Was hat ein guter Wein mit dem Forderungsmanagement gemeinsam? Eine gute Weinerzeugung erfordert neben dem Glück günstiger klimatischer Bedingungen insbesondere Kernkompetenzen mit spezialisiertem Wissen. Eine nicht sorgfältig durchgeführte Weinlese oder eine unprofessionelle Weinherstellung kann zu einem Jahresverlust führen, der für den Betrieb existenzbedrohend sein kann. Die Fortführung des Betriebs impliziert die ständige Überprüfung des eigenen Könnens und Wissens sowie einer permanenten Effizienzsteigerung über alle Prozessschritte. Kaum anders verhält es sich mit dem Forderungsmanagement. Spätestens seit den 90er Jahren, und nicht wie der Autor einleitend unterstellt, "spätestens seit der Finanz- und Wirtschaftskrise" (Seite 1), haben die Unternehmen ihr Augenmerk auf ihr eigenes Forderungsmanagement gerichtet. Ist die Optimierung der eigenen Liquidität ein primäres Ziel zwecks Senkung der Fremdkapitalkosten.
In sechs Kapiteln beschreiben die Autoren des Bad Homburger Inkasso Unternehmens die Herausforderungen des Forderungsmanagements. Neben einer kurzen Einleitung (Kapitel 1) widmet sich das zweite Kapitel dem Thema "Rechtliche Aspekte rund um die Forderung". Inhaltlich werden die verschiedenen Forderungsarten wie Forderungen aus Warenlieferung, aus dem Dienstleistungs- und dem Werkvertrag oder aus den Kreditverträgen beschrieben. Gegenstand der weiteren Erörterungen ist das Mahn- und Vollstreckungsverfahren mit seinen unterschiedlichen Aspekten. Immer wieder stellt sich hier die Frage nach der Balance zwischen Aufwand und Ertrag. Das Spannungsfeld zwischen Aufwand und Ertrag stellt sich insbesondere dann, wenn es um die Frage geht, ob alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen sind, ob die Forderungen in Eigenregie oder in Form von Outsourcing einzutreiben sind. Auf Grund der Vielschichtigkeit des Themas ist eine eindeutige Antwort nicht möglich.
Am Beispiel des Bad Homburger Inkasso Unternehmens wird in Kapitel 4 eine Sichtweise über "Professionelle Lösungen im Forderungsmanagement" vorgestellt. Einzelne Prozessschritte, Effizienz und Effektivität, Lösungen zur Durchsetzung besicherter Forderungen sind nur einige Aspekte dieses Kapitels. Am Beispiel des Inkassounternehmens wird die "Prozessgestaltung des auslagernden Unternehmens" (Seite 82) analysiert. Insofern findet eine Vorabeinschränkung möglicher Prozesslösungen dahingehend statt, dass eine Form von Outsourcing unterstellt wird. Kapitel 5 behandelt das Thema "Outsourcing des Forderungsmanagements" eingehend. Im Vordergrund steht die Frage, ob das Forderungsmanagement weiterhin in Eigenregie oder die Prozesse vollständig bzw. teilweise auszulagern sind. Der Leser erfährt hier die Hauptaspekte, die es zu beachten gilt. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Inkassounternehmen in Kapitel 6 sind Endpunkt der Betrachtungen. Ein Glossar rundet das Buch ab.
Die Stärke des Buches ist die strukturierte und verständliche Aufarbeitung des Themas. Jedoch werden einige Aspekte vernachlässigt. So werden Themen wie beispielsweise Forderungsmanagement unter globalen Gesichtspunkten oder die gestalterische Anbindung an die Bonitätsprüfung nur unzureichend bzw. überhaupt nicht behandelt. Global operierende Unternehmen haben bereits weitergehende Lösungen implementiert. Dennoch sollen die Kritikpunkte das Buch nicht schmälern. Wie beim Wein, lässt sich intensiv über den Gehalt des Inhalts streiten.
Rezension von Christoph Tigges
Kommentare zu diesem Beitrag
Anwaltsgebühren sind im Verzugsfall durchsetzungsfähig.
Auf den Inkassogebühren bleibt der Gläubiger sehr oft sitzen