Deutsche Bank entscheidet über Vorstandsumbau

Vier gehen, drei kommen ...


Deutsche Bank entscheidet über Vorstandsumbau News

Vier gehen, drei kommen, und für sechs weitere ist noch Platz. Was sich nach kryptischen Rechenspielen anhört, beschreibt die geplante Umgestaltung des Vorstands und des Group Executive Committee bei der Deutschen Bank. Die Übergabe des Staffelstabs von Noch-Chef Josef Ackermann an die beiden designierten Nachfolger Jürgen Fitschen und Anshu Jain nutzt das neue Führungsduo offenbar für größere Umstrukturierungen.

Zum einen soll der Vorstand sich verändern: Risikovorstand Hugo Bänziger und Hermann-Josef Lamberti - als Chief Operating Officer bislang zuständig für die IT sowie Personalfragen - müssen wohl Deutschlands größte Bank verlassen. Sie werden nach Informationen des Wall Street Journal Deutschland durch Stephan Leithner, William Broeksmit und Henry Ritchotte ersetzt.

Die Veränderungen im Vorstand sollen nach dem Willen des Nominierungsausschusses auf der Aufsichtsratssitzung am Freitag beschlossen werden, sagten kürzlich mehrere mit der Sache vertraute Personen. Es ist jedoch auch gut möglich, dass neue Personalien lediglich diskutiert werden und es noch keine konkreten Beschlüsse gibt.

Leithner, Broeksmit und Ritchotte gehören natürlich als Vorstand dann auch dem Group Executive Committee an, über dessen Besetzung sie entscheiden. Das Gremium besteht aus den Mitgliedern des Konzernvorstandes und den Leitern der Regionen und wichtiger Geschäftsfelder. Auch hier wird es Veränderungen geben, schließlich sollen demnächst insgesamt 17 Personen zum Group Executive Committee gehören - fünf mehr als bisher.

Da Robert Rankin, einer der beiden Jain-Nachfolger an der Spitze des Investmentbankings, bereits in der Konzernleitung ist, wird wohl auch der zweite neue Investmentbanking-Chef Colin Fan hier aufgenommen. Rankin repräsentiert derzeit die Region Asien in der Konzernleitung. Wenn er jetzt aufrückt, könnte sein Nachfolger ebenfalls in das Committee nachrücken. Als möglicher Nachfolger ist hier offenbar Ashok Aram im Spiel, der für die Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) zuständig ist.

Derzeit noch im Group Executive Committee ist Seth Waugh, der allerdings bereits im Februar angekündigt hatte, dass er sich von seinem Posten als Chef bei der Deutschen Bank Amerika zurückziehen will. Sein noch nicht definierter Nachfolger wird sicherlich wieder einen Posten in der Konzernleitung erhalten.

Christian Ricken könnte ebenfalls in das Committee aufsteigen. Er soll neben Vorstandsmitglied Rainer Neske das Privatkundengeschäft vertreten. Ricken gilt als Neskes rechte Hand und ist damit betraut, die Integration der Postbank voranzutreiben.

Damit wären noch zwei Plätze im Group Executive Committee der Deutschen Bank frei. Fitschen selbst hat möglicherweise einen Platz für ein weibliches Mitglied in der Konzernführung reserviert. Bei einer Veranstaltung sagte er: "Ich werde nicht in Rente gehen, bevor wir nicht eine Frau im erweiterten Vorstand der Deutschen Bank haben."

Eine mögliche Kandidatin ist Natasha Davydova, sie war kürzlich von den European Business Schools bei der "Women on Board"-Initiative als "vorstandsfähige Frau" präsentiert worden. Davydova ist derzeit Managing Director Global Technology.

Ein weiterer potenzieller Kandidat für einen der verbleibenden freien Plätze könnte auch Michele Faissola sein. Der Italiener, der momentan Head of Rates and Commodities ist, wird nach Informationen des Wall Street Journal Deutschland die Führung des neu geschaffenen Bereichs Asset and Wealth Management übernehmen. Darin sollen künftig alle Bereiche der Vermögensverwaltung gebündelt werden, die derzeit nicht unter Revision sind. Dazu gehört die private Vermögensverwaltung und das Exchange Traded Funds-Geschäft der Investmentbank.

Mit dem Umbau des Vorstands und der erweiterten Konzernleitung gibt sich die Bank nicht nur ein deutlich jüngeres und internationaleres, sondern auch ein Investmentbanking-lastigeres Gesicht.

Die Deutsche Bank wollte sich auf Nachfrage nicht zu "Marktspekulationen" äußern.

Gemeinsam tragen die Mitglieder des Vorstands die Verantwortung für die Geschäftsleitung. Sie verantworten die strategische Steuerung, Zuteilung der Ressourcen, Rechnungslegung und Finanzberichterstattung sowie das Risikomanagement und die Kontrolle des Konzerns. Die Vorstände sind zudem Teil des Group Executive Committee. Hinzu kommen die Führungskräfte der Regionen und Geschäftsbereiche innerhalb der kundenorientierten Konzernbereiche, die vom Vorstand ernannt werden. Das Committee dient der Koordination der globalen Geschäftsbereiche und Regionen.

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /16.03.2012 06:22
Das hat es in den deutschen Großbankenwelt noch nicht gegeben: Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE verweigert die Finanzaufsicht Bafin dem designierten Risikovorstand William Broeksmit die Genehmigung. In Finanzkreisen habe es geheißen, nun werde hektisch ein Ersatzkandidat gesucht, um dem Aufsichtsrat am Freitag doch noch eine Lösung präsentieren zu können.
CorpRM /16.03.2012 06:30
Wie soll das funktionieren, dass Broeksmit seine alten "Investmentbanking-Kumpel" unabhängig kontrolliert? Keine gute Idee ...
RiskNET Redaktion /16.03.2012 18:00
+++ Deutsche Bank beschließt Vorstandsumbau +++

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat den Umbau des Vorstands besiegelt. Zum 1. Juni rücken Stephan Leithner, Stuart Lewis und Henry Ritchotte neu in den Vorstand auf. "Hugo Bänziger und Hermann-Josef Lamberti haben sich entschieden, zum 31. Mai aus dem Vorstand der Bank auszuscheiden", teilte das Frankfurter Geldhaus mit.

Darüber hinaus werden drei Mitglieder des Aufsichtsrats mit dem Ende der ordentlichen Hauptversammlung das Gremium verlassen: Clemens Börsig, Maurice Lévy und Theo Siegert. Zu den Nachfolgern im Aufsichtsrat gehört Allianz-Vorstand Paul Achleitner. Außerdem sollen Siemens-Chef Peter Löscher und Klaus Trützschler, Mitglied des Vorstands der Franz Haniel & Cie GmbH, in das Kontrollgremium einziehen.

Der Aufsichtsrat hat ebenfalls dem Konzern- und Jahresabschluss für das Jahr 2011 zugestimmt. Gemeinsam mit dem Vorstand schlägt der Aufsichtsrat der Dividende von unverändert 0,75 EUR je Aktie vor.
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