Unter Krisenmanagement versteht man ganz allgemein den systematischen Umgang mit Krisensituationen. Kurzum: Wenn das Instrumentarium des Risikomanagement keine Wirkung mehr zeigt bzw. Risiken nicht rechtzeitig mit Hilfe eines Frühwarnsystems erkannt bzw. vermieden werden konnten, greift das Instrumentarium des Krisenmanagements. Es beinhaltet die Identifikation und Analyse von Krisensituationen sowie die Entwicklung von Strategien zur Bewältigung einer Krise, sowie die Einleitung und Verfolgung von Gegenmaßnahmen.
Die Autoren der aktuellen Veröffentlichung „3D-Krisenmanagement“ verdeutlichen, dass Unternehmenskrisen kein Phänomen darstellen, welches lediglich einzelne Unternehmen spezieller Branchen treffen kann. Unternehmenskrisen sind vielmehr aufgrund des Wettbewerbsprinzips ein inhärentes Wirtschaftsproblem. Unternehmenskrisen sind in der Konsequenz in jedem Unternehmen als auch in jeder Branche – in der ein funktionierender Wettbewerb gesichert ist – denkbar und deren Auftreten wahrscheinlich. Allerdings weisen die Autoren auch darauf hin, dass eine präventive und eher pessimistische Sichtweise im Vorfeld einer Krise es ermöglicht, sich frühzeitig und prophylaktisch auf diese vorzubereiten, um potenzielle Schäden wirkungsvoll zu begrenzen.
Nach Ansicht der Autoren wird es zukünftig – beispielsweise aufgrund der größeren Anfälligkeit von Unternehmen auf dramatische Ereignisse bzw. exogene Schocks – nicht mehr ausreichen, Krisen sukzessiv zu bewältigen, da diese vermehrt und zeitlich überlagert auftreten und somit simultan unter Berücksichtigung zusätzlicher Interaktionseffekte gemanagt und bewältigt werden müssen. In diesem Kontext weisen die Autoren auch darauf hin, dass in der Folge einer kompetenten Krisenbewältigung auch eine Chance resultieren kann.
Das Buch skizziert ein Konzept zur Bewältigung von Mehrfachkrisen. Am Fallbeispiel eines Best-Practice-Unternehmens (Deutsche Lufthansa AG) wird die erfolgreiche simultane Krisenbewältigung der Mehrfachkrise der Luftfahrtbranche nach den Terror-Attentaten vom 11. September 2001 illustriert. Das Buch gliedert sich in insgesamt drei Teile. In einem ersten einleitenden Block (Kapitel 2 bis 5) werden Mehrfachkrisen und die systematische Bewältigung von Krisen in Krisen konzeptionell fundiert. Am Fallbeispiel „11. September“ wird u.a. die erfolgreiche Umsetzung der Methodik des Krisenmanagements bei der Deutschen Lufthansa AG skizziert. Außerdem werden im Einleitungsblock die Ursachen von Krisen, mögliche Verläufe sowie eine Klassifizierung und Systematisierung von Krisen diskutiert. Außerdem werden Ansätze zur Kommunikation in Krisen aufgezeigt.
Im zweiten Teil (Kapitel 6 bis 10) folgt eine Situationsbeschreibung der globalen Wirtschaftslage und der Rahmenbedingungen – mit einem expliziten Fokus auf die Luftfahrtbranche – vor den Anschlägen vom 11. September 2001. Eine anschließende chronologische Beschreibung der Terror-Attentate vom 11. September sowie der Auswirkungen im Allgemeinen und im speziellen auf die Deutsche Lufthansa AG legen das Fundament für eine Beschreibung der Krisenreaktionsmechanismen der Luftfahrtunternehmen ein Jahr nach den Anschlägen.
Der abschließende dritte Teil (Kapitel 11) werden dem Leser Fallstudienkonzepte zum eigenständigen Erschließen der Entscheidungssituation in Folge der Anschläge des 11. September 2001 zur Verfügung gestellt.
Die Autoren skizzieren in einer anschaulichen Art einen pragmatischen Ansatz zur Bewältigung von Krisen in Krisen. Insbesondere das konkrete Fallbeispiel, d.h. die Evaluierung des Krisenmanagements der Deutschen Lufthansa AG – erleichtert eine praktische Umsetzung der skizzierten Methodik in der Unternehmenspraxis. Fazit: Das Buch kann allen Risiko- und Krisenmanagern – auch außerhalb der Luftfahrtbranche – uneingeschränkt empfohlen werden.
Rezension von Frank Romeike