Das Eingehen und Managen von Risiken bildet den Kern jedweder unternehmerischer Tätigkeit. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sowohl in der Assekuranz als auch im Bankwesen die Versicherungsunternehmen einen Wettbewerbsvorteil generieren, die risikoadäquate Steuerungssysteme entwickeln. Die Versicherungsunternehmen, die frühzeitig und umfassend auf die neuen gesetzlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren und moderne und dynamische Risikomanagement-Systeme verwenden, werden ihr Eigenkapital künftig effizienter einsetzen und damit den Unternehmenswert nachhaltig steigern können.
Ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt jedoch, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen und die Risikolandschaften der europäischen Versicherungsunternehmen einem tief greifenden Wandel unterworfen waren. Ansteigende Schadenquoten, volatile Kapitalmärkte, ruinöse Preiskämpfe in einzelnen Versicherungssparten und nicht zuletzt ambitionierte Renditevorgaben der Anteilseigner lassen die Notwendigkeit einer wertorientierten Unternehmenssteuerung in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Der Schwerpunkt der vorliegenden Publikation von Tillmann liegt darin, das Fundament sowie die Ausgestaltung eines praxistauglichen risikoadäquaten Steuerungsmodells für die Schaden- und Unfallversicherung zu präsentieren. Der gewählte Simulationsansatz stellt einen risikotheoretisch fundierten Bezugsrahmen für die strategische Steuerung der Rendite-Risiko-Position eines Versicherungsunternehmens. Hervorzuheben ist hierbei, dass der Autor auch auf das zunehmende Spannungsfeld zwischen externen regulatorischen oder marktbedingten Anforderungen sowie betriebswirtschaftlicher Notwenigkeit eingeht. Wenngleich im Rahmen von Solvency II adäquate Anreize zur Entwicklung interner Risikomodelle gesetzt werden, erscheint deren Entwicklung bereits aus ökonomischen und unternehmenspolitischen Erwägungen heraus geboten, so der Autor. Basierend auf einem integrierten, risikosensitiven Steuerungsinstrumentariums kommt es darauf an, die Entscheidungen zu treffen, die den Wert des investierten Kapitals erhöht und mithin eine Rendite erwirtschaftet, welche die Opportunitätskosten des Kapitaleinsatzes übersteigt. Ziel muss es daher sein, mit Hilfe von internen Risikomodellen die Kapitalausstattung zu ermitteln, die auf der einen Seite aufsichtsrechtlichen Ansprüchen genügt und auf der anderen Seite eine für den Kapitalmarkt attraktive Renditeerzielung ermöglicht.
Der Autor wendet das entwickelte Modell exemplarisch auf die Daten eines deutschen Erstversicherungsunternehmens an. Dadurch erhält die als Dissertation eingereichte Publikation eine hohe praktisch-normative Relevanz und bietet eine hervorragende Grundlage für weitere Diskussionen auf der Wegstrecke von der Produktgenehmigung zum integrierten Risikomanagement in der Assekuranz.
Rezension von Frank Romeike