Netzwerke sind omnipotent allgegenwärtig und unumgänglich. Aus dem Blickwinkel der Herausgeber ist es das "Leitmotiv der Netzwerkforschung", dem Praktiker aus Unternehmen sich nicht entziehen können. Insbesondere für auf Expansion ins Ausland ausgerichtete Unternehmen, die adäquate Netzwerkstrukturen aufbauen müssen. Die Welt ist näher zusammengerückt.
Vor diesem Hintergrund möchten die Herausgeber die Leser für die Potenziale und Gefahren einer Internationalisierung sensibilisieren und positive Gestaltungswege aufzeigen. Das mit diesem Thema nicht allein der Aufbau von unternehmensinternen Netzwerken gemeint ist, wird schon zu Beginn des Buches deutlich. Neben Netzwerken von Freunden und Bekannten, regionale Unternehmensnetzwerke, gilt es auch intensive Beziehungen mit regierungs- und Nichtregierungsorganisationen zu pflegen. Damit einher steht der Wunsch, die Kontakte zu seinen eigenen Vorteilen zu nutzen. Die Herausforderungen internationaler Unternehmenstätigkeit können je nach geografischer Lage sehr vielfältig sein. Angefangen von mikroökonomischen und makroökonomischen Unsicherheiten, kulturelle und ethnische Eigenheiten zusammenführen, rechtliche, politische, fiskalische und last but not least Korruption, die zu entscheidenden Hemmnissen bei der Expansion werden können. Ein unterschätztes Problem ist die Überzeugung, dass die eigene Kultur überbewertet und die der anderen Kultur unterbewertet wird.
Unbewusstes eigenes Verhalten, mangelndes Vertrauen oder das Unvermögen, offen für andere Kulturen zu sein, können unnötig Missverständnisse entstehen lassen, die zu einer Erschwernis internationaler Projektarbeit führen bis hin zum vollständigen Abbruch einer Beziehung. Unternehmensübernahmen oder Projekte scheitern u. a. in der fehlenden Sensibilisierung von Führungsstilen innerhalb einer globalen Unternehmenskultur. Im Gegensatz zur Führungslehre, wo einheitliche Gruppen von Führungsstilen dominieren, ist die Realität doch eine andere. Ein Blick in globale Unternehmen wie IBM zeigen, dass die Führungsstile in den Ländern sehr unterschiedlich sein können. Somit kommt es mehr auf das Führungshandeln und die Erfahrung und Kenntnisse unter Berücksichtigung der Kulturen an.
Ökonomisch verlässliche Informationen über das betreffende Land sind Eingangsvoraussetzungen für den Netzwerkaufbau. Verschiedene Agenturen bieten hierzu Informationsdienste an. Ausgewählte Anbieter und deren Basismodelle für die Erstellung eines Länderindizes werden vorgestellt. Nicht nur in der Literatur sondern auch in der Praxis besteht Uneinigkeit über sinnvolle Gütekriterien für Länderindizes. Leider gibt es keine verlässlichen Informationen über die Anzahl der Mitarbeiter, die sich tatsächlich bei den Agenturen dediziert mit der ökonomischen Beurteilung eines Landes beschäftigen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Weltrezession haben allerdings auch die Agenturen versagt. Fragen zu deren Kompetenzen sind daher legitim. Hervorzuheben sind die Kapitel, die sich mit geografischen Schwerpunktthemen beschäftigen: Auslandsentsendung nach Asien – Aufenthalte japanischer Fach- und Führungskräfte in Deutschland – Stakeholder-Netzwerke als Instrument des strategischen Risikomanagements am Beispiel Russland – Unternehmensnetzwerke im Handel mit Entwicklungsländer – Unternehmensnetzwerke im Umgang mit Kriminalität und Korruption am Beispiel Argentinien und Mexiko. Von Interesse sind die spezifischen Eigenheiten der jeweiligen Länder, die auch die aus der Empirie gewonnenen Erkenntnisse durch Befragung von Praktikern einbezieht. Genannt seien konkrete Fälle beispielsweise "aus der Zusammenarbeit zwischen Maschinenbaufirmen in Deutschland und ihren ausländischen Geschäftskontakten in den USA bzw. in Mexiko" wo sich Opportunismusformen ergaben mit entsprechenden Gefahren und Folgen. Primär zielt das Buch auf Unternehmen ab, die am Anfang ihrer internationalen Tätigkeiten stehen. Aus einer Kombination von theoretischen Überlegungen und praktischen Erfahrungsberichten wird der Zusammenhang von Potenzialen und Gefahren aus Netzwerkbeziehungen bei internationaler Unternehmenstätigkeit erfahrbar.
Leider bleibt das Buch in Teilaspekten hinter den Erwartungen zurück. So wäre es von Interesse gewesen, beispielhaft internationale Konzerne zu vergleichen, wie diese ihre internen Führungsstile und ihre Kommunikation ausgestalten. Beispiele gäbe es. So manche Fehleinschätzung und Missverständnis ergibt sich trotz übereinstimmender Fremdsprache durch Körpersprache, Benehmen, Auftreten und Kleidung, je nach Nationalität und Herkunft. Dabei geht es nicht darum, die Sitten und Gebräuche zu adaptieren, jedoch sich intensiv mit den Verhaltenserwartungen auseinanderzusetzen. Für eine erfolgreiche Expansion ist am Anfang immer eine solide Analyse anzustellen über Ziel, dem Nutzen und die Aufgaben im Netzwerkmanagement.
Autor der Rezension: Christoph Tigges