Allein in Deutschland mussten seit Anfang der 60er Jahre etwa 100 private Banken in der Folge sich häufender Kreditverluste Insolvenz anmelden. Viele weitere Banken wurden saniert oder von anderen Instituten übernommen. Fast ausnahmslos können die Ursachen auf einen kritischen Wertverfall des Kreditportefeuilles der betreffenden Banken zurückgeführt werden. Auch ein Blick auf die internationalen Finanzmärkte verdeutlicht die Bedeutung eines professionellen (Credit) Risk Managements in Banken. Vor allem die großen Finanzmarktkrisen der letzten Jahrzehnte, sowohl in den USA, als auch in den südostasiatischen Ländern und in Japan, hatten ihre primäre Ursache in der Akkumulation übermäßig großer Ausfallrisiken. Insbesondere auch die jüngst verabschiedete Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II) sieht daher vor, dass sich die Unterlegung mit Eigenkapital zukünftig mehr am Risiko des einzelnen Kreditengagements orientiert. Kredite an Schuldner mit hoher Bonität können also mit weniger Eigenkapital unterlegt werden als bislang. Basel II verknüpft jede Kreditentscheidung eines Kreditgebers mit einer individuellen Einschätzung der Bonität. Diese erfolgt auf der Basis interner Rating-Systeme der kreditgewährenden Finanzinstitute oder durch ein externes Rating.
Das Buch „Active Credit Portfolio Management A Practical Guide to Credit Risk Management Strategies” beschäftigt sich mit dem Management, der Optimierung sowie dem Hedging von Kreditportfolien. Der Schwerpunkt der Publikation liegt – im Gegensatz zu vielen anderen Büchern im Bereich des Kreditrisikomanagements – vor allem auf dem Umgang mit liquiden Anleiheportfolios. Die Autoren stellen kreditrisikorelevante Parameter und adäquate Steuerungsansätze vor, die auch über das Feld der Markowitz-Optimierung und komplexer Firmenwertmodelle (Merton-Ansatz) hinausgehen. Die Darstellung erfolgt sowohl auf Basis des Einzelengagements, als auch auf Portfolioebene. Die dargestellten Strategien schließen die Methoden zur Auswertung der relevanten Nachrichten (Makro- und Mikrofundamentaldaten, Ratingänderungen) ein. In diesem Kontext wird auch der Einsatz von Kreditderivaten (CDS, Indexswaps wie iTraxx, Hebelprodukte wie First to Default-Baskets und CDO-Tranchen) ausführlich dargestellt.
Das Buch ist in insgesamt drei Hauptkapital gegliedert: Der erste Teil (Markets) beschäftigt sich u.a. mit der Struktur der europäischen Kredit- bzw. Finanzmärkte sowie der verschiedenen Instrumente (Bonds, Exotics, Hybrid Bank Capital, Single Name Credit Derivatives, Portfolio Credit Derivatives). Der zweite Teil (Models) bietet einen sehr guten Überblick über Modelle und Methoden zur Bewertung von kreditrisikobehafteten Titeln und Derivaten. Der abschließende dritte Teil (Management) fokussiert auf die Praxis des Kreditportfoliomanagements, beispielsweise die Implementierung eines Management-Prozesses, das Hedging bzw. die Trading-Strategien. Dabei wird auch auf aktuelle Entwicklungen, etwa im Kontext der IAS bzw. IFRS sowie Basel II, eingegangen.
Das Buch kann sowohl dem Praktiker als auch dem Wissenschaftler uneingeschränkt empfohlen werden und richtet sich primär an Kreditportfoliomanager von Fondsgesellschaften und Versicherungsunternehmen, als auch Bankbuchmanager, Credittrader in Investmentbanken, Cross Asset Investoren in Hedge Funds und Risikomanager und -controller. Es kann daher gewünscht werden, dass sich diese Veröffentlichung einen großen Leserkreis erschließen wird. In jedem Fall liefert das Buch der Professionalisierung des Credit Risk Managements wertvolle Impulse.
Rezension von Frank Romeike