Auf die Frage, wie viele Insolvenzen durch ein präventives Risiko- und Compliancemanagement verhindert werden könnten, antwortete ein renommierter Insolvenzverwalter vor wenigen Wochen, dass die überwiegende Mehrheit der Insolvenzursachengutachten der Verwalter zeigt, dass es kaum sogenannte "schwarze Schwäne", also nicht vorhersehbare oder steuerbare Ereignisse, gibt. Somit könnten fast alle Insolvenzen verhindert werden. Voraussetzung für die Absicherung des Unternehmens wäre aber mehr Transparenz, frühzeitige Analysen und Steuerungsmaßnahmen, mehr rationales und weniger intuitives Vorgehen beim Management. Also im Kern ein präventives Risikomanagement.
Die Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner hatte vor einigen Jahren in einer Studie die wesentlichen Insolvenzursachen analysiert: Hauptursachen für Insolvenzen sind vor allem nicht mehr finanzierbare operative Verluste, die meist fünf bis zehn Prozent der Umsatzerlöse umfassen: Sie führen in fast 100 Prozent der Fälle zur Überschuldung und bei 73 Prozent der insolventen Unternehmen zur Zahlungsunfähigkeit. Ergänzend kommen die Kündigung von Kreditlinien beziehungsweise die Verringerung des zur Verfügung stehenden Kreditrahmens (53 Prozent) sowie ein nicht gedeckter Finanzbedarf (44 Prozent) hinzu.
Außerdem zeigt die Mehrzahl der insolventen Unternehmen als primäre Ursache nachhaltige strategische Schwächen, beispielsweise eine hohe Umsatzabhängigkeit von nur einem Geschäftsfeld: Im Durchschnitt wurden 81 Prozent des Umsatzes lediglich in einem einzelnen Geschäftsfeld erwirtschaftet. Außerdem waren lediglich 45 Prozent der insolventen Unternehmen in einem wesentlichen Geschäftsfeld Marktführer; fast alle insolventen Unternehmen sind hingegen mindestens in einem Marktsegment Mitläufer ("Mitschwimmen" im Markt).
Eine Insolvenz ist immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Betroffenen wird schnell der Stempel des "unfähigen" Unternehmers aufgedrückt, der mit dem Geld nicht umgehen könne – jemand, der keine Ahnung habe, wie ein Unternehmen erfolgreich zu führen sei. Das Autorenteam Burk/Bange zeigen auf, das eine Insolvenz keinesfalls den Todesstoß für das Unternehmen und damit das endgültige Aus bedeutet. Im Gegenteil: Eine Insolvenz kann auch eine Chance sein, Krisen zu meistern und Klippen zu umschiffen. Die Insolvenz lässt sich als effizientes Sanierungsinstrument einsetzen und bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Betrieb wieder frisch und gesund auf dem Markt auszurichten.
Auch für Gläubiger, die auf ihr Geld hoffen, ist dieser Aspekt attraktiv. Denn die Alternative ist oftmals gar keine. Die Aussichten, etwa durch eine Liquidation, also eine Zerschlagung des notleidenden Unternehmens Kasse zu machen, sind alles andere als rosig. Das Autorenteam weist jedoch auch darauf hin, dass es eine einheitliche Richtschnur, einen "Königsweg" für eine Insolvenz nicht gibt. Jede hat ihre ganz eigene "Handschrift" und erfordert individuell geprägte Lösungsansätze.
Das Buch "Insolvenzen erkennen – Insolvenz bewältigen" soll den Leser mit den wichtigsten Varianten vertraut machen, Handlungsmöglichkeiten in Krisensituationen aufzeigen und damit einen Beitrag zur Rettung wirtschaftlicher Existenzen leisten. Fallbeispiele, Praxistipps, Musterformulare und Checklisten ergänzen die einzelnen Fachkapitel und erleichtern den Zugang. Fazit: Das kompakte Buch bietet in einer leicht verständlichen Sprache alles Wissenswerte zum Erkennen, Vermeiden und Bewältigen einer finanziellen Schieflage.