen hat. Die Methodik der Aufseher entferne sich von üblichen Rechnungslegungsstandards. Zudem würden für Deutschland krassere Szenarien angenommen als für andere Länder. Die Aufseher müssten zusehen, dass sie sich "nicht dem Verdacht politischer Opportunitäten" aussetzen.