Deutschland rangiert nicht nur im aktuellen Medaillenspiegel der Olympischen Spiele von Rio weit vorne. Auch beim Thema "Finanz-Malware" nehmen wir einen Top-Platz ein. Nach Angaben des Statistik-Portals „statista“ lag Deutschland im ersten Quartal 2015 auf Platz vier der Länder mit den meisten Angriffen (über 51.000 Meldungen). Spitzenreiter in der Rangliste war für diesen Zeitraum Brasilien (über 91.000 Meldungen), gefolgt von Russland mit mehr als 85.800 Meldungen und den USA, die mehr als 66.600 Meldungen zu verzeichnen hatten. Und die Zahlen steigen weiter. Laut statista belief sich die Zahl der von Finanz-Malware angegriffenen Computer im 3. Quartal 2016 auf über 625.000.
Totale Kontrolle und Goldgräberstimmung
Wer wundert sich in diesem Zusammenhang über Meldungen wie "Malware macht Bankautomaten zu Zombies", wonach Malware Bankautomaten angreift und laut n-tv "so die totale Kontrolle über das befallene System übernimmt". Oder "Billigrouter und Malware führen zu Millionenverlust". Nach Meldungen von "golem.de" konnten "Angreifer mit spezialisierter Malware fast 1 Milliarde US-Dollar überweisen" und scheiterten nur an einem Rechtschreibfehler. Betroffen war die Zentralbank in Bangladesch, die durch den Coup noch immer 80 Millionen Euro vermisst. Das klingt alles nach Goldgräberstimmung für professionelle Ganoven.
Zusammenschluss von Hintermännern
Und auch eine aktuelle Analyse von Kaspersky Lab zeigt, dass Finanz-Malware weltweit ansteigt. Einen Grund sieht das Cybersicherheitsunternehmen im Zusammenschluss der Hintermänner zweier führender Banking-Trojaner: Gozi und Nymaim. Nach Angaben des Unternehmens wurde der Nymaim-Trojaner zunächst als Ransomware konzipiert. Dieser sollte den Zugang zu Daten blockieren und dafür Lösegeld fordern. In der neusten Version sind nun Funktionen des Banking-Trojaners Gozi integriert. Damit lassen sich infizierte Computer per Fernzugriff angreifen. "Gemeinsame Anstrengungen seitens der Hintermänner in die Verbreitung der beiden Malware-Familien sind dafür verantwortlich, dass sie gemäß den Kaspersky-Statistiken zu den Top-10-Bedrohungen der Finanz-Malware zählen", so Kaspersky Lab.
Auch mobile Geräte im Fokus
"Deutsche Nutzer werden besonders häufig von mobilen Banktrojanern und Ransomware attackiert. Diese Erkenntnisse gehen aus dem Malware-Report für das zweite Quartal 2016 von Kaspersky Lab hervor", so das Unternehmen. "Finanz-Malware ist derzeit sehr aktiv und entwickelt sich rasend schnell weiter", erklärt Denis Makrushin, Sicherheitsexperte bei Kaspersky Lab. "Neue Banking-Trojaner haben durch neue Module wie Ransomware ihre Funktionen signifikant ausgebaut. Falls Kriminelle keinen Erfolg beim Stehlen persönlicher Daten haben, verschlüsseln sie diese und fordern Lösegeld." Hinzu kommt nach Aussagen der Sicherheitsexperten, dass inzwischen auch mobile Geräte – wie Smartphone oder Tablets – von Banking-Trojanern betroffen seien. Das Unternehmen: "Im zweiten Quartal 2016 entdeckte Kaspersky Lab 27.403 mobile Banking-Trojaner (…). Nach Anzahl der von mobilen Bank-Trojanern angegriffenen Anwender sind Russland und Deutschland die meistbetroffenen Länder."