Im 21. Jahrhundert scheint eine Krise durch die nächste abgelöst zu werden. Jede führt zu Verwerfungen, denen sich Unternehmen und Organisationen stellen müssen. Darauf vorbereitet zu sein und eine flexible Reaktionsfähigkeit zu zeigen wird immer mehr zur Normalität in der Steuerung.
Das ist leichter gesagt als getan, insbesondere vor dem Hintergrund globaler wirtschaftlicher, finanzieller, politischer und auch sozialer Vernetzung. Zudem sind allein die Krisen und Katastrophen der vergangenen 20 Jahre von sehr unterschiedlicher Natur: Während sich einige Entwicklungen durchaus schon längere Zeit dezent ankündigten, kamen andere Begebenheiten doch überraschend. Teilweise waren die Ereignisse lokal begrenzt, teilweise aber auch von globalem Ausmaß.
Diese Spannbreiten allein zeigen, dass es die eine Vorbereitung auf Krisen und Katastrophen gar nicht geben kann. Vielmehr muss es in einem solchem Kontext um die Befähigung der handelnden Akteure gehen,
- möglichst frühzeitig drohende Krisen und Katastrophen zu erkennen und aus der Vielzahl der potenziellen Gefahren die für das eigene Unternehmen bzw. die eigene Organisation relevanten herauszufiltern
- geeignete Maßnahmen zu entwickeln und auch umzusetzen, um derartige Gefahren vielleicht abwenden zu können, so dass es erst gar nicht zum Eintritt eines solchen Ereignisses kommt,
- parallel dazu sich auch mit Maßnahmen auseinanderzusetzen, die im Falle eines Ereigniseintritts die Auswirkungen der Krise oder Katastrophe auf das Unternehmen oder die Organisation möglichst klein halten,
- darüber hinaus eine Schockstarre durch das Ereignis zu vermeiden und stattdessen als Unternehmen oder Organisation mit einer zügigen Beseitigung der negativen Auswirkungen der Krise oder Katastrophe zu beginnen.
Dem Risikomanager sollten diese Aufgaben und Ziele wohl bekannt sein, handelt es sich doch dabei um nichts anderes als den Regelkreis zum Management von Chancen und Risiken im speziellen Kontext von Krisen und Katastrophen. Es geht letztendlich um Identifikation, Bewertung, Steuerung und Controlling potenziell für das Unternehmen oder die Organisation gefährliche Ereignisse. Das heißt aber auch, dass Risikomanager hier bereits eine fachliche und methodische Expertise haben, die sie prädestiniert, in Zusammenarbeit mit anderen verantwortlichen Bereichen und teilweise auch führend entsprechende Konzepte zu erarbeiten und die Mitarbeiter auf den Ernstfall vorzubereiten.
Sich dieser Verantwortung auch federführend zu stellen, gehört zum Selbstverständnis eines modernen und guten Risikomanagements. Schließlich verfügt es hierfür bereits über einen umfangreichen Methodenbaukasten. Hier kommen insbesondere die Methoden des strategischen Risikomanagements zum Tragen. Speziell Simulationen leisten hier einen wertvollen Beitrag. Im Rahmen einer Was-wäre-wenn-Analyse lassen sich ausgehend von veränderten Rahmenbedingungen Konsequenzen auf das Unternehmen, die Organisation oder darüber hinaus auch in einem gesellschaftlichen Rahmen abschätzen. Simulationen helfen dabei nicht nur bei der Identifikation von Chancen und Risiken, sie sind vielmehr auch ein Instrumentarium, geeignete Risikostrategien zu bewerten und entsprechend zu optimieren.
Und, auch das sollte nicht vergessen werden, bieten Simulationen die Möglichkeit, Mitarbeiter der eigenen Organisation im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildung auf solch einschneidende Ereignisse vorzubereiten. Einfach dadurch, dass sie derartige Ereignisse bereits einmal virtuell oder auch real im Rahmen einer Übung erleben und die Konsequenzen ihres Handels spielerisch erfahren. Die Schnittstellen zur Zusammenarbeit mit Unternehmensführung und Personalentwicklung werden gerade an diesem Aspekt besonders deutlich. Es geht hierbei natürlich nicht um die Übernahme von Aufgaben anderer Kompetenzbereiche, vielmehr um eine gemeinsame und damit ebenso effektive wie effiziente Vorbereitung von Unternehmen und Organisationen auf drohende (und mit Sicherheit auch kommende) Krisen und Katastrophen.
Autor:
Dr. Jan Spitzner ist geschäftsführender Gesellschafter der Spitzner Consulting GmbH mit Sitz in München.
Forum "Nach der Krise ist vor der Krise – Für eine zukunftsorientierte Steuerung durch Simulationen lernen"
Das Forum ist Teil einer jährlich stattfindenden Veranstaltungsreihe im Kontext der zukunftsorientierten Steuerung von Unternehmen und Organisationen. Im Fokus stehen innovative betriebswirtschaftliche Methoden, die es Unternehmen ermöglichen Herausforderungen einer unsicheren Zukunft erfolgreich zu meistern.
Es wird von der Abteilung für Produktionswirtschaft an der Universität Stuttgart zusammen mit Spitzner Consulting, München, und dem German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) an der Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg, durchgeführt. Vertreter aus Praxis, Wissenschaft und Militär sind zu einem intensiven und intersektoralen Austausch über Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen von zukunftsorientierten Steuerungsinstrumenten eingeladen.
Im Fokus des Forums 2022 stehen insbesondere Fragen, die Unternehmen und Organisationen auf Entscheidungen in Krisensituationen vorbereiten. So diskutiert beispielsweise der IT-Notfallbeauftragter des Deutsche Bahn Konzerns, Tom Theisejans, warum man das Unerwartete tatsächlich erwarten sollte. Prof. Dr. Stefan Bayer vom GIDS geht in seinem Beitrag darauf ein, inwieweit die Bundeswehr eine Versicherung bei gesellschaftlichem Präventionsversagen ist.
Das Forum findet am 30. März 2022 ganztags in Hamburg statt. Darüber hinaus werden die Vorträge am Nachmittag auch online übertragen.
Weitere Informationen