Die zweite Auflage des Buches von Norbert T. Varnholt und Peter Hoberg hält, was sie verspricht: Völlig überarbeitet und erweitert. Selbst für den Käufer der ersten Auflage ist das Buch schon daher erneut zu empfehlen. Es geht in diesem Buch um Ansätze und Instrumente für ein besseres Rating-Ergebnis – so lautet auch der Untertitel des Buches "Bilanzoptimierung für das Rating: Ansätze und Instrumente für ein besseres Rating-Ergebnis". Der Verlag Schäffer Poeschel ist bei diesem Buch wieder einmal Garant für eine fachlich fundierte Lektüre (ISBN 978-3-7910-3292-4).
Neu im Buch sind beispielsweise die Beiträge von Gernot M. Becker aus der Landesbank Hessen-Thüringen über die Auswirkungen von Basel III auf die Unternehmensfinanzierung und von Bernd Lüthje, bekannt nicht zuletzt aufgrund seiner Rolle für die NRW.Bank sowie als ehemaliger Hauptgeschäftsführer der Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands.
Jörg Funder befasst sich mit der Optimierung der Finanzstruktur für das Rating, Lars Jäger mit regelkonformen Verhalten als Basiselement zkünftiger Bonität und Reputation, Olaf Harms mit Factoring im Mittelstand, Peter Hoberg mit "Bilanz plus – das Heben verborgener Schätze in der Bilanz" wie auch mit der Frage eines besseren Ratings durch Leasing (vgl. auch Kauf, Miete und Leasing im Rating: Finanzierungswege langlebiger Wirtschaftsgüter sicher beurteilen).
Weitere Beiträge gehen der Bilanzoptimierung durch Bestandsoptimierung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, der optimierten Produktpolitik für besseres Rating, der Finanzierungsoptimierung durch den Einsatz öffentlicher Förder- und Finanzierungsinstrumente, der Bilanzoptiierung durch pauschal dotierte Unterstützungskassen, oder dem Workring Capital Management nach. Izzettin Günay stellt das FERI Branchen Rating vor, wie Prognosen als Grundlage zur Risikobewertung von Branchen eingesetzt werden. Schließlich geht es auch – mit FOkus auf die Bedeutung von Steuerlatenzen für die Rechnungslegung auch um handelsrechtliche Rechnungslegung bei Personenhandelsgesellschfaten und um die betriebswirtschaftliche Auswertung für Branchen.
Die Herausgeber ordnen die Beiträge vier Hauptkapiteln zu, nämlich "Bilanzpolitik, Bialnzoptimierung und Rating", "Ansätze zur Optimierung für das Rating auf der Aktivseite", "Auswirkungen der Bilanzptimierung für das Rating auf der Passivseite" und "spezielle Ansätze, Instrumente und Aspekte der Rating-Analyse und Verbesserung des Rating-Ergebnisses".
Indem der Titel auf die Bilanzoptimierung für das Rating abzielt, müssen zwangsläufig eine Fülle von Aspekten angesprochen werden, die heute nicht etwa nur von börsennotierten Aktiengesellschaften, sondern nun auch Tief in der Masse mittelständischer Unternehmen zu beachten sind. Das Thema "Compliance" wird zum Beispiel immer wichtiger, da der Gesetzgeber den Mittelstand mit einer nicht mehr überschaubaren Fülle von Regeln und Rechtsnormen konfrontiert.
Kaum noch einem Unternehmer ist die absolute Gewissheit vergönnt, alle für seine Geschäftstätigkeit und seinen Betrieb relevanten Rechtsnormen zu kennen und also auch deren Einhaltung sicherstellen zu können. Da viele Gesetze nicht mehr einer stringenten Teleologie folgen, entziehen sie sich dem "gesunden Menschenverstand", den mittelständische Unternehmer zum Maßstab ihres Handelns machen. Der Mehrzahl der Unternehmen droht daher heute schon der Stillstand, da ihnen in dem einen oder anderen willkürlichen Detail nicht regelkonformes Verhalten in zermürbenden Rechtsprozessen nachgewiesen werden könnte.
Welcher Irrweg in Europa aus einem falscehn Verständnis der aus den USA bekannten Ratings angetreten wurde, zeigt Lüthje prägnant in seinem Beitrag auf. "Die Raings von Standard & Poor’s und Moody’s sind Gutachten und Beurteilungen, keine Testate oder Noten. In den Regelwerken aus Basel werden die Bonitätsstufen der Agenturen jedoch zu Noten, zu festen Größen, die über den Einsatz von Eigenkapital für Kredite entscheiden."
Lüthje zeigt die Gefährlichkeit der "Ampelsteuerung aus Basel" auf, mit dessen Hilfe das Regime aus Basel das gesamte Finanzgeschäft einschließlich der Agenturen und ihren Ratings lenkt. Lüthje zeigt die Grenzen der Bilanzoptimierung für ein Rating auf: "Überhaupt nicht voraussehbar sind die erratischen Sprungentscheidungen des Basel-Regimes." In Verbindung mit der Lenkungswirtschaft im Euro-Raum verhindere das Regime eine belastbare Bilanzplanung.