Profit und Prinzip: Werte mittelständischer Unternehmen zwischen Familie und Kapitalmarkt


Rezension

Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, Forderungen nach Lohnzurückhaltung der abhängig Beschäftigten bei gleichzeitig ansteigenden Vorstandsbezügen einiger Unternehmenslenker, hat zu einer intensiven Auseinandersetzung über Unternehmensverantwortung und Profit geführt. Konzentriert sich die öffentliche Diskussion primär auf die im DAX aufgelisteten Unternehmen, so stellt sich die Frage, wie mittelständische und familiengeführte Unternehmen, die immerhin mehr als 60 Prozent der Arbeitsplätze stellen, mit dieser Thematik umgehen. Insbesondere in Zeiten des wirtschaftlichen Umbruchs müssen sie sich der Frage aussetzen, inwiefern traditionelle Werte mit den Ansprüchen des Kapitalmarktes zu vereinbaren sind.

Die Herausgeber haben mit diesem Buch eine Analyse und Dokumentation des "Expertenforums Mittelstand" vorgelegt, der sich mit der Thematik Profit und Prinzip beschäftigt. Unternehmenspersönlichkeiten aus dem Mittelstand  diskutierten über Probleme und Perspektiven mittelständischer Firmen, vor dem Hintergrund eines wachsenden und sich verändernden Kapitalmarktes.

Einleitend werden die veränderten Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand aufgezeigt. Daran anknüpfend, und Schwerpunkt des Buches, ist die Auseinandersetzung zwischen Profit und Prinzip (Werte). Besteht überhaupt dieser Gegensatz? Was kennzeichnet das Verhalten erfolgreich geführter Familienunternehmen? Sind die "Government-Strukturen" professionell oder eher amateurhaft? Die Ergebnisse aus der Diskussion des Expertenforums sind hier vorgelegt. Weitere Beiträge untersuchen die Veränderungen der Finanzierungsbedingungen unter Berücksichtigung neuer Kapitalmarktinstrumente. Interessant ist insbesondere eine Studie über den Performancevergleich zwischen familiengeführter Unternehmen und von Managern geführten Unternehmen.

Deutlich wurde, dass der im Titel unterstellte Gegensatz in dieser Form nicht existiert. Im Gegenteil. Erfolgreich geführte Familienunternehmen zeigen, dass trotz härter werdender Kapitalmarktbedingungen und Veränderungen, Unternehmensethik nicht aufgegeben werden muss. Gleichwohl müssen sich sowohl Unternehmen und deren Beschäftigte, als auch die Gesellschaft auf unbequemere Zeiten einstellen.  

Das lesenswerte Buch gibt eine Fülle von Anregungen für eine weitere und längst fällige Diskussion. Es zeigt, dass die aktuelle öffentliche Diskussion über das Verhalten von Managern und Unternehmern nicht die ganze Realität widerspiegelt, sondern eher nur die Oberfläche ankratzt. Profit und Ethik müssen keine Gegensätze sein. Dass ist das ermutigende Fazit aus der Diskussion. 

Rezension von Christoph Tigges

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