ifo-Geschäftsklimaindex

Risiko einer Rezession in Deutschland eher unwahrscheinlich


Risiko einer Rezession in Deutschland eher unwahrscheinlich News

Die Stimmung in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im März überraschend weiter aufgehellt, doch die Aufwärtsbewegung der Konjunktur bleibt fragil. Ökonomen rechnen deshalb in den nächsten Monaten nur mit einem holprigen Aufschwung in Deutschland. Gleichwohl wertet die Fachwelt den fünften Anstieg des ifo-Geschäftsklimas als wichtiges Zeichen, weil zuletzt überraschend schwache Einkaufsmanagerindizes die konjunkturelle Belebung in Zweifel gezogen hatten. Als Bremse sehen Experten vor allem die weiter schwelende Schuldenkrise in Europa.

Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 109,8 von 109,7 Punkten im Vormonat, wie das Münchner ifo Institut nach seiner monatlichen Umfrage unter rund 7.000 Managern mitteilte. Zuvor befragte Volkswirte hatten einen leichten Rückgang auf 109,5 Punkte erwartet. Der Index liegt damit auf dem höchsten Stand seit Juli 2011.

An den Märkten wurde die leichte Verbesserung des ifo-Index positiv aufgenommen. Euro und DAX zeigten nach oben und erholten sich deutlich von den Tagestiefständen.

Abb. 01: Geschäftslage und -erwartungen nach Wirtschaftsbereichen März 2012 [Quelle: ifo]

"Der ifo-Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands ist im März nur leicht gestiegen", sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. "Der Schwung lässt etwas nach." Der ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer und gilt als zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der nächsten sechs Monate. Die Aussichten bewerteten die Manager etwas besser als zuletzt, die Geschäftslage wurde hingegen als stagnierend wahrgenommen.

Der Index für die Geschäftserwartungen stieg auf 102,7 von 102,4 Zähler im Vormonat, während die befragten Volkswirte einen geringfügigen Rückgang auf 102,2 Punkte erwartet hatten. Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen stagnierte im März gegenüber einem revidierten Vormonatswert bei 117,4. Die Prognose der Ökonomen hatte auf einen Stand von 117,0 gelautet.

Im verarbeitenden Gewerbe trübte sich das Geschäftsklima nach zwei Anstiegen in Folge leicht ein. "Die Industriefirmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage etwas weniger positiv als im Vormonat", erklärte der ifo-Präsident. "Ihre Geschäftsaussichten schätzen sie aber günstiger ein." Weitere Impulse erwarteten sie vom Auslandsgeschäft. Das Personal wollen die Firmen aufstocken, wenn auch weniger stark als im Vormonat.

Im Einzelhandel stieg das Geschäftsklima indes stark. "Die Einzelhändler berichten von einer deutlich verbesserten Geschäftssituation und sind auch hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden sechs Monaten zuversichtlicher", sagte Sinn. Im Großhandel verschlechterte sich das Geschäftsklima hingegen. Während sich die Erwartungen nur minimal eintrübten, zeigten sich die befragten Großhändler mit ihrer aktuellen Geschäftslage deutlich weniger zufrieden.

Im Bauhauptgewerbe sank das Geschäftsklima. Die Bauunternehmer berichteten zwar von einer etwas günstigeren Geschäftslage als im Vormonat, zeigten sich jedoch für die nächsten sechs Monate weniger zuversichtlich.

"Das Geschäftsklima stützt unsere Erwartung, dass eine Rezession in Deutschland auf Sicht der nächsten Monate wenig wahrscheinlich ist", urteilte Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Die Konjunktursignale stünden aber nicht bedingungslos auf Grün, vielmehr sei Vorsicht geboten. Die entschlossenen Schritte der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten zwar die Systemangst vermindert, "durch das Gelddrucken ist die das Wachstum belastende Staatsschuldenkrise aber nicht gelöst."

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer machte darauf aufmerksam, dass der "entscheidende Fünf-Monatsdurchschnitt" des Geschäftsklimas weiter nach oben weist. In 90 Prozent dieser Fälle sei eine Aufwärtsbewegung der Industrieproduktion gefolgt. "Die deutsche Wirtschaft dürfte im ersten Quartal nicht noch einmal schrumpfen." Doch selbst für die wettbewerbsstarke deutsche Wirtschaft wüchsen die Bäume nicht in den Himmel, denn die ungelöste Schuldenkrise belaste die Wachstumsdynamik.

Volkswirtin Evelyn Herrmann von BNP Paribas sieht mit den ifo-Daten ihre Einschätzung bestätigt, dass die schwachen Ergebnisse aus den Umfragen unter den Einkaufsmanagern eher eine Korrektur auf den sprunghaften Anstieg im Januar waren als ein Zeichen für eine Trendumkehr. Allgemein schienen die deutschen Firmenchefs in einer guten Stimmung zu sein. "Damit wird unsere Sicht bestätigt, dass die deutsche Wirtschaft zu Jahresbeginn 2012 wieder auf Wachstumskurs gegangen ist."

Abb. 02: ifo-Konjunkturuhr [Quelle: ifo]

Das ifo Geschäftsklima basiert auf rund 7.000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. Sie können ihre Lage mit "gut", "befriedigend" oder "schlecht" und ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monaten als "günstiger", "gleich bleibend" oder "ungünstiger" kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten "gut" und "schlecht", der Saldowert der Erwartungen ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten "günstiger" und "ungünstiger". Das Geschäftsklima ist ein transformierter Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen. Zur Berechnung der Indexwerte werden die transformierten Salden jeweils auf den Durchschnitt des Jahres 2005 normiert.

 

[Bildquelle oben: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

matthias /27.03.2012 08:37
skurile situation ... die finanzmaerkte spielen verrueckt und die realwirtschaft boomt weiterhin. wie passt das zusammen?
Markus /27.03.2012 11:46
Weil mittlerweile Finanzwirtschaft und Realwirtschaft völlig entkoppelte Systeme sind.

Wo sind die BIllionen an Steuergeldern - Rettungsmaßnahmen - usw.

Sie tragen nicht zur Wertschöpfung des realen BIP bei.

Auch die Inflation, die immer wieder angeführt wird - müsste bei dem Geldmengenwachstum bei vielleicht 8 Prozent liegen.

Tut sie aber nicht, weil die Gelder auf hypothetischen Transferleistungen basieren.
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