Jedes Jahr stehen etwa 70.000 Unternehmen vor der Herausforderung, einen Nachfolger zu finden. Für den Eigentümer oder die Eigentümer stellen sich dabei Fragen wie die Übernahme und die Fortführung des Unternehmens innerhalb der eigenen Familie, der Suche nach neuem Eigenkapital in Form von beispielsweise Privat Equity oder der Veräußerung ihres Unternehmens. Insbesondere bei einem Unternehmensverkauf ist die Bewertungsmethode ein wesentliches Kriterium um den Wert des Unternehmensvermögen als Kaufpreiszahlung zu ermitteln.
Thematisch beschäftigt sich das Buch mit dem Vekauf und der Bewertung von nichtbörsenorientierter mittelständischer Unternehmen und ist primär an diese Adressenten gerichtet. Das Buch behandelt dabei die verschiedenen Aspekte, die bei einem Merger & Acquisition zu beachten sind. Systematisch wird der Verkaufsprozess in seinen Einzelbestandteilen zerlegt und beschrieben, bevor in einem weiteren Schwerpunkt die Bewertungsmethoden prägnant dargestellt werden. Handlungsempfehlungen des Autors runden das Buch ab.
In einem solchen Verfahren gilt es nicht nur, die diversen Interessen der Teilnehmer zu analysieren. Vielmehr wird aufgezeigt, auf welcher Basis die Werte ermittelt werden. Insgesamt müssen die Methoden verstanden werden als Verfahren zum Vergleich von Zahlungsreihen, um eine optimierte Entscheidung unter Unsicherheit treffen zu können. Die üblicherweise verwendeten Verfahren basieren auf der Annahme vollkommener Kapitalmärkte, deren Kennzeichen u.a. persönlicher Präferenzen vernachlässigt oder einen gleichen Informationsstand der Teilnehmer suggeriert. Diese Annahmen stehen im Widerspruch zur Realität. Insofern wird erklärbar, dass je nach Interessenlage die Parameter für die Bemessung unterschiedlich gewichtet werden. Ursache können in der verbundenen emotionalen Intensität des Unternehmers mit seinem Unternehmen liegen, so dass Bewertungsgrößen wie beispielsweise der Kundenstamm oder der Markenname eher überschätzt werden. Hingegen haben Investoren eine andere Interessenlage und betrachten damit verschiedene Aspekte bei der Bewertung anders. Dennoch, es gibt allgemeingültige Maßstäbe, die sich in der Praxis bewährt haben.
Der Autor erörtert diese unteschiedlichen Interessenlagen und beschreibt sehr verständlich, wie eine Bewertung zustande kommt. Aus seiner Sicht ist es wichtig, dass alle Parteien zu Beginn eines Verhandlungsprozesses jeweils eine Ober- oder Untergrenze als Wertkorridor definieren, den sich nicht unter- oder überschreiten wollen.
Nicht zu übersehen ist, dass die Ausführungen von einem Praktiker stammen. Insbesondere die zwischen den Zeilen eingeflochtenen Hinweise und die aus seinen Erfahrungen bekannten Schwierigkeiten geben für den Leser nützliche Hinweise. Letztendlich hängt der Erfolg für alle Teilnehmer davon ab, ob die Chemie zwischen den Parteien stimmt und ob eine intensive Vorbereitung mit der Analyse aller kritischen Aspekte stattfand. Dass viele Unternehmensübernahmen oder -käufe für einen Investor nicht selten nicht zum Erfolg führen, wird ebenfalls nicht verschwiegen.
Intention des vorliegenden Buches ist es den Leser in die Lage zu versetzen, den Vorgang besser zu verstehen und beurteilen zu können. Bilanztechnische Fragen wie beispielsweise die Behandlung von Pensionsrückstellungen, steuerrechtliche Konsequenzen aus der Zurückbehaltung einzelner Wirtschaftsgüter oder die Berücksichtigung einer Ausfallwahrscheinlichkeit in Form einer Insolvenz bei der Betrachtung der Bewertung werden nicht vertiefend erörtert. Dennoch, der Leser erhält nützliche Hinweise, die bei einer Vermögensübertragung zu beachten sind. Insbesondere die nachvollziehbaren zwei ‚realen’ Unternehmensbeispiele veranschaulichen, wie der Verkaufsprozess und die Bewertung durchgeführt werden kann. Insgesamt ist ein gelungenes Einstiegsbuch zu diesem Thema, dem man weite Verbreitung wünscht.
Rezension von Christoph Tigges (IBM Deutschland)