Regulierung von Banken und Versicherungen

Sanierungspläne als Instrument des Risikomanagements


Sanierungspläne als Instrument des Risikomanagements News

Trennbank oder keine Trennbank - das ist in Europa derzeit eine heiß diskutierte Frage, seit eine Gruppe um den finnischen Notenbankpräsidenten Erkki Liikanen die Aufteilung von Geschäfts- und Investementbanken vorgeschlagen hat. BaFin-Chefin Elke König ist da eher skeptisch. Der Liikanen-Vorschlag sei ein guter Ansatz, der aber seine Grenzen habe: "Eine strukturelle Trennung allein reicht nicht, um systemische Risiken aus der Welt zu schaffen", sagte König in ihrer Rede zum Neujahrsempfang.

Die Chefin der deutschen Aufsicht über Banken und Finanzdienstleister sieht die Gefahr, dass das Geschäft in den schwach oder gar nicht regulierten Markt ausweichen könnte. "Die Regulierung im Bankensektor kann ihre volle Wirksamkeit nur entfalten, wenn wir auch den Schattenbankensektor endlich international umfassend regulieren und beaufsichtigen", sagte sie am Dienstagabend.

Die Regulierung dieses Sektors ist weiterhin ein großes Anliegen der Aufsicht. Doch leider kommt man nicht voran: Erst im September 2013 werden die Empfehlungen des Finanzstabilitätsrats für einen entsprechenden Gesetztesentwurf vorliegen, glaubt König. Sie fürchtet, dass man dem Anspruch, ein Gesamtpaket entwickeln zu wollen, nicht gerecht werden könne. "Je länger das Ganze dauert, desto schwieriger wird es, alle Vorschläge unter einen Hut zu bringen", sagte die BaFin-Chefin.

Das ist nicht die einzige Verzögerung, mit der sich die BaFin derzeit herumärgert. Auch die neuen Regulierungen für die Banken und Versicherungen, Basel III und Solvency II, sind noch längst nicht unter Dach und Fach. Während man aber bei der Bankenregulierung schon recht weit fortgeschritten ist, hält König bei Solvency II erst einen Starttermin zum 1. Januar 2017 für realistisch.

Mit Blick auf die Versicherer überlegt die BaFin zudem derzeit, ob diese nach dem Vorbild der Banken künftig auch Sanierungspläne für den Ernstfall entwickeln sollten. "Für Banken und Versicherungen gilt: Sanierungspläne sind ein ausgesprochen sinnvolles präventives Instrument des Risikomanagements", erklärt König ihre Intention.

König warf bei ihrer Ansprache außerdem einen Blick auf ein neues regulatorisches Projekt, dass unter dem Thema "Benchmarks und Indizes" läuft. Dabei beschäftigt sich die Aufsicht mit den Referenzzinssätzen für das Interbankengeschäft, LIBOR und EURIBOR. Die beiden Zinssätze sind in letzter Zeit wegen des Verdachts auf Spekulationen in den Fokus gerückt.

Aus Sicht der BaFin-Chefin stellt sich die Frage, ob die Ermittlung dieser Zinssätze überhaupt nachhaltig reformiert werden kann. Schließlich habe sich gezeigt, dass Richtgrößen, die auf Schätzungen von Marktteilnehmern beruhen, anfällig für Manipulationen seien. "Meines Erachtens müssen wir nicht nur an der Generalüberholung, sondern auch am Ersatz des Systems arbeiten", sagte König.

 

[Bildquelle: © LUCKAS - Fotolia.com]

Kommentare zu diesem Beitrag

Frank /23.01.2013 10:01
Was soll ich davon halten, wenn Solvency II erst zum 1. Januar 2017 startet? Welches Signal liefert die Aufsicht damit den Versicherern? Da darf man doch die Frage stellen, was die Aufsicht und die Praktiker eigentlich in den vergangenen 12 Jahren getan haben (so lange läuft das Projekt und die Konsultation nun schon). Ist da die Kosten-/Nutzen-Relation von Solvency II noch ange messen?

Wieso benötigt ein Regulator ganze 15 bis 16 Jahre, bis ein solches Reformpaket umgesetzt wird. Das ist mehr als ein Armutszeugnis. Das ist beschämend ...
Christiane /23.01.2013 13:46
@frank: in allen punkten zustimmung. leider fuehrt der regulierungs-wahnsinn nicht unbedingt zu einer gelebten risikokultur. die politik soll erstmal vor der eigenen haustuer kehren und mit gutem vorbild ihr eigenes risk management professionalisieren, bevor die unternehmen mit buerokratischen und in vielen teilen unsinnigen reportinganforderungen gequaelt werden. wer blickt durch diesen wahnsinn uerberhaupt noch durch?
Frank /23.01.2013 12:56
@Thomas: Das ist mein Reden seit rund 18 Jahren: Risikomanagement muss schlicht und einfach gelebt werden. Das Fundament muss eine gelebte Unternehmens-/Risikokultur sein.

Den Irrsinn von SII benötige ich dafür nicht. Warum versteht der Regulator nicht endlich, dass es ausreicht, wenn er Leitplanken definiert (meinentwegen auch Prinzipien) und den Regelwahnsinn endlich sein lässt.

Seit dem Ende des Mittelalters wissen die Versicherer - besser als jeder Politiker, siehe BER bzw. S21 etc. - wie professionell Risiken gemanagt werden. Einige der Versicherer können hier auf eine 100-, 200 oder mehr als 300-jährige erfolgreiche Tätigkeit als Risikomanager verweisen. Was will man mehr?

Ach ja, das Weingut Fürst zu Hohenlohe Oehringen in Baden-Württemberg kann auf eine rund 750-jährige Geschichte verweisen. Auch deren Risikomanagement scheint zu funktionieren. Ohne BaFin, Solvency II und einer regelbasierten Bürokratieregulierung.
Beate /23.01.2013 10:37
Was Munich-Re-Vorstand Nikolaus von Bomhard auch gesagt hat: Die Hauptarbeit von Deutsche-Bank-Vorstand Jain besteht vor allem darin, Vertrauen zurückzugewinnen. "Reputation kommt zu Fuß - und verschwindet zu Pferde". Da hat er Recht ... und kann aus eigenen Erfahrungen seiner MunichRe-Tochter ERGO berichten.
Thomas /23.01.2013 11:15
Was die Praktiker in den letzten 12 Jahren für Solvency II getan haben, steht in meinem Lebenslauf: Eine ganze Menge! Was hat es gebracht? Eine große Unsicherheit unter die Entscheider, was sie denn nun tun sollen. Vor einem Jahr hat ein Versicherungsvorstand auf einer Veranstaltung gesagt, daß es ihm jetzt schon fast egal sei, wie, aber man solle endlich anfangen!

Inzwischen verstehe ich die Vorstände gut: Effizientes Management der wesentlichen (!) Risiken kann ich auch mit weniger Aufwand als dem Solvency II-Standardmodell betreiben. Wozu soll ich die Entwicklung von Modellen und Strukturen betreiben, wenn bei QIS 13 im Jahr 2020 herauskommt, daß das Ergebnis Schmarrn ist?

Für mich persönlich als Risikomanager bedeutet es, daß ich kaum noch Ernst genommen werde, wenn ich Solvency II umsetzen will: Keine Ressourcen, kein Budget, wozu auch? Und, ganz unter uns: Wer nimmt denn die BaFin noch Ernst, wenn sie selbst einen Termin 2017 kolportiert? Keiner!

Vielleicht sollte ich endlich was Anständiges machen, Weinbau zum Beispiel...
carmen /23.01.2013 16:27
Wenn ich den Text zum katastrophalen Risikomanagement beim Berliner Flughafen lese (siehe http://www.risknet.de/risknews/projekt-ber-risikomanagement-fehlanzeige/) dann kann daraus nur abgeleitet werden, dass die Politik erst mal ihr eigenes Risikomanagement entwickeln soll (von professionaliserien darf man nicht reden; da ja noch nicht mal Ansätze vorhanden sind), bevor die Regulatoren schlaue Regelwerke entwickeln. Und an der aktuellen Finanzkrise sind die Regulierungen nicht ganz unschuldig - auch wenn die Politiker immer gerne auf die bösen und gierigen Banker verweisen. Damit kann man gut vom eigenen Versagen ablenken. ;-)
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