Die Bankbetriebslehre ist eine spezifische Betriebswirtschaftslehre für das Bankwesen. In der fünften, überarbeiteten Auflage wurden die Erkenntnisse der Finanzmarktkrise berücksichtigt. Nach Ansicht der Autoren war ein wichtiger Auslöser der Finanzmarktkrise, dass die Auswirkungen von asymmetrischen Informationsverteilungen und von Anreizproblemen nicht hinreichend beachtet wurden. Asymmetrische Informationsverteilung und Anreizprobleme sind zugleich zwei zentrale Bausteine, um zu erklären, warum dem Risikotransfer über Finanzmärkte Grenzen gesetzt sind und worin die Existenzgrundlage für Banken liegt.
Die Autoren haben den Schwerpunkt auf das Commercial Banking gelegt. Die 13 Teile des Lehrbuchs können gedanklich in vier Blöcke zusammengefasst werden. Im ersten Block werden in den Teilen A und B institutionelle und theoretische Grundlagen des Bankwesens vermittelt. In der neuen Auflage wurde in diesem Abschnitt auch ein Kapitel zum Thema Corporate Governance eingefügt. Im Anschluss an die Beschreibung des US-amerikanischen Bankensystems wird dargestellt, wie es zu der Finanzmarktkrise kommen konnte und wie diese die US-amerikanische Bankenlandschaft umgekrempelt hat.
Im zweiten Block werden in den Teilen C und D die beiden Eckpfeiler des Commercial Banking, das Kredit- und Einlagengeschäft, aus theoretischer wie praktischer Perspektive behandelt. Teil C über den Kredit enthält nun auch den Handel und die Verbriefung von Kreditrisiken. Die Kreditderivate werden gemeinsam mit den anderen Derivatearten im Teil E dargestellt. Da Derivate mittlerweile für die Banken zu einem zentralen Bestandteil der Risikosteuerung geworden sind, werden hier wichtige Grundlagen für das Verständnis der Risikomessung und Risikosteuerung gelegt. Diese beiden Aspekte sind die zentralen Themen des Bankmanagements, der Bankenregulierung und des Managements der einzelnen Risikoarten, deren Grundlagen im dritten Block in den Teilen F bis K dargestellt werden. Teil F enthält kurze Ausführungen zu Backtesting, Modellrisiken und Stresstests.
Das Kapitel über die Bankenregulierung wurde komplett neu konzipiert und gliedert sich in die drei Bereiche Theorie der Regulierung, Überblick über bankaufsichtliche Vorschriften und Institutionen der Bankenaufsicht. Die Bedeutung systemischer Risiken als Begründung für die Regulierung von Banken wurde durch die Finanzmarktkrise überdeutlich. Daher beschreiben die Autoren die Wirkungsweise systemischer Risiken ausführlich und präsentieren erste Ideen, mit welchen Instrumenten systemische Risiken reguliert werden können.
Den Abschluss des Buches bildet der vierte Block mit den Teilen L und M über das interne und externe Rechnungswesen der Kreditinstitute. Die Änderungen in der HGB-Rechnungslegung der Kreditinstitute – etwas in der Folge des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) – werden im Detail beschrieben. Im Kontext der IFRS-Rechnungslegung diskutieren die Autoren die Vor- und Nachteile einer Fair-Value-Bilanzierung.
Das Lehrbuch der Autoren Hartmann-Wendels, Pfingsten und Weber - alle Inhaber von Banklehrstühlen – bietet eine kompakte und in vielen Teilen theoretische Einführung in die Bankbetriebslehre. Dem Praktiker werden an der einen oder anderen Stelle konkrete Beispiele aus der Praxis fehlen. Nach einem Blick in die Welt der Banken werden einige Leser erstaunt sein, dass auch die Themenfelder Investment Banking, Corporate Finance und Capital Markets lediglich am Rand behandelt werden.
Insgesamt bietet das Lehrbuch einen breiten Überblick und kann vor allem Studierenden als Grundlagenlektüre empfohlen werden.
Rezension von Frank Romeike