Das persönliche Haftungsrisiko für Unternehmensmanager ist in jüngerer Zeit erkennbar gestiegen, denn immer mehr Unternehmen verklagen ihr Führungspersonal. Mit zum Teil erheblicher zeitlicher Verzögerung werden Ansprüche erhoben, die sich vielfach auf Aktivitäten von Vorständen und Aufsichtsräten während oder vor der Finanzkrise beziehen. So hat die Staatsanwaltschaft Leipzig zuletzt gegen drei ehemalige Vorstände der vormaligen Sachsen LB Anklage wegen unrichtiger Darstellung der Jahresabschlüsse, Untreue beziehungsweise Beihilfe dazu erhoben. Den Bankmanagern wird vorgeworfen, sie hätten in den Jahresabschlüssen 2003 und 2004 einen zuvor mit ihrer Billigung von sog. technischen Verrechnungskonten auf Forderungskonten umgebuchten Saldo als Forderungsposition der Sachsen LB ausgewiesen, obwohl der Saldo trotz Prüfungen zur damaligen Zeit nicht aufgeschlüsselt und einzelnen Schuldnern oder Geschäftsvorfällen zugeordnet werden konnte. Wegen der bis Anfang 2008 unterbliebenen Wertberichtigung waren die Jahresabschlüsse der Bank unrichtig und geschönt, sodass letztlich jeweils Gewinne ausgewiesen werden konnten. Auf dieser Grundlage erfolgten pflichtwidrig Ausschüttungen an die Anteilseigner und die Zahlung erfolgsabhängiger Vergütungen an die Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter.
Insgesamt nimmt in den Medien die Berichterstattung über neue Fälle der Manager-Haftung zu, wobei auch die Versicherbarkeit solcher Risiken über eine D&O-Versicherung angesprochen wird. Während die GmbH – in Deutschland die mit Abstand häufigste Unternehmensform – hohe Popularität aufgrund der Möglichkeit zur kapitalseitigen Haftungsbeschränkung genießt, bezieht sich diese "beschränkte Haftung" gerade nicht auf die Geschäftsführung. Diese haftet unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen für in ihrer Tätigkeit begangene Pflichtverletzungen.
Der Ratgeber Geschäftsführer-Haftung enthält praxisrelevante Tipps für das richtige Verhalten von Geschäftsführern und die Möglichkeiten der Absicherung über eine D&O-Versicherung. Die Erfahrungen aus zahlreichen Praxisfällen werden leicht verständlich dargestellt, um einen ersten umfassenden Überblick über die Haftungsrisiken von Geschäftsführern, Verhaltensstrategien und die entsprechende D&O-Versicherung zu bieten.
Die aktuelle Diskussion zeigt, dass die politische Entwickung und der gesetzgeberische Wille noch weiter auf die Verstärkung von persönlicher Haftung und Verantwortung von Unternehmensleitern gerichtet sind. Insbesondere die immer wieder aufkommenden Fragen in Bezug auf eine unternehmensbezogene "Compliance" und auch internationale Rechtsentwicklungen deuten an, dass auch mittelfristig noch einiges an Veränderungen bevorsteht. Daher ist der "Compliance" ein Exkurs gewidmet, wobei nicht zu verkennen ist, dass das ganze Haftungsrecht des Geschäftsführers tatsächlich "Compliance" im eigentlichen Sinne ist.
Der Ratgeber kann allen Geschäftsführern und "Compliance"-Interessierten als aktuelle und kompakte Einführung in ein hochaktuelles Thema empfohlen werden.
Rezension von Frank Romeike