Mit der Deregulierung der Energiemärkte und den daraus resultierenden Durchleitungsmöglichkeiten für Strom entstanden neue Handelsmärkte und ergeben sich für Energieversorgungsunternehmen (EVU) eine Vielzahl von möglichen Handelsbeziehungen für Stromeinkauf und -absatz. Insbesondere entwickelten sich neue Marktinstitutionen, wie etwa Großhandelsmärkte für standardisierte Energielieferverträge. Parallel mit der Entwicklung des Energiegroßhandels folgte die Entwicklung und Implementierung adäquater Risikomanagement-Methoden.
Der Fokus des "Handbuch Energiehandel", herausgegeben von Hans-Peter Schwintowski, Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, ist sehr weit gefasst. In der zweiten Auflage wurde das Handbuch noch einmal erweitert und komplett überarbeitet. Neben den verschiedenen Formen des OTC-Handels (over the counter), der Rolle der Marktteilnehmer und Strombörsen, dem Clearing von Börsengeschäften und dem Risikomanagement werden vor allem auch die rechtlichen Aspekten des Energiehandels skizziert.
Der erste Teil beschäftigt sich mit dem OTC-Handel sowie den verschiedenen Formen des OTC-Handels, seine Rolle und Funktion, mit den Produkten, der Entwicklung des Handels sowie den diversen Marktteilnehmern. Hierbei werden insbesondere auch die Rahmenbedingungen sowie die Regulierung für einen verlässlichen Handel skizziert. Im Kapitel zur rechtlichen Bewältigung des OTC-Handels werden die rechtlichen Voraussetzungen und die Formen des Handels skizziert. Im Fokus stehen auch die Besonderheiten des Handels mit CO2-Emmissionszertifikaten und des Handels mit Kohle sowie mit Energiederivaten.
Der zweite Teil des Buches betrifft den für die Praxis immer wichtiger werdenden Handel an den Strombörsen. Zunächst wird aus der Perspektive der Praxis der Handel an der EEX (European Energy Exchange) vorgestellt. Der Schwerpunkt in diesem Kapital liegt auf der Einordnung der Strombörsen, den Organisationsgrundlagen der EEX, den Märkten und Produkten an der EEX, dem Clearing von Börsengeschäften sowie der Transparenz des Börsenhandels.
Der dritte Teil des Buches konzentriert sich auf das Risikomanagement im Energiehandel. Hierbei werden die Aufbau- und Ablauforganisation des Risikomanagements sowie das Risikocontrolling skizziert. Auf rund 100 Seiten werden neben der Aufbauorganisation, die Prozessschritte des Risikomanagements das Risikocontrolling sowie Steuerungsmodelle im Energiehandel fundiert beschrieben.
Im Anschluss wird die rechtliche Bewältigung des Risikomanagements im Energiehandel dargestellt. So werden etwa die einzelnen Tatbestandsvoraussetzungen des § 91 II AktG skizziert. Einbezogen werden die MaRisk ebenso wie die Auswirkungen auf die Prüfpflichten des Aufsichtsrates und der Wirtschaftsprüfer.
Der abschließende vierte Teil des Herausgeberwerkes konzentriert sich auf die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen für den Energiehandel. Ein ausführliches Glossar definiert die wesentlichen Begriffe aus der Welt des Energiehandels und Risikomanagements.
Fazit: Das "Handbuch Energiehandel" ist eine wahre Fundgrube für all diejenigen, die sich mit dem Thema Energiehandel aus verschiedenen Perspektiven (betriebswirtschaftliche, rechtliche etc.) beschäftigen möchten. Der Schwerpunkt des Handbuchs liegt in der rechtlichen Dimension des Themas. Das "Handbuch Energiehandel" gehört als Nachschlagwerk auf den Schreibtisch aller Praktiker im Energiehandel und kann auch Studierenden uneingeschränkt empfohlen werden.
Rezension von Frank Romeike