Keine Frage, die deutschen Banken stehen unter Druck, ihre Eigenkapitalrenditen zu erhöhen. Banken der angelsächsischen Länder geben hier den Takt vor, indem zweistellige Renditen keine Ausnahmen sind. Auch die jüngst überstandene Krise der Kreditwirtschaft, verursacht u.a. durch die hohe Zahl an Unternehmenspleiten führen dazu, dass das Augenmerk verstärkt dem Shareholder Value gilt oder wie die Herausgeber es formulieren, dass Wertorientierte Banksteuerung und Risikomanagement innerhalb der Aktivitäten einer Geschäftsbank erhöhte Beachtung findet. Bankaufsichtliche Vorgaben durch Basel II oder MaRisk führen nicht nur dazu, die Bankrisiken besser zu beherrschen. Einhergehend mit der Fokussierung auf Wertorientierung wird das Ziel verfolgt, die Rendite der Bank zu optimieren und zu steigern. Wertorientierung ist damit ein wesentlicher Eckpfeiler der Gesamtbanksteuerung. Die Autoren vertreten dabei die Auffassung, dass wesentliches Element der wertorientierten Unternehmensführung mit seiner Finanzierungsvielfalt das „Corporate Banking“ ist mit dem Ziel, durch Steigerung der Rendite sich im globalen Wettbewerb behaupten zu können.
Das vorliegende Lehrbuch behandelt die Themen rund um das Corporate Banking eines typischen Kreditinstitutes.
Beginnend werden die theoretischen Grundlagen des Finanzmanagements dargestellt, ehe in den weiteren und gesonderten Kapiteln die Themen Rating und Unternehmensbewertung, Wertorientierte Finanzierungsentscheidungen im Corporate Banking, Strukturierte Finanzierungen und Marketing, erläutert werden. Großen Raum wird dabei dem Ratingprozess als quantitativen Teil und der Due Dilligence als qualitativen Prozess der Unternehmensbewertung, eingeräumt. Sie stellen die wesentlichen Grundlage der Klassifizierung des Unternehmens dar. Daraus folgen weitere Entscheidungen und Maßnahmen. Beispielsweise für das Unternehmen die existenzielle Frage, ob die Kreditlinie weiter eingeräumt werden soll oder ob andere Finanzprodukte anzubieten sind. Der Bedarf an neuen Finanzierungsinstrumenten wird anhand neuer oder modifizierter Finanzierungsformen wie Private Equity, Venture Capital beschrieben.
Die Banken müssen sich dem Wettbewerb stellen. Vorbei sind die Zeiten, wo die Bank nur auf die Kunden warten musste. Die Abgrenzung zu anderen Kreditinstituten oder Geldgebern kann nur durch ein ausgefeiltes Angebot an Finanzierungsangeboten erfolgen. Welche Möglichkeiten und Instrumente hierbei zur Verfügung stehen, wird im Kapitel Marketing erörtert. Dabei steht das Bestreben im Vordergrund, präzisere Daten und Informationen über den Kunden zu erhalten um so in die Lage versetzt zu werden, spezifischere Angebote dem Kunden offerieren zu können. Die Verbindung moderner IT Infrastruktur und eine durchdachte Prozesssteuerung ist dabei unabdingbar. Die konsequente Umsetzung der erörterten Maßnahmen hat jedoch den Nebeneffekt eines ‚Gläsernen’ Bankkunden. Insbesondere die Ermittlung von Daten und Datenprofilen wirft die Problematik nach dem Umgang mit personenbezogenen Daten und damit dem Datenschutz auf. Diese Thematik wird jedoch leider nicht erörtert.
Das vorliegende Buch ist speziell für Studierende des Bankbetriebswirt-Studiums konzipiert. Vorteilhaft ist die Strukturierung der Kapitel und Nachvollziehbarkeit der Aussagen. Fallbeispiele und Fragen runden die jeweiligen Kapitel ab.
Rezension von Christoph Tigges (IBM Deutschland)