Hinter dem eher zurückhaltenden Titel "Risikomanagement und kapitalmarktorientierte Finanzierung" stecken über zwei Kilogramm Kompetenz von rund 130 Autoren aus Wissenschaft und Praxis. In mehr als vierzig Beiträgen werden aktuelle (Forschungs-)Themen der Unternehmensfinanzierung, der Kapitalmarkttheorie, des Risikomanagements und der Regulierung in Fachartikeln dargestellt und diskutiert. In rund zwanzig Abhandlungen wird zu ausgewählten Institutionen des Finanzmarktes und aktuellen Entwicklungen in Finanzpraxis und Finanzierungtheorie Stellung genommen. Die Festschrift zum 65. Geburtstag von Bernd Rudolph, Vorstand des Instituts für Kapitalmarktforschung und Finanzierung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, gliedert sich in fünf Themenblöcke. Vor den jüngsten Erfahrungen der Finanzkrise ist es wenig überraschend, dass sich das erste Kapitel mit den Themen "Finanzkrise, Aufsicht und Regulierung" beschäftigt. Insgesamt zeigen alle Beiträge, dass wohl alle Marktteilnehmer und auch die Wissenschaft noch viele Jahre für die Aufarbeitung der so genannten "Subprime-Krise" benötigen werden. Der Leser wird mit einer Reihe von – in der Regel bereits bekannten – Mosaiksteinchen konfrontiert, die für eine zukünftige Regulierung der Finanzmärkte relevant sein könnten.
Der zweite Themenblock konzentriert sich auf finanzwirtschaftliche Fragen in Risikomanagement, Rechnungslegung und Controlling. Die Beiträge beschäftigen sich u. a. mit Aspekten der optimalen Risikotransformation, der Fragestellung, wozu und für wen ein Risikomanagement sinnvoll ist und dem Zusammenhang zwischen Unternehmensreputation und finanziellem Erfolg. Weitere Beiträge konzentrieren sich auf das Risikomanagement und die Bilanzierung von Finanzinstrumenten und der Erfassung von Illiquidität bei der Unternehmensbewertung. Doch auch exotische Randthemen finden hier ihren Platz, wie etwa ein Beitrag über die Entlohnung und Regulierung unabhängiger Versicherungsvermittler sowie eine volkswirtschaftliche Analyse zur Interaktion von Schattenwirtschaft und offizieller Wirtschaft.
Im anschließenden dritten Themenblock wird es quantitativer. Dort stehen die Methoden zur Quantifizierung und Steuerung von Risiken im Mittelpunkt. Neben Bewertungsfragen von CDS wird u. a. ein Ansatz zur Approximation erster Ordnung für operationelle Risiken vorgestellt. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit der Zukunft und Transparenz des Verbriefungsmarktes, dem strategischen Risikomanagement, Stress Tests und den Grenzen von quantitativen Risikomodellen.
Der vierte Themenblock konzentriert sich auf die Finanzmärkte und Finanzmarktinstitutionen. Das Themenspektrum bewegt sich vom Stand der Börsenreform über eine effiziente Refinanzierung und Risikodiversifikation in der Sparkassen-Finanzgruppe bis zur wertorientierten Unternehmensführung am Beispiel der Deutschen Bank.
Der fünfte Themenblock beschäftigt sich mit der Unternehmensfinanzierung über Venture Capital und Private Equity. Der abschließende sechste Themenblock unter der Überschrift "Kapitalmarkttheorie, Portfolio Management und Investments" ist der umfangreichste Abschnitt der Festschrift. Die Beiträge konzentrieren sich auf eine Erweiterung der klassischen Portfolio Selection um sonstige, realwirtschaftlich verhaltende Vermögenskomponenten und beschäftigen sich mit "Absolute Return"-Strategien, der Treuhandfunktion der Investmentanlage sowie den Entwicklungslinien im institutionellen Asset Management.
Fazit: Das Themenspektrum der Festschrift ist gleichermaßen breit und tief und spiegelt damit die Breite und Tiefe der Forschungsgebiete von Bernd Rudolph wider. Ob Unternehmensfinanzierung, Kapitalmarkttheorie, Risikomanagement oder Finanzmarktregulierung – namhafte Wissenschaftler geben einen Einblick in aktuelle Entwicklungen und bieten mit ihrem Werk eine wahre Fundgrube an Fachinformationen. Die Festschrift kann allen Finanzmarktinteressierten daher nur wärmstens als Lektüre empfohlen werden.
Rezension von Frank Romeike
Kommentare zu diesem Beitrag