Regulierung von Schattenbanken gefordert

Schattenbankensektor wächst


Schattenbankensektor wächst: Bessere Überwachung von Schattenbanken gefordert Study

Die deutsche Finanzindustrie sieht im Schattenbankensektor eine zunehmende Bedrohung. In einer Umfrage des Center for Financial Studies unter Entscheidern aus Finanzinstituten und Dienstleistungsunternehmen am Finanzplatz Deutschland äußerte eine große Mehrheit (80 Prozent) den Wunsch, den Schattenbankensektor international koordiniert zu regulieren. Vor allem die Finanzinstitute (86 Prozent) halten das für richtig, während sich bei den Dienstleistern knapp 74 Prozent für und rund 18 Prozent gegen eine international koordinierte Regulierung aussprechen.

Zum Schattenbanksystem zählen neben Hedgefonds, Private-Equity-Fonds auch Structured Investment Vehicles, bestimmte Formen von Zweckgesellschaften sowie Unternehmen, die ohne entsprechende Genehmigung Geld- und Bankgeschäfte betreiben. Eine Studie des Financial Stability Board  Gipfel – als Nachfolgeorganisation des Financial Stability Forum von der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) im April 2009 in London gegründet – kam zu dem Ergebnis, dass das Schattenbanksystem in dem untersuchten Zeitraum von 2002 bis 2007 seinen Umsatz von rund 27 Billionen Dollar auf 60 Billionen Dollar mehr als verdoppelt hatte. Bis zum Jahr 2011 wurde ein weiterer Anstieg auf 67 Billionen registriert, was einem Viertel der Gesamtumsätze auf dem globalen Kapitalmarkt entspricht.

Nur etwa ein Drittel der Befragten ist jedoch der Ansicht, dass der Schattenbankensektor eine destabilisierende Wirkung auf den europäischen Finanzsektor hat. 15 Prozent gehen sogar von einer stabilisierenden Wirkung aus. "Die Forderung nach einer stärker international koordinierten Regulierung des Schattenbankensektors lässt sich sicherlich vor allem auf den Wunsch nach einem "Level Playing Field", einem gerechten Spielfeld, zurückführen", kommentiert Jan Pieter Krahnen, Direktor des Center for Financial Studies und wissenschaftlicher Leiter der Umfrage. "Die Finanzinstitute befürchten, dass Unternehmen aus dem Schattenbankensektor einen Wettbewerbsvorteil haben, wenn sie weniger stark reguliert werden."

Abbildung: Sollte der Schattenbankensektor international koordiniert reguliert werden?

Abbildung: Sollte der Schattenbankensektor international koordiniert reguliert werden?

Schattenbankensektor wächst

Eine Mehrheit (58 Prozent) der befragten Finanzinstitute und Dienstleister gibt zudem an, dass der Marktanteil des Schattenbankensektors in den Geschäftsfeldern, in denen die Umfrageteilnehmer selbst tätig sind oder mit denen sie zu tun haben, in den letzten drei Jahren zugenommen bzw. stark zugenommen hat. Rund 20 Prozent sehen keine Veränderung der Marktanteile.

Für die kommenden drei Jahre erwarten die Umfrageteilnehmer mehrheitlich ein weiteres Wachstum des Schattenbankensektors: Insgesamt 63 Prozent erwarten eine Zunahme beziehungsweise starke Zunahme der Marktanteile; 16 Prozent sind der Meinung, dass der Marktanteil unverändert bleiben wird und rund 3 Prozent gehen von einem Rückgang aus.

Für den Anstieg der Marktanteile des Schattenbankensektors in ihrem Geschäftsfeld machen 89 Prozent der Umfrageteilnehmer die zunehmende Regulierung des traditionellen Bankensektors verantwortlich. 85 Prozent schreiben diese Entwicklung auch einer zunehmenden Regulierung des Handelsgeschäfts von Banken zu. Zwei Drittel sehen als Ursache für die zunehmende Bedeutung des Schattenbankengeschäfts zudem das anhaltende Niedrigzinsumfeld, das Investoren dazu veranlasst, nach anderen Anlagen und somit attraktiveren Gewinnmöglichkeiten zu suchen.

Versicherungen und Fonds auf dem Vormarsch

Die befragten Finanzinstitute nehmen im Vergleich zu vor zehn Jahren vor allem Versicherungen als direkte Konkurrenten ihres eigenen Unternehmens wahr (42 Prozent). Darüber hinaus nennen sie Asset Manager (21 Prozent), Hedge-Fonds (15 Prozent) und Private-Equity-Gesellschaften (15 Prozent) als neue direkte Konkurrenten.

Rund 15 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass ihr Unternehmen für nachgefragte Bankdienstleistungen auch auf Angebote von Wettbewerbern aus dem Schattenbankensektor ausweicht oder dies in Zukunft vorhat. Die Hälfte nimmt solche Angebote nicht in Anspruch und hält dies auch in Zukunft nicht für wahrscheinlich.

Die Ergebnisse basieren auf einer vierteljährlich vom Center for Financial Studies durchgeführten Managementbefragung unter rund 400 Unternehmen des Finanzstandortes Deutschland (Rücklauf im Durchschnitt: 50 Prozent). Das Center for Financial Studies (CFS) betreibt unabhängige und international orientierte Forschung in allen wesentlichen Themenfeldern der Finanzmärkte, Finanzinstitutionen und Monetären Ökonomie: von Finanzstabilität und Bankenregulierung über Wertpapierhandel und -bewertung auf Finanzmärkten, Portfolioentscheidungen von Haushalten und Recht und Ökonomie von Finanzorganisationen bis hin zu Geldpolitik und Ökonomie von Finanzmärkten.

[ Source of cover photo: © COSPV - Fotolia.com ]
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