Die Weltwirtschaftsordnung befindet sich im größten Umbruch seit dem zweiten Weltkrieg, so der Vorstandsvorsitzende der Coface Deutschland in seinem Vorwort zum Handbuch Länderrisiken 2011. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat in den vergangenen Jahren deutliche und nachhaltige Spuren hinterlassen. So ist beispielsweise deutlich geworden, dass Länder wie China, Indien und Brasilien die Weltwirtschaft und ihre Institutionen maßgeblich prägen und dass ihr Gewicht stetig wächst. Insbesondere die Spaltung der Weltwirtschaft in gut finanzierte Überschussländer und klamme Defizitstaaten sowie das wachsende Selbstbewusstsein der großen Schwellenländer erhöhen die Gefahr von Währungturbulenzen, Protektionismus und Staatsbankrotten.
Bei vielen Unternehmen kann beobachtet werden, dass vor allem das Risikobewusstsein vieler Akteure stark gestiegen ist. Die Turbulenzen auf den Weltmärkten haben vielen Marktteilnehmern verdeutlicht, dass ein präventives und professionelles Risikomanagement keine akademische Übung ist, sondern eine große praktische Bedeutung in der Unternehmenssteuerung hat. In diesem Kontext wächst der Bedarf der Unternehmen – insbesondere der Unternehmensleitung und der Risikomanagement-Verantwortlichen – an risikorelevanten Informationen.
In einer globalisierten Welt sind verlässliche Informationen über Risiken – beispielsweise zur aktiven Steuerung von Länderrisiken – von hoher Relevanz. Unter Länderrisiken können alle Risiken im internationalen Geschäftsverkehr verstanden werden, deren unmittelbare Risikoursachen aus dem ökonomischen, sozialen und/oder politischen Umfeld eines bestimmten ausländischen Landes hervorgehen und die spezifisch für das betrachtete Land (oder die geographische Region, in dem sich das Land befindet) sind. Der Begriff des Länderrisikos umfasst damit sozio-politische Risiken, länderspezifische ökonomische Risiken, Staatsausfallrisiken, Transferrisiken, Risiken systemischer Finanzkrisen, länderspezifische Investitionsrisiken und Rechtsrisiken.
Das nunmehr in der sechsten Auflage erschienene "Handbuch Länderrisiken 2011: Auslandsmärkte auf einen Blick" skizziert detailliert auf rund 450 Seiten die wirtschaftliche Lage in 156 Ländern. Das Besondere ist die Einschätzung des Zahlungsausfallsrisikos für Lieferanten oder Dienstleister. Allgemeine Kriterien, wie Größe des Absatzmarktes und Wirtschaftspotenzial, werden ergänzt um die Einschätzung des kurz- und mittelfristigen wirtschaftlichen und politischen Risikos sowie um den Zahlungsindex für die Unternehmen eines Landes. Die Analyse findet ihren Ausdruck im jeweiligen Länderrating. Es umfasst sieben Stufen in vier Klassen: A1 bis A4 (Investmentgrades entsprechend), B, C und D (mittleres bis hohes Risiko). Die Ratingdimension Geschäftsumfeld bietet eine eigenständige Bewertung der Rahmenbedingungen für Investitionen und Geschäftsbeziehungen in den einzelnen Ländern. Nützliche Informationen über die in den Ländern üblichen Zahlungsmodalitäten ermöglichen dem Leser einen sehr konkreten Zugang zu den relevanten Märkten. Übersichtsbeiträge über bestimmte Regionen und die Behandlung aktueller makroökonomischer und geopolitischer Themen runden das Handbuch ab.
Im "Handbuch Länderrisiken 2011" wird der aufmerksame Leser viele Frühwarnindikatoren zu Branchenrisiken und Länderrisiken finden. Diese Erkenntnisse sollten dann sowohl in das Risikomanagement als auch die Unternehmenssteuerung einfließen. Denn Risikomanagement ist nichts anderes als die rationale Ausprägung der unternehmerischen Vorsicht, die kaufmännische Vernunft. Hierbei muss die professionelle Analyse von Risiken im Mittelpunkt stehen.
Das "Handbuch Länderrisiken 2011" liefert eine kompakte und wertvolle Orientierungshilfe im internationalen Handel. Es bietet einen komprimierten Überblick über die wirtschaftliche und politische Lage rund um den Globus. Das Buch kann uneingeschränkt allen Risikomanagern, Verantwortlichen im Debitoren- und Credit-Management und vielen anderen Entscheidungsträgern empfohlen werden.
Rezension von Frank Romeike