Qualitative Merkmale in bankinternen Ratingsystemen


Rezension

Kreditinstitute waren schon immer bemüht, Unternehmenskredite auch nach den potentiellen Ausfallrisiken zu beurteilen. Stand am Anfang der Entwicklung die traditionelle Analyse der Jahresabschlüsse im Vordergrund, so ermöglichte der Fortschritt in den 80er Jahren die systemtechnische Unterstützung von Bonitätsprüfungssystemen. Mathematisch statistische Verfahren zur Beurteilung von Firmeninformationen, rückten in den Vordergrund. Vor allem die erhöhten Anforderungen an eine angemessene Risikovorsorge der Banken und das anhaltend hohe Niveau an Unternehmenspleiten, intensivierten die Suche nach immer ausgefeilteren Systemen, die sowohl qualitative als auch quantitative Kriterien bei der Kreditentscheidung berücksichtigen. Dabei bereitet den Banken die Berücksichtigung qualitativer Unternehmensdaten bei der  Bonitätsentscheidung  erhebliche Probleme. Schwerpunkt dieser Forschungsarbeit liegen bei den qualitativen Kriterien mit dem Ziel, mögliche Verbesserungsvorschläge qualitativer Informationen bei der Beurteilung von Firmeninformationen aufzuzeigen.

Das Buch gliedert sich in einen allgemeinen und einen empirischen Abschnitt. Der allgemeine Teil beschreibt den Kreditprozess und den Ratingprozess. Die Begriffsdefinitionen und Beschreibungen von harten und weichen, quantitativen und qualitativen Informationen zeigt, wo die Probleme bei der Beurteilung von Unternehmensdaten liegen.

Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Beschreibung der angewandten mathematisch statistischen Verfahren. Die verschiedenen, auch in der Praxis angewandten Verfahren lassen unterschiedliche methodische Vorgehensweisen erkennen. In diesem Zusammenhang sind auch die Darstellung verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen und die jeweiligen empirischen Ergebnisse interessant.

Nur wenige Forschungsarbeiten beschäftigen sich empirisch mit qualitativen Informationen, anhand derer sich aussagefähige Erkenntnisse für die Kreditentscheidung gewinnen lassen. In Zusammenarbeit mit einer Großbank wurde auf Basis von Unternehmensdaten, die Analyse vorgenommen. Vorhandene Modelle wurden weiterentwickelt, die die Beurteilung von Finanzkennzahlen als auch nicht quantifizierbarer Kriterien berücksichtigen. Die empirische Arbeit vergleicht die manuellen Analysen und Ergebnisse der Kreditentscheider mit den Ergebnissen der angewandten automatisierten mathematisch statistischen Verfahren.

Eine von mehreren Erkenntnissen ist, das mit den hier vorgestellten Modellen nur bedingt zufrieden stellende Ergebnisse als Prognosegüte bei der Identifizierung ausfallgefährdeter und unauffälliger Unternehmen erzielt worden sind. Dies steht sicherlich derzeit den allgemeinen Überlegungen von Modellen entgegen, die gerade auf Basis qualitativer Risikofaktoren ihre Analysen durchführen.

Die vorliegende Dissertation ist zu empfehlen und gibt einen fundierten Überblick über den aktuellen Stand der Forschungsarbeiten. Die vorgestellten Ergebnisse  hinsichtlich qualitativer Merkmale bei der Berücksichtigung von Kreditentscheidungen laden zu weiteren Diskussionen ein. Vor allem die empirische Analyse und deren Schlußfolgerungen sind lesenswert.

Das Buch richtet sich an alle Interessenten, die sich mit diesem Thema befassen.  

Autor der Rezension: Christoph Tigges

 

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