Europa kommt aus dem Hamsterrad der Eurokrise nicht heraus. Die diversen Rettungsmaßnahmen der Politik und EZB – zusammengefasst unter dem Begriff "Euro-Rettungsschirm" – haben die Krise nicht erfolgreich in den Griff bekommen. Das Buch "Rettet den Euro!" ist entstanden weil Autor Martin Hüfner, promovierter Volkswirt, den Euro nicht mehr verstand. Jeder redet über die Gemeinschaftswährung und jeder redet etwas anderes.
Die Regierungen und die Europäische Zentralbank überfluten die Märkte mit milliardenschweren Rettungspaketen, deren Sinnhaftigkeit und Wirkung niemand mehr wirklich versteht. "Und mit einem Mal kommt sie ins Straucheln, bloß weil elf Millionen Griechen (gerade mal 3 Prozent der Bevölkerung des Euro-Raums) sich nicht an die Regeln gehalten habe", so Hüfner in der Einleitung. Und allein Bayern erwirtschaftet ein um den Faktor 1,5 höheren Bruttoinlandsprodukt als Griechenland. Wie kann es sein, dass die ökonomischen Zwerge innerhalb der Euro-Zone die Verursacher der Eurokrise sein sollen und Europa dem kollektiven Bankrotte entgegentaumeln soll? Billionenschwere Rettungsaktionen und Rettungsschirme der Euroländer, IWF-Kredite, EU-Kredite (EFSM), die Käufe von Staatspapieren durch die Mitgliedsnotenbanken des EZB-Systems und die Target-Kredite an die Zentralbanken von Griechenland, Irland, Portugal, Spanien (als GIPS-Länder bezeichnet), Italien und Zypern sollen den Euro retten. Nun wird gar erwogen, dem Euro-Rettungsschirm ESM unbegrenzten Zugriff auf Kredite der Europäischen Zentralbank (EZB) zu ermöglichen.
Allein die Haftungsbeträge Deutschlands betragen rund 770 Mrd. Euro. Das sind mehr als 9.500 Euro pro Einwohner. Irgendetwas stimmt hier nicht, so Hüfner. Der Autor empört sich über die Aggressivität, die Oberflächlichkeit und Kurzsichtigkeit bei der Lösung der Probleme. Und skizziert daher neun Gründe, warum der Euro gerettet werden muss: 1. Der Euro ist als Zahlungsmittel allseits akzeptiert. 2. Der Euro ist begehrt. 3. Mit dem Euro lässt sich leicht rechnen. 4. Der Euro bewahrt uns vor stärkerer Geldentwertung. 5. Der Euro garantiert feste Wechselkurse in Europa. Das erleichtert Handel und Kapitalverkehr, schafft Arbeitsplätze. 6. Der Euro ist international von Nutzen. 7. Der Euro hilft uns im Hamsterrad der Finanz- und Wirtschaftskrisen. 8. Der Euro ist gemessen am Bargeldumlauf die größte Währung der Welt. 9. Der Euro ist das Modell der Zukunft.
In diesem Kontext ist für Hüfner klar, dass der Euro gerettet werden muss. Allerdings nicht mit neuen und noch größeren Rettungsschirmen oder verschärften Sparauflagen für die Sünder. Das wirkliche Problem ist: Der Euro und Europa passen nicht zusammen: "Der Euro ist nicht die Währung einer Horde wild gewordener Nationalstaaten, die möglichst wenig miteinander zu tun haben wollen. Es ist die Währung einer Union, in der sich alle Beteiligten zur Zusammenarbeit bereit erklärt haben und dazu, sich an die gemeinsam vereinbarten Regeln zu halten", so Hüfner. Wir haben die Währung eines Staatengebildes, das erst noch geschaffen werden muss. Währung und Währungsraum müssen zusammengebracht werden. Wir haben die Währung, wir brauchen nun noch die Union. Um den Euro zu retten, müssen wir unser Leben und unser politisches System verändern.
Auf rund 270 Seiten beschreibt Hüfner seine Perspektiven für den Euro und für Europa. So sucht er beispielsweise eine Antwort auf die Frage, ob es auch ohne Euro geht. Die Antwort ist eindeutig: "Es gibt, selbst wenn wir wirtschaftlich überleben könnten, kein einfaches Zurück mehr in die Vor-Euro-Zeit. Wer sich heute ärgert, dass wir uns im Euro-Raum über so viel abstimmen müssen und nicht mehr nach unseren eigenen Zielen und Vorstellungen operieren können, würde enttäuscht sein. Ohne Euro wäre der Druck von außen nicht geringer. Es wäre nur anders."
In weiteren Kapiteln beschäftigt sich Hüfner mit der Frage, warum das Euro-Modell nicht funktioniert hat und was passieren wird, wenn nichts passiert. Abschließend werden sieben Gründe skizziert, warum der Euro bleibt und ein möglicher Crash erst im Jahr 2044 erfolgen wird.
Fazit: Hüfner bietet mit seinem Buch eine fundierte und seriöse Analyse der Schuldenkrise und hebt sich damit vom Einheitsbrei der Publikationen positiv ab. Das Buch skizziert die neuen Wege jenseits der Rettungsmilliarden und der Sparprogramme. Nach der Lektüre werden Sie den Euro besser verstehen. Und damit ist das eigentliche Ziel des Buches erreicht.
Autor der Rezension: Frank Romeike