Bereits im Vorwort macht Jürgen Weber neugierig auf das, was er unter "Advanced Controlling" versteht: Insbesondere die verhaltensbezogene Perspektive möchte er integrieren in das bestehende Controlling-Wissen – dies verlange die Führung im dynamischen Kontext. Dabei brauche der Controller nicht zum Psychologen werden, sondern "das eine tun, ohne das andere zu lassen." Der Controller bleibt danach verantwortlich für die Rationalitätssicherung im Unternehmen, erfährt jedoch in der Analyse des Zusammenspiels zwischen ihm und dem Manager und der Öffnung gegenüber nicht-monetären Steuerungstatbeständen eine grundsätzliche Erweiterung seines Anforderungs- und Erlebnishorizontes. Am Beispiel von Investitionsentscheidungen, dem Einsatz von Kennzahlen und der Budgetierung zeigt Weber Ansatzpunkte für verhaltensorientiertes Controlling und orientiert sich dabei am praktischen Vorgehen. Dabei unterscheidet er zwischen "Könnens-" und "Wollensdefiziten". Weber betont die Notwendigkeit zur Flexibilität und Vielgestaltigkeit des Controllings und stellt fest, dass der Controller somit aus gutem Grund "Chamäleon" sein müsse. Das Kapitel über verhaltensorientiertes Controlling schließt mit einer Übersicht über typische kognitive Begrenzungen ("können") und den für den Controller nützlichen Wegen zur Linderung des jeweiligen Problems.
In seinen Betrachtungen zum "Führungsteam" aus Controller und Manager betont Weber den Einfluss des Controllings auf das Management und fokussiert u.a. die Zufriedenheit des Managements mit dem Controlling. Dabei fordert er Controller und Manager auf, sich gegenseitig besser kennen zu lernen.
Nach den Ausführungen zu verhaltensorientierten Ansätzen widmet sich Weber den entscheidenden aktuellen Steuerungssystemen und Instrumenten wie der Balanced Scorecard, dem Value Based Management, marktorientierten Instrumenten und dem Supply Chain Controlling und liefert Erfahrungsberichte und Einschätzungen aus Sicht der Praxis. Aber auch Basics der Planung, der Kennzahlenanalyse und der Kostenrechnung werden aufgegriffen, einem Praxis-Review unterzogen und in den aktuellen Management-Kontext eingeordnet. Weber analysiert neuere Controllingansätze kritisch und vergleicht mit bestehenden Ansätzen. Auf diese Weise gibt er praxistaugliche Handlungs- und Umsetzungsempfehlungen unabhängig von kurzlebigen Trends.
Webers Handbuch zum Advanced Controlling unterstützt den Controller darin, seine Aufgaben und seine Rolle klarer zu sehen und liefert wertvolle Tipps für seine tägliche Unterstützungsfunktion. Dem Manager vermittelt es ein breiteres Verständnis für die Chancen, die in einer effizienten Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Controller liegen. Mit der Betonung verhaltensorientierter Erfolgsfaktoren für die Controller-Arbeit öffnet Jürgen Weber in pragmatischer Weise den Horizont für tiefergehende Betrachtungen zur zwischenmenschlichen Interaktion zwischen dem Controller und seinen internen Kunden.
Rezension von Dr. Anette Köcher, MARC O'POLO International