Korruptionscontrolling in öffentlichen und privaten Unternehmen


Rezension

Durch die spektakuläre Bestechungsaffäre bei Siemens beschäftigen sich Medien, Politik und Gesellschaft momentan so intensiv mit dem Thema „Korruption“ wie selten zuvor. Leider bleiben sowohl die Analysen derartiger Vorfälle als auch die empfohlenen Gegenmaßnahmen in den meisten Fällen jedoch vergleichsweise oberflächlich, bisweilen auch populistisch. Methodisch fundierte und stringente Analysen der Korruptionsursachen und fundierte Vorschläge für eine darauf aufbauende Entwicklung wirksamer Präventionsstrategien finden sich dagegen nur sehr selten. Diese Lücke will das vorliegende Buch von Jürgen Stierle schließen.

Das zentrale Anliegen des Autors besteht darin, auf der Grundlage einer empirischen Analyse von Korruptionsfällen präventive Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung zu erarbeiten. Zu diesem Zweck werden – nach einer kurzen Darstellung der einschlägigen rechtlichen Grundlagen – zunächst exemplarische Korruptionsfälle untersucht. Darauf aufbauend erfolgen eine Darstellung der unterschiedlichen Grundtypen von Korruptionsvergehen sowie eine Analyse der wesentlichen Ursachen für derartige Straftaten. Einer kurzen Beschreibung der Akteure im Bereich der internen und externen Prüfung und Steuerung (beispielsweise Korruptionsbeauftragte oder interne Revision bzw. Rechnungshöfe oder WP-Gesellschaften) schließt sich die Darstellung möglicher Frühwarnsysteme an, mit deren Hilfe sich potenzielle Korruptionsrisiken kennzahlen- und indikatorbasiert identifizieren lassen. Einen  Schwerpunkt des Werkes bildet dann das siebte Kapitel, in dem der Autor ein institutionenökonomisches Modell zur Beschreibung des Korruptionsphänomens entwickelt. Auf der Basis einer Prinzipal-Agent-Klient-Beziehung werden die Handlungsmotive und Anreize der unterschiedlichen Akteure analysiert und Controllingaktivitäten des Prinzipals zur Korruptionsprävention erarbeitet. Abschließend erfolgt eine Beschreibung der Korruptionscontrollings-Konzepte zweier Körperschaften.

Trotz des methodisch anspruchsvollen und relativ abstrakten Bezugsrahmens der Prinzipal-Agenten-Theorie handelt es sich bei dem Buch von Jürgen Stierle keinesfalls um ein Werk, das sich nur an die „Scientific Community“ richten würde. Vielmehr versteht es der Autor, die auf theoretischer Ebene erarbeiteten Erkenntnisse auch in sehr konkrete und praxisrelevante Handlungsempfehlungen zu transformieren. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der detailliert beschrieben Fallstudien kann es daher auch bzw. vor allem auch Praktikern uneingeschränkt empfohlen werden.

Rezension von Dr. Roland Erben


Details zur Publikation

Autor: Jürgen Stierle
Seitenanzahl: 205
Verlag: Rainer Hampp Verlag
Erscheinungsort: München
Erscheinungsdatum: 2006

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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