Das Risiko-Universum hat sich in der jüngeren Vergangenheit erkennbar ausgedehnt. Durch eine stärkere weltweite Vernetzung von Banken und ihrer Kunden, durch eine Vielzahl neuer regulatorischer Anforderungen sowie durch eine geänderte Risikolandkarte und Risikowahrnehmung werden an professionelle Risikomanager erhebliche Anforderungen gestellt. Die Risikofunktion im Unternehmen hat an Bedeutung erheblich gewonnen. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wie professionelles Risikomanagement am besten funktioniert, welche Mechanismen ineinandergreifen und wie Erkenntnisse aus der Risikoforschung bestmöglich in die Praxis umgesetzt werden können.
Der Wunsch vieler Unternehmenslenker nach bestmöglicher Beherrschung von Risiken ist primär durch praktische Anforderungen an die Gesamtunternehmenssteuerung getrieben. Ziel ist dabei, die Gewährleistung einer Rundumsicht in einem integrierten Berichtswesen, eine hohe Transparenz und bedarfsgerechte Informationen, eine kompakte und einfache Steuerung sowie die Beherrschung der Prozesse zu möglichst jedem Zeitpunkt. Oft mangelt es aber entweder an geeigneten Instrumenten und abrufbaren Informationen oder aber – das andere Extrem – es sind zu viele einzelne Stellhebel und Informationen verfügbar, die überfordern und eine Gesamtrisikoperspektive verstellen. Das Ergebnis: Planabweichungen und Blindflug. Die Verknüpfung von Risikomanagement und Unternehmenssteuerung ist deshalb zu einer der zentralen Aufgaben im Unternehmen geworden. Insbesondere der internationalen Kreditwirtschaft haben Erfahrungen aus der jüngsten Finanzkrise deutlich vor Augen geführt, dass eine unzureichende Aggregation von Risikopositionen, unbekannte Konzentrationen auf Konzernebene und nicht schnell und präzise verfügbare Daten über Geschäftsfelder und Konzerngesellschaften ein fundamentales Problem sein können. In der Konsequenz gewinnt eine angemessene technisch-organisatorische Ausstattung (IT-Infrastruktur) und die Sicherstellung von Genauigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten ebenso eine größere Bedeutung wie die Verfügbarkeit flexibler Auswertungsmöglichkeiten (Datenaggregationsprozesse). Am Ende steht idealtypisch eine holistische Risikoentscheidung unter Berücksichtigung von Korrelationen zwischen Risikostreuung und Risiko-Units im Unternehmen.
Die Globalisierung hat davon unberührt für eine Internationalisierung von Risiken gesorgt. Entsprechend gilt das Augenmerk möglichen Ansteckungsgefahren. International agierende Banken müssen zwangsläufig politische, gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Variablen überall auf der Welt beobachten. Ausfallrisiken zu analysieren und Forderungsverluste zu verhindern, gehört zum Grundhandwerk des Risikomanagements. Tatsächlich gibt es für geopolitische Risiken, anders als für Natur- oder Kreditrisiken, keine ausgefeilte Methodologie. Es ist deshalb wichtiger geworden, die relevanten Indikatoren zu kennen und zu beobachten. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich mathematische Risikomodelle zu einem wesentlichen Element der Banken- und Finanzmarktregulierung entwickelt. Hierbei wurde nicht nur der Anwendungsbereich der Risikomodelle stetig auf die verschiedenen Risikokategorien (Kreditrisiko, Marktrisiko, operationelle Risiken) ausgeweitet, sondern auch innerhalb der jeweiligen Risikoarten ist ein Trend zu immer größerer Modellkomplexität zu verzeichnen. Ziel vieler Risikomanager ist, in den jeweiligen mathematischen Modellen möglichst viele Details der zu modellierenden Realität abzubilden. Doch wird in diesem Kontext häufig ausgeblendet, dass mathematische Modelle nichts anderes sind als Werkzeuge, die ein mehr oder weniger eingeschränktes Abbild der Wirklichkeit bieten. Durch die finanzmathematische Ausrichtung des Risikomanagements wird das Modellrisiko somit selbst zum Risiko. Zudem erhöht die Theoretisierung des Risikos die Gefahr, Risikointerdependenzen nicht mehr hinreichend zu erkennen. An der massiv zunehmenden Komplexität von potenziellen Szenarien und Ursache-Wirkungs-Ketten ist die Regulatorik nicht ganz unbeteiligt.
In den vergangenen Jahren hat die Regulierungsdichte erheblich zugenommen. Die Bankenaufsicht soll einen ordnenden Rahmen schaffen, um den gesellschaftlichen Nutzen der Kreditwirtschaft zu stärken. Da Bankengeschäfte per se mit hohen Risiken behaftet sind, besteht an der grundsätzlichen Berechtigung von Finanzmarktregulierung kein fundamentaler Zweifel. Auf der anderen Seite hat das Ausmaß der Regulierung mittlerweile Dimensionen angenommen, die Banken vor erhebliche organisatorische Schwierigkeiten stellen. Die Regulatorik ist dadurch zu einem der Top-Risiken mutiert. Eine gewisse Unvorhersehbarkeit belastet die Banken zusätzlich. Die regulatorische Flut führt in einzelnen Häusern dazu, dass spezielle Teams zur Evaluierung des Risikos der Regulatorik auf das bestehende Geschäftsmodell implementiert werden. Die größer gewordene Zahl der Aufsichtsinstitutionen hat das regulatorische Management zumindest nicht vereinfacht. Neben Deutscher Bundesbank, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) spielen internationale Normengeber wie der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, die Europäische Bankenaufsicht (EBA), die Financial Action Task Force (FATF) oder die International Organization of Securities Commissions (IOSCO) eine wichtige Rolle.
So banal es klingt: Risikomanagement und Regulierung sind in diesem Zusammenhang zu einem Brennpunkt im Unternehmensmanagement geworden. In diesem Sinne vereint der vorliegende Sammelband ausgewählte Aspekte der risikoorientierten Bankenaufsicht und will in diesem Themenumfeld einige Anregungen und fachliche Impulse geben.
Insgesamt 19 Fachbeiträge beleuchten das Thema Risikomanagement und Regulierung aus höchst unterschiedlichen Blickwinkeln. So setzt sich der erste Beitrag "Neues Baseler Verbriefungsregelwerk: Neue Eigenkapitalanforderungen für Verbriefungstransaktionen" mit dem im Dezember 2013 vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht veröffentlichte zweite Konsultationspapier zur Änderung des Verbriefungsrahmenwerks auseinander. Das Konsultationspapier sieht eine wesentliche Vereinfachung der Ansätze zur Bestimmung der Kapitalanforderungen vor, insbesondere im Vergleich zum ersten Konsultationspapier. Zudem ist vorgesehen, die Anforderungsvoraussetzungen für die Anwendung des IRB-Ansatzes zu lockern. Ziel der überarbeiteten Regelungen ist es, die Kapitalanforderungen für Verbriefungspositionen im Vergleich zu den aktuellen Regelungen zu erhöhen und den Rückgriff auf externe Ratings zu reduzieren.
Der zweite Artikel "Fundamental Review of the Trading Book” setzt sich mit dem Themenkomplex der Marktpreisrisiken im Handelsbuch auseinander. Ende Oktober 2013 veröffentlichte der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) das zweite Konsultationspapier zum Fundamental Review of the Trading Book (FRTB). Dieses ist eine Überarbeitung und Konkretisierung des ersten Entwurfs vom Mai 2012.
Nach der stark kreditrisikolastigen Capital Requirements Regulation (CRR) sind nun wieder die Marktpreisrisiken stärker in den Blick der Aufsicht gerückt. Neben der Neudefinition des Handelsbuchs und den neuen Anforderungen an Modellbanken wurden im Konsultationspapier auch grundlegend überarbeitete Standardverfahren vorgestellt, die alle Nicht-Modellbanken zukünftig zur regulatorischen Eigenkapitalunterlegung für Marktpreisrisiken anwenden sollen. Der Artikel "Marktpreisrisiken: Basel 3,5 – Die neuen Standardverfahren" erläutert zunächst die generelle Funktionsweise dieser Verfahren. Außerdem wird speziell auf das Zinsrisiko (allgemeines Zinsrisiko, Spreadrisiko und Ausfallrisiko) eingegangen und die Vorgehensweise anhand von Beispielen illustriert. Abschließend werden die restlichen Risikoarten (Aktien-, Rohwaren- und Fremdwährungsrisiken sowie das nichtlineare Optionsrisiko) beleuchtet.
In der Folge der internationalen Finanzkrise im Zeitraum 2007 bis 2009 hat der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht das Regelwerk Basel II grundlegend überarbeitet und dabei vor allem Liquiditätsanforderungen erstmals auf internationaler Ebene festgeschrieben. Der Artikel "Bankenaufsicht: Liquiditätsanforderungen gemäß Basel III" erläutert die neuen Anforderungen, beschreibt die rechtlichen Schritte im Hinblick auf die Einführung und beleuchtet mögliche Auswirkungen.
Bereits im Juni 2011 hat die Zentralbank der Niederlande den "Internal Liquidity Adequacy Assessment Process" (ILAAP) in den Niederlanden eingeführt. Der Artikel "Asset-Liability-Management: Niederländisches ILAAP als Grundlage für Basel III - Säule 2" skizziert die Erfahrungen hieraus.
Am 30.06.2014 hat die EU-Kommission den lange vorbereiteten Rechtsakt zur finalen Ausgestaltung der LCR erlassen. Keineswegs ist damit aber der lange Weg zu einer einheitlichen Behandlung des Liquiditätsrisikos beendet. Obwohl mit dem "Framework for measuring and managing liquidity" bereits im Jahr 1992 eines der ersten internationalen Leitliniendokumente eines Bankenaufsichtsorgans zu diesem Thema veröffentlicht wurde, dokumentierte noch im Jahr 2008, als Liquiditätsrisiken aufgrund der Finanzkrise in den Mittelpunkt gerückt waren, eine Untersuchung der deutschen Bundesbank die heterogene Ausgestaltung der Liquiditätsrisikosteuerung in deutschen Kreditinstituten. Der Artikel "Einheitliches Liquiditätsrisikomanagement im Fokus der Aufsicht" liefert einen Überblick über den aktuellen Diskussionsstand.
In Erfüllung ihres Mandats nach Art. 107 der Richtlinie 2013/36/EU (CRDIV) hat die EBA am 7. Juli 2014 ein rund 200 Seiten mächtiges Konsultationspapier veröffentlicht mit einem Entwurf zu Vorgaben über einheitliche Verfahren und Methoden der aufsichtlichen Überprüfung und Bewertung. Mit den in diesem Konsultationspapier dargestellten Ansätzen wird unter anderem die Anhebung der aufsichtlichen Bedeutung von Liquidität auf den Rang, den die Eigenmittel des Instituts schon jetzt haben, endgültig manifestiert. Erstmals wird in diesem Papier im Kontext der institutsinternen Verfahren gemäß Art. 86 auch explizit vom Internal Liquidity Adequacy Assessment Process (ILAAP) gesprochen, um die Analogie und Gleichrangigkeit zum ICAAP unmissverständlich zu machen. Darüberhinaus werden Liquiditätsrisiken nun getrennt als Zahlungsfähigkeitsrisiken einerseits und Refinanzierungsrisiken andererseits unterschieden. Der Artikel "Leitlinien zu einheitlichen Verfahren und Methoden für den Prozess der aufsichtlichen Überprüfung und Bewertung" liefert Einblicke in aktuelle Regulierungsvorhaben der EBA.
Der anschließende Fachartikel setzt Schätzverfahren für Kreditrisikomodelle auseinander. Speziell behandelt der Text die Parametrisierung von CreditRisk+. Das Kreditrisiko stellt für die allermeisten Banken die wichtigste Risikoklasse dar. Seiner korrekten Berechnung kommt somit eine enorme Bedeutung zu. Insbesondere eine Fehlparametrisierung des eingesetzten Kreditrisikomodells kann das Ergebnis, die Höhe des zur Deckung des Kreditrisikos angesetzten Eigenkapitals, stark verfälschen. Zum einen kann es zu einer groben Unterschätzung des Risikos kommen – mit potenziell dramatischen Folgen für das Weiterbestehen des Instituts und in jedem Fall zum großen Missfallen auf Prüferseite. Zum anderen kann es aufgrund des Einsatzes ungenügender statistischer oder "Pi-mal-Daumen"-Verfahren zu Überschätzungen des Risikos kommen, die das Ergebnis weit stärker belasten als nötig.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde der Value-at-Risk (VaR) zum Standard der Risikomessung bei Finanzinstituten – nicht zuletzt durch regulatorische Verpflichtungen. Erfahrungsgemäß wird aber, ganz im Gegensatz zur Implementierung des jeweiligen Risikomodells, relativ wenig Aufwand betrieben, um die Genauigkeit der eingesetzten mathematischen Modelle formal zu überprüfen oder einem Backtest zu unterziehen. Dies ist einerseits den bislang fehlenden Werkzeugen für solch einen formalen Backtest geschuldet, andererseits aber auch der fehlenden Sensibilisierung für diese Thematik. Der Artikel "Value-at-Risk im Risikomanagement: Der unevaluierte Standard" nimmt sich daher diesen Punkten an und beschreibt eine neue Klasse von einfachen aber effizienten VaR-Backtests sowie die Konsequenzen von falsch kalibrierten Risikomodellen.
Der anschließende Fachbeitrag "Kreditausfälle frühzeitig erkennen" setzt sich mit dem Nutzen maschineller Lernverfahren auseinander. Der Ruf nach einer frühzeitigen Erkennung von Ausfallrisiken wird in der Finanzwelt nicht zuletzt auch durch die Verluste verstärkt, die in der Folge der Finanzkrise erlitten wurden. Es stellt sich daher die Frage, welche Methoden zum einen die Erkennungsraten signifikant verbessern und welche zum anderen dem zeitlichen Aspekt der frühzeitigen Erkennung besser Rechnung tragen. Im Rahmen einer Benchmark-Analyse werden mögliche Methoden und deren Ergebnisse diskutiert. Eine Übersicht über mögliche zum Einsatz stehende Methoden wird dargestellt und das Optimierungspotenzial einer gängigen stochastischen Methode versus einer Neuentwicklung aus dem Bereich der maschinellen Lernverfahren quantifiziert.
Der Artikel "Tobins Q-Ratio" setzt sich mit einem Bewertungsmaß für den Aktienmarkt auseinander. Mit dem Q-Ratio besitzen langfristig orientierte Anleger ein geeignetes Bewertungsmaß, welches auf günstige Einstiegszeitpunkte am breiten US-Aktienmarkt hindeuten kann.
Am 28. Juni 2013 veröffentlichte der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht das Konsultationspapier BCBS 254 zur Nicht-Interne-Modelle-Methode (NIMM). Am 25. Juli wurde eine überarbeitete Version des Papiers veröffentlicht. Nach der Durchführung einer QIS im September/Oktober 2013 wurde im März 2014 das überarbeitete Papier BCBS 279 veröffentlicht, in dem die neue Methode umbenannt wurde in "Standardised Approach for Measuring Counterparty Credit Risk", kurz SA-CCR. Ziel der vorgeschlagenen Methodik ist es, die derzeit unter der Solvabilitätsverordnung sowie künftig in der Capital Requirements Regulation (CRR) gültigen Verfahren zum Netting von Derivaten mit Ausnahme der Laufzeitmethode und der Internen-Modelle-Methode (IMM) zu ersetzen. Mit diesem Themenkomplex setzt sich der Artikel "Standardansatz zur Messung von Kontrahentenausfallrisiken (SA-CCR)" auseinander.
Betrachtet man, wie sich die Stellung des Collateral Managements in den letzten Jahren in vielen Instituten entwickelt hat, wird ein Trend deutlich: Während es bislang oft im Back-Office angesiedelt war, nimmt die Visibilität in jüngerer Zeit zu – Collateral Management wird immer mehr zu einem integralen Bestandteil der Institute. Die Gegebenheiten am Markt nach der Lehmann-Krise führten zu einer erhöhten Nachfrage nach wechselseitiger Besicherung der außerbörslichen Geschäfte (beispielsweise Zinsderivate, Devisenderivate), was wiederum zu einem beständigen Wachstum des Collateral Managements innerhalb der Bankenwelt führte. Das Collateral Management gerät heute immer mehr in den Fokus von Vorständen und Geschäftsführern und bietet – bei richtiger Nutzung – die Möglichkeit, ein neues Profit-Center zu eröffnen. Neue Prozesse, die aufgrund von Richtlinien und Initiativen eingeführt werden müssen, erlauben eine neue Sicht auf das Collateral Management. Diesem Thema widmet sich der Beitrag "Collateral Management: Wandel durch EMIR und Target2-Securities".
Mit Multi-Währungssicherungen sowie Strategien zum Währungsmanagement setzt sich der anschließende Beitrag auseinander. Die Auswahl an Strategien zum Währungsmanagement ist vielfältig. Ihr Einsatz ist jedoch für Unternehmen oftmals unflexibel, mit Prämienkosten verbunden oder kann die gewünschten Absicherungskurse nicht ermöglichen. Wie können Unternehmen in ihren Bestrebungen unterstützt werden, Budgetkurse des kommenden Jahres zu sichern bzw. trotz widriger Wechselkursentwicklungen ggf. zu verbessern? Als Alternative zur klassischen Einzel-Sicherung von Währungspaaren wird im Artikel der Einsatz von Multi-Währungsoptionen im Währungsmanagement genauer unter die Lupe genommen.
Die Messung und Steuerung des Zinsrisikos kann bilanzorientiert mit Fokus auf den handelsrechtlichen Periodenerfolg sowie wertorientiert im Kontext einer barwertigen Gesamtbanksteuerungsphilosophie erfolgen. Während im Barwertkalkül der Zinsbuchbarwert respektive dessen Entwicklung im Zeitablauf die relevante Steuerungsgröße darstellt, steht die Zinsspanne als zentrale Ergebnisgröße im Zentrum des klassischen GuV-Kalküls. Der Artikel diskutiert Szenariotechniken bei GuV-orientierten und barwertigen Zinsrisikosteuerungskonzepten.
Die Häufung von gravierenden Schadensfällen bei Großbanken zeigt, dass dem Management von operationellen Risiken unverändert eine hohe Bedeutung beigemessen werden muss. Seitens der Bankenaufsicht wurde diesbezüglich das Three-Lines-of-Defense-Modell vorgestellt, das nicht nur bestehende Regelungen zusammenführt, sondern auch neue Elemente enthält. Im Beitrag "Three-Lines-of-Defense-Modell – Auf dem Weg zum Marktstandard?" wird das Modell vorgestellt und der Implementierungsgrad bei großen Kreditinstituten anhand einer Auswertung von Jahresabschlüssen überprüft. Abschließend werden Voraussetzungen abgeleitet, die Vorbedingung für eine weitere Verbreitung des Three-Lines-of-Defense-Modells sind.
Mit dem Themenkomplex Stresstests setzt sich ein weiterer Beitrag auseinander. Mit dem Ziel, ein weiteres Systemversagen wie in der Finanzkrise von 2008-2009 zu verhindern, haben die Bankaufsichtsbehörden und Regierungen in aller Welt die regulatorischen Standards verschärft, wodurch Stresstests an Bedeutung gewonnen haben. Viele Banken äußern mittlerweile Bedenken, dass die ständig zunehmenden Datenanforderungen der Tests wenig mit ihrem individuellen Risikoprofil zu tun haben. Und obwohl sie die Vorschriften befolgen müssen und einen enormen Ressourcenaufwand betreiben, um die regulatorischen Fristen einzuhalten, stellen Banken sich die Frage, ob regulatorische Stresstests möglicherweise nur Kosten ohne jeden Wertbeitrag darstellen.
Ein abschließender Beitrag "Supervisory Reporting: Forbearance and nonperforming exposures” skizziert die wesentlichen Elemente der ITS-Anforderungen an das Reporting. Die European Banking Authority (EBA) hat am 24. Juli 2014 den Final Draft Implementing Technical Standards (ITS) "Supervisory reporting on forbearance and non-performing exposures" inklusive der entsprechenden FINREP-Meldetemplates veröffentlicht. Diese betreffen im Wesentlichen Verträge, die aufgrund finanzieller Schwierigkeiten des Schuldners nachverhandelt wurden ("forbearance measures") oder zum Berichtszeitpunkt notleidend sind ("non-performing exposures"). Durch den vorliegenden ITS sind hauptsächlich die FINREP-Meldetemplates 18 und 19 betroffen.
Der Sammelband bietet ein breites Spektrum an Artikeln zu hochaktuellen Themen im Bereich der Bankenregulierung und des Risikomanagements. Die insgesamt 19 Beiträge sind erkennbar von erfahrenen Praktikern oder Wissenschaftlern mit Praxisbezug geschrieben worden und bieten somit viele wertvolle und praxisdienliche Ansätze. Aufgrund der Vielfalt der Themen und des mitunter methodischen Tiefgangs eignet sich das Herausgeberwerk vor allem für Risikomanagement- und Regulierungsprofis und nur begrenzt für Einsteiger in die Materie.