Allianz kritisiert die neue europäische Aufsichtsarchitektur

Solvency II: Künstlich generierte Volatilität


Solvency II: Künstlich generierte Volatilität News

Die Allianz kritisiert vor dem Hintergrund der aktuellen Verwerfungen an den Finanzmärkten die künftigen Regulierungsvorschriften Solvency II. Auf der EIOPA-Konferenz in Frankfurt sagte Finanzvorstand Oliver Bäte, dass die neuen Vorschriften die Volatilität an den Märkten zu stark in die Bilanzen der Versicherer übertrage.

Man importiere künstlich generierte Volatilität, die nichts mit den zugrundeliegenden Risiken zu tun habe, sagte Bäte. Man könne aber kein Unternehmen führen, wenn die Kapitalbasis innerhalb eines Quartals um 50% schwanke. Zudem könne man nicht davon ausgehen, dass sich die Investoren an die Volatilität gewöhnten. Sie würden sich stattdessen zurückziehen.

Der Geschäftsführer der europäischen Versichereraufsicht (European Insurance and Occupational Pensions Authority, EIOPA), Carlos Montalvo, erwiderte in einer Pressekonferenz, dass die Versicherer diese Volatilität in bestimmtem Maße aushalten und den Investoren erklären müssten. "Davon geht die Welt nicht unter", sagte er und verwies auf den dennoch erreichten Gewinn der Allianz. Denn das übergreifende Ziel von Solvency II sei Transparenz. Im Zusammenhang mit der Griechenland-Rettung hieß es, dass der Beitrag der Versicherer mit 20 Mrd EUR überschaubar und geringer sei als der Beitrag anderer Branchen.

EIOPA-Präsident Gabriel Bernardino ergänzte in einer allgemeineren Replik, dass sich Regulierungskritiker entscheiden müssten. Man könne nicht - etwa im Bankensektor - kritisieren, dass die Risiken nicht richtig widergespiegelt würden, und sich dann im Versicherersektor darüber beklagen, wie volatil die Bilanzen seien.

Bäte, der sich nicht generell als Regulierungskritiker versteht, verwies vor allem auf die Solvency-Auswirkungen auf die Absicherung langfristiger Verpflichtungen wie zum Beispiel Altersicherungen. Hier sei es wichtig, in die Modelle wirksame kontrazyklische Puffer einzubauen, damit die Auswirkungen der Volatilität auf die Kapitalposition der Versicherer nicht noch verstärkt würden.

Es könne nicht sein, dass beispielsweise die besonders konservativ gerechnete ökonomische Solvabilitätsquote der Allianz allein innerhalb des abgelaufenen Quartals von 184% auf 147% gefallen sei. Die Solvabilitätsquote stellt das Verhältnis dar zwischen den Eigenmitteln eines Versicherers und dem risikogewichteten Wert seiner Kapitalanlagen.

Bäte hatte bereits zuvor die Aufsichtsbehörden gemahnt, die Märkte stärker zu beobachten und bei dem aktuellen "Marktversagen" einzugreifen. Die Anleihemärkte seien dysfunktional, weil es derzeit keine Nachfrage von langfristigen Investoren mehr gebe.

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

Thomas /16.11.2011 17:41
Sind die Versicherer endlich aufgewacht? Der Konsulttationsprozess läuft doch nun bereits einige Jahre ... kurz vor dem Inkrafttreten die Erkenntnis, dass man künstlich generierte Volatilität importiere. Das ganze Regelwerk ist wenger fachlich-methodisch motoiviert, lieber Herr Bäte, sondern politisch (siehe Kapitalunterlagung von Staatsanleihen versus anderen Assetklassen) ...
VARus /16.11.2011 17:43
was sind denn das für regulatroren? davon geht die welt nicht unter ... das kann doch nicht ernst gemeint sein, oder? welche ernsthaftigkeit haben wir denn da bei EIOPA?
Markus /16.11.2011 22:19
"...Bäte hatte bereits zuvor die Aufsichtsbehörden gemahnt, die Märkte stärker zu beobachten und bei dem aktuellen "Marktversagen" einzugreifen. Die Anleihemärkte seien dysfunktional, weil es derzeit keine Nachfrage von langfristigen Investoren mehr gebe...."

Sind Versicherer und Pensionsfonds nicht die eigentlich langfristig orientierten Investoren???

Das Versicherungs-Geschäftsmodell scheint weiterin funktional zu sein, nur sind die internen Prozesse und Ertragserwartungen massiv dysfunktional.
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