Strategien sind so alt wie die Menschheit selbst. Allgemein handelt es um ein längerfristig ausgerichtetes planvolles Anstreben einer vorteilhaften Lage oder eines Ziels. Motivation für das "Praxishandbuch Strategische Planung" war die erfolglose Suche des Autors nach Buchveröffentlichungen, die Arbeiten und Handeln im strategischen Management zielorientiert unterstützen und konkrete Hinweise zur Entscheidungsfindung liefern. Ausgangspunkt des Handbuchs ist eine empirische Untersuchung zur Strategischen Planung bei über hundert Unternehmen. Was sind die Erfolgsfaktoren der Strategischen Planung, und wie hat sich diese über die Jahre entwickelt? Wodurch zeichnen sich "echte Strategen" aus? Welchen Einfluss hat die Strategische Planung auf den vorherrschenden Effizienzwettbewerb deutscher Unternehmen.
Nahezu alle befragten Manager wünschen sich eine Strategische Planung als das zentrale Instrument der Unternehmensführung. Gleichzeitig wird sie aber nur von der Hälfte tatsächlich eingesetzt. Lediglich acht Prozent der befragten Manager gaben an, dass in ihrem Unternehmen eine eindeutige Strategie existiert. "Echte Strategien" – so der Autor – zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie die Strategien der Wettbewerber und Kunden ins Kalkül einbeziehen, einen transparenten Zusammenhang zwischen Strategien und Unternehmenszielen herstellen und die Unternehmensstrategie eng mit den Strategien der Geschäftseinheiten verzahnen. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass das Bild der Strategischen Planung in deutschen Unternehmen eher den Eindruck einer halbherzigen, auf die Zufriedenstellung von Anforderungen gerichteten Planung.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Nach einer Einleitung und einem kurzen Grundlagenkapitel werden im zweiten Teil die Ergebnisse der empirischen Untersuchung widergegeben. Aus den identifizierten Stärken und Schwächen leitet der Autor neun Elemente einer erfolgsreichen Strategischen Planung ab. Diese neuen Elemente werden im Hauptteil des Buches pragmatisch und praxisorientiert dargestellt.
Die neun Hebel zur konkreten Verbesserung der Strategischen Planung werden vom Autor in die drei Themenblöcke "Akzeptanz & Konsequenz", "Alignment & Konsistenz" und "Prozess & Methoden" strukturiert. Im ersten Themenblock findet der Leser die vier Erfolgskomponenten: 1. Highlander-Prinzip (Strategische Planung als zentrales Instrument), 2. Geliebter Feind (Rollen von Top-Management und Zentralen), 3. Herdentrieb (Die Sehnsucht nach der wahren Strategie), 4. Opportunistische Zahlendreher (Zwischen Scheingenauigkeit und Instabilität). Im zweiten Themenblock hat der Autor die beiden Themen 5. Ursuppe (Strategie, Pläne und Ziele unter einen Hut bringen) und 6. Der unsichtbar Dritte (Inpflichtnahme und Versorgung existierender Gremien). Im letzten Themenblock "Prozesse & Methoden" sind die folgenden drei Themen zusammengefasst: 7. Gegen den Methodenwahnsinn (Fokus auf die richtigen Analysen), 8. Rückwärts zum Ziel (Backplanning als Grundprinzip der Strategieformulierung) und 9. Visionäre Umsetzer (Fokus auf Implementierung und Controlling).
Denkschulen rund um das Thema Strategische Planung gibt es reichlich. In der Praxis führt dies nicht selten zu der Situation, dass der Unternehmenslenker den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Alexander Huber, der Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Strategische Planung und Unternehmensführung an der TFH Berlin lehrt, bringt Transparenz in der Wald und liefert mit seinem Praxishandbuch eine Einführung in die Strategische Planung jenseits von Theorie und dogmatischer Denkschulen. Obwohl das Buch in einer klaren Sprache geschrieben ist, driftet Alexander Huber immer wieder ins Berater-Kauderwelsch ab (beispielsweise Implementieren, Backplanning, Alignment). Gute Berater erkennt man daran, dass sie auf inhaltsleere Anglizismen verzichten. Das wäre mein einziger Wunsch für eine Neuauflage. Fazit: Das Buch kann als Praxis-Leitfaden für jeden Unternehmenslenker uneingeschränkt empfohlen werden.
Rezension von Frank Romeike