Dieses Handbuch ist im deutschsprachigen Raum und wohl auch international das erste Buch zum Rating von Immobilienportfolios. Es gibt einen fundierten Überblick über alle relevanten Fragen und Antworten im Zusammenhang mit der Beurteilung von Immobilienportfolios. Dabei stehen zunächst Chancen und Ausfallrisiken im Vordergrund, wie sie nach Basel II anhand von Ratingskalen zu bewerten sind. Darüber hinaus werden auch weiterführende Ratingansätze sowie dem Rating ähnliche Methoden angesprochen, die sich bei Investitions- und Finanzierungsfragen von Immobilienportfolios als bedeutsam erwiesen haben. Erkenntnisziel des Buches ist es, den Leser umfassend in die Problematik der Beurteilung von Immobilienportfolios einzuführen, ihm die Verfahrensweisen und Beurteilungsmaßstäbe mit Blick auf Immobilienportfolios darzustellen, Ansätze zur Umsetzung aufzuzeigen und neben rechtlichen, steuerlichen und technischen Aspekten auch den Nutzen und die Funktionen von Ratings zu verdeutlichen. Von besonderem Interesse sind Ansatzpunkte, Maßnahmen und Instrumente zur Optimierung sowie zur Restrukturierung, Kapitalisierung und Finanzierung von Immobilienportfolios.
Behandelt werden sowohl Marktdaten im Immobilienrating (23ff.), strukturierte Analysen und die Bewertung von Immobilienportfolios (45ff.), Risikoquantifizierung in der Praxis (101ff.) sowie Wohnungsportfoliobewertung im Kontext ganzheitlicher Due Diligence (121ff.). Mit der VÖB-Immobilien-Analyse wird ein IT-gestütztes Instrument zur strukturellen Optimierung von Immobilienportfolios (137ff.) vorgestellt. Ein Fallbeispiel zur strukturellen Variation des Immobilienbestandes (152ff.) zeigt dabei auch die praktische Umsetzung auf. Interessant ist der von Joachim Tenkhoff vorgelegte Beitrag mit der Titelfrage, ob sich Portfolios von Einzelhandelsimmobilien überhaupt für ein Rating eignen (171ff.). Im Ergebnis wird festgehalten, dass die Betriebsform Einkaufs- und Fachmarktzentren, Waren-, SB- und Kaufhäuser aufgrund ihrer Komplexität und des daraus für die Bewertung notwendigen Zeitbedarfs nicht für ein Immobilienrating geeignet sind. Daher besteht für die Betriebsformen keine Überlegenheit des Ratings gegenüber herkömmlichen Bewertungsverfahren. Seit Jahrzehnten gewachsenen Strukturen der Bewertung konnte das Rating tatsächlich keine Impulse geben (182).
Im dritten Teil werden Verfahren und Kriterien des Ratings (189ff.), weiche Standortfaktoren bei der Bewertung von Immobilien sowie Methoden und Prozesse des Immobilienstandortscorings aufgezeigt. Zudem finden sich hier Detaillierungen zu den Beurteilungskriterien für Serviceimmobilien (263ff.), dem Rating von ungelisteten Immobilienvehikeln für institutionelle Investoren sowie der Entwicklung und Bewertung des osteuropäischen Retail-Marktes (313ff.). Der abschließende Teil des Buchs befasst sich mit der Optimierung und Finanzierung von Immobilienportfolios, wobei vor allem die Beiträge über die Kriterien für eine erfolgreiche Strukturierung von Immobilienpaketen (417ff.) und über das Rating und die Bewertung von Immobilienfonds und -portfolios (431ff.) hervorzuheben sind.
Grundsätzlich werden dem Leser die wesentlichen Beurteilungsansätze und Modelle erschlossen. Das Buch zeigt die wichtigsten Systeme und Verfahren des Ratings auf und zielt insbesondere auf die betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten von Immobilientransaktionen zur Optimierung von Immobilienportfolios. Die Beiträge sind praxisorientiert und wissenschaftlich fundiert, jedoch ohne große Fußnotenapparate. Die Ausstattung des Bandes ist ansprechend und hochwertig. Kernzielgruppe sind alle Personen, die mit Investitions- und Finanzierungsfragen im Zusammenhang mit Immobilienportfolios befasst sind: Führungs- und Fachkräfte der Branche, in Banken und Versicherungen, bei Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften, bei Ratingagenturen und Researchhäusern sowie an den Hochschulen.
Autor der Rezension: Dr. Stefan Hirschmann