Kompakte Orientierungshilfe im internationalen Handel

Handbuch Länderrisiken 2012


Rezension

Der Schuldenschnitt Griechenlands hat die Euro-Zone zwar kurzfristig entlastet, doch die Vertrauenskrise in den südlichen Mitgliedsstaaten hält an. Für 2012 wird in einigen Ländern ein erneutes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung erwartet. Doch ohne Wachstum kann auch der Schuldenabbau nicht gelingen. Daher werden staatliche Wachstumsimpulse gefordert und Stabilitätsverpflichtungen in Frage gestellt. Damit folgt Europa dem Beispiel der USA und Japans, die trotz hoher Verschuldung wieder höhere Wachstumsraten erreichen.

Die Nachfrageschwäche der Euro-Zone wirkt sich auch auf die mittel- und osteuropäischen Handelspartner aus, die zum Teil ebenfalls eine hohe Verschuldung aufgebaut haben und sich durch Exportüberschüsse und Investitionszuflüsse finanzieren. Deutschland spielt als Überschussland eine zentrale Rolle als Nachfragemotor, der Importe und Investitionen zur Belebung der Nachbarländer einsetzen kann. Allerdings begrenzt die fiskalische Schuldenbremse die staatliche Nachfrage.

Mit China und den anderen großen Schwellenländern stehen weitere Nachfragemotoren der Weltwirtschaft vor einem Wechsel von einem exportgetriebenen zu einem binnenwirtschaftlichen Wachstum. Dabei können einige Staaten zur Konjunkturbelebung auf hohe Haushaltsreserven zurückgreifen und diese in Schlüsselindustrien sowie in Bildung und Infrastruktur investieren. Das Zahlungsrisiko in diesen Ländern ist trotz Transparenzproblemen inzwischen  deutlich besser als in den gefährdeten Industrieländern Europas.

Die politischen Risiken sind weiterhin durch innere Konflikte in Ländern wie Mali, Syrien, Jemen und Afghanistan sowie durch äußere Spannungen wie in Iran und Nordkorea erhöht. Doch auch eine nationalistische Wirtschaftspolitik wie in Argentinien und Venezuela beeinträchtigt die Geschäftstätigkeit in diesen Ländern. Die Gefahr einer populistischen Abkehr von solider Haushaltspolitik und internationalen Standards bleibt auch in Europa ein Risiko.

Die Turbulenzen auf den Weltmärkten haben vielen Marktteilnehmern verdeutlicht, dass ein präventives und professionelles Risikomanagement keine akademische Übung ist, sondern eine große praktische Bedeutung in der Unternehmenssteuerung hat. In diesem Kontext wächst der Bedarf der Unternehmen – insbesondere der Unternehmensleitung und der Risikomanagement-Verantwortlichen – an risikorelevanten Informationen. In einer globalisierten Welt sind verlässliche Informationen über Risiken – beispielsweise zur aktiven Steuerung von Länderrisiken – von hoher Relevanz.

Unter Länderrisiken können alle Risiken im internationalen Geschäftsverkehr verstanden werden, deren unmittelbare Risikoursachen aus dem ökonomischen, sozialen und/oder politischen Umfeld eines bestimmten ausländischen Landes hervorgehen und die spezifisch für das betrachtete Land (oder die geographische Region, in dem sich das Land befindet) sind. Der Begriff des Länderrisikos umfasst damit sozio-politische Risiken, länderspezifische ökonomische Risiken, Staatsausfallrisiken, Transferrisiken, Risiken systemischer Finanzkrisen, länderspezifische Investitionsrisiken und Rechtsrisiken.

Das nunmehr in der siebten Auflage erschienene "Handbuch Länderrisiken 2012: Auslandsmärkte auf einen Blick" skizziert detailliert auf rund 450 Seiten die wirtschaftliche Lage in 157 Ländern. Das Besondere ist die Einschätzung des Zahlungsausfallsrisikos für Lieferanten oder Dienstleister. Allgemeine Kriterien, wie Größe des Absatzmarktes und Wirtschaftspotenzial, werden ergänzt um die Einschätzung des kurz- und mittelfristigen wirtschaftlichen und politischen Risikos sowie um den Zahlungsindex für die Unternehmen eines Landes. Die Analyse findet ihren Ausdruck im jeweiligen Länderrating. Es umfasst sieben Stufen in vier Klassen: A1 bis A4 (Investmentgrades entsprechend), B, C und D (mittleres bis hohes Risiko). Die Ratingdimension Geschäftsumfeld bietet eine eigenständige Bewertung der Rahmenbedingungen für Investitionen und Geschäftsbeziehungen in den einzelnen Ländern. Nützliche Informationen über die in den Ländern üblichen Zahlungsmodalitäten ermöglichen dem Leser einen sehr konkreten Zugang zu den relevanten Märkten. Übersichtsbeiträge über bestimmte Regionen und die Behandlung aktueller makroökonomischer und geopolitischer Themen runden das Handbuch ab.

Das "Handbuch Länderrisiken 2012" liefert auch in der 7. Auflage eine kompakte und wertvolle Orientierungshilfe im internationalen Handel. Es bietet einen komprimierten Überblick über die wirtschaftliche und politische Lage rund um den Globus. Das Buch kann uneingeschränkt allen Risikomanagern, Verantwortlichen im Debitoren- und Credit-Management und vielen anderen Entscheidungsträgern empfohlen werden.

Autor der Rezension: Frank Romeike


Details zur Publikation

Autor: Coface Deutschland
Auflage: 7. Auflage
Seitenanzahl: 448
Verlag: F.A.Z.-Institut
Erscheinungsort: Mainz
Erscheinungsdatum: 2012

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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