Die Wirtschaftswissenschaftler Arnd Wiedemann und Volker Stein von der Universität Siegen erforschen, wie sich Unternehmen fit für Risiken im Zusammenhang mit der Digitalisierung machen können. "Die Digitalisierung bietet großartige Chancen, aber gleichzeitig läuft in vielen Unternehmen bei dem Thema tierisch viel schief. Dabei gibt es Abteilungen in Unternehmen, die für Risikomanagement zuständig sind und große Skandale, Sabotage oder Datenklau eigentlich verhindern sollten", sagen die Professoren Arnd Wiedemann und Volker Stein. Die Wirtschaftswissenschaftler haben sich gefragt, wie das passieren kann.
"Risikomanagement ist oft ein standardisierter Prozess. Wenn neue Gefahren entstehen, die es früher nicht gab, dann fühlt sich häufig einfach keiner zuständig", sagt Wiedemann. Und das könne fatale Auswirkungen haben. Wiedemann und Stein sehen ihre Forschung als Risiko-Radar. Sie machen auf neuartige Gefahren aufmerksam, die bisher niemand im Unternehmen auf dem Schirm hat, die aber – so klein sie zunächst sein mögen – auf den nachhaltigen Geschäftserfolg durchschlagen können. Dazu zählt bei Banken zum Beispiel der Umgang mit Kundendaten. Über Kontodaten könne man einfach und sehr genau das Leben eines Menschen analysieren. Man könne außerdem Algorithmen entwickeln ähnlich wie bei Amazon: Wenn Sie einen Bausparvertrag unterschrieben haben, könnte Ihnen auch eine Versicherung gefallen.
"Bei aller Euphorie rund um die Digitalisierung gilt: Wenn Banken sich nicht sicher sind, ob ein Geschäftsmodell noch legal ist oder in eine Grauzone fällt, dann sollten sie lieber die Finger davonlassen", sagt Bankexperte Wiedemann. Die Methode der beiden Wissenschaftler heißt "Risk Governance". Sie verbindet das traditionelle Risikomanagement der Unternehmen mit guter Unternehmensführung und füllt einen weißen Fleck auf der Landkarte. "Unser System kommt immer so lange zur Anwendung, bis Unternehmen eine neuartige Gefahr in ihren standardisierten Prozess des Risikomanagements aufnehmen. Dann fällt diese aus unserem System raus", erklärt Stein. Was bleibe, sei der permanente 360°-Rundumblick auf die Risikolandkarte, und zwar durch die Mitarbeiter des Unternehmens selbst.