Unternehmensfinanzierung


Rezension

Jörg Stäglich, Sven Teller: Mittelstandsfinanzierung, Gabler Verlag, Wiesbaden 2005, 262 Seiten, 59,00 Euro, ISBN 3-409-15015-3

"Unaufhaltsam enteilet die Zeit! - Sie sucht das Beständige..."  Schon zu Schiller’s Zeiten enteilte die Zeit. Heute empfinden wir, dass die Zeitspirale sich in einen immer schnelleren Rhythmus dreht und auch ‚das Beständige’ vergeht.

Die Öffnung der Märkte, das eintreten neuer Wettbewerber, die veränderte Bankenlandschaft, führen zu einem Umbruch der Finanzierungsstrukturen und auch der Finanzierungsgrundlagen für die Unternehmen. Im internationalen Vergleich haben sich inländische Unternehmen vorwiegend mit Fremdkapital finanziert. Heute ist die Tendenz nicht zu übersehen, einerseits die Eigenkapitalposition zu verbessern, andererseits auch nach anderen Formen der Finanzierung zu suchen.

Beide Bücher setzen sich mit den neuen Herausforderungen der Finanzierungsstrukturen auseinander und zeigen mögliche Alternativen bei der Suche nach einer optimierten Finanzierungsform auf. Während Werner und Kobabe den Schwerpunkt ihrer Erörterungen auf die Rahmenbedingungen und die Auswirkungen der verschiedenen Finanzierungsformen und ihrer Instrumente legen, ist Inhalt der Erörterung von Stäglich und Teller, Analyse- und Planungsinstrumente einschließlich der Darstellung von Finanzierungsoptionen zu beschreiben, die ein individuelles Verständnis des jeweiligen Geschäftssystems ermöglichen soll.

Die Stärkung des Eigenkapitals durch die Optimierung der Innenfinanzierung ist eine nicht unerhebliche Möglichkeit, das Unternehmen auf stabilere Fundamente zu stellen.  Werner und Kobabe stellen die These auf, dass die Innenfinanzierung "auf Grund ihrer inhärenten Beschränkung" nur begrenzt geeignet ist, Unternehmenswachstum zu finanzieren. Auf Basis dieser These legen beide Autoren den weiteren Schwerpunkt auf die verschiedenen Optionen der Außenfinanzierung. Diverse Möglichkeiten der Finanzierung wie: Formen der Eigenkapital und Fremdfinanzierung, der Mezzanine-Finanzierung und Sonderformen der Finanzierung, werden erörtert. Den Ausführungen ist zu entnehmen, dass für viele Klein- und mittelständische  Unternehmen mezzanine Finanzierungsformen, oder die Möglichkeit eines Private Placement, noch keine reellen Alternativen darstellen. Eine Option für diese Unternehmen bietet sich über die in jüngster Vergangenheit stärker aufkommende Finanzierung durch sogenannte Business Angels an. Der Leser erhält hier Informationen über das in Deutschland vorhandene Netzwerk. Dennoch,  klassische Finanzierungsinstrumente wie Leasing oder Factoring behalten auch in Zukunft ihren hohen Stellenwert bei.

Anders ist die thematische Vorgehensweise bei Stäglich und Teller. Ausgangspunkt ist die  Beschreibung der fiktiven Firma AB mit seinen Bilanzpositionen und Bilanzkennzahlen. Auf Basis der Ist Analyse und der Ausgangsfrage, welches Geschäftsmodell verfolgt wird, wird der Handlungsbedarf priorisiert mit dem Ziel, Möglichkeiten einer optimierten Finanzierung für das Unternehmen zu ermitteln. Schrittweise werden dabei Fragen aufgeworfen, die das Unternehmen an sich stellen sollte und beantworten muss. Aber auch typische Informationsbedürfnisse der Bank an das Unternehmen sind Gegenstand der Erörterungen. Übliche Themen aus finanzwirtschaftlicher Sicht wie die Darstellung des Kapitalbedarfs auf mittelfristiger Sicht oder die Absicherung des Gewinns durch Sicherungsinstrumente, werden behandelt.

Inhalt beider Bücher ist das Thema Finanzierung für den Mittelstand. Der Unterschied liegt in der methodischen Vorgehensweise und inhaltlichen Darstellung desselben Themas. Wer ein Beispiel für einen systematischen Ansatz zur Entwicklung eines Finanzierungskonzeptes sucht, der wird eher in dem Buch Mittelstandsfinanzierung fündig. Wer die schnelle Information zu einzelnen Themen bevorzugt, dem ist eher mit dem Buch Unternehmensfinanzierung von Werner / Kobabe gedient. Jedoch ist im Abschnitt Mezzanine nicht zu übersehen, dass es sich hier um eine Zusammenfassung aus einem bereits erschienen Buch vom Autor Werner, Mezzanine-Kapital,  handelt.

Es bleibt die Erkenntnis, dass altbekannte Finanzierungsinstrumente für viele Unternehmen nach wie vor ihre Gültigkeit behalten.

Auch ‚das Beständige’ bleibt, manchmal.

Rezension von Christoph Tigges


Details zur Publikation

Autor: Horst S. Werner, Rolf Kobabe
Seitenanzahl: 194
Verlag: Schäffer Poeschel
Erscheinungsort: Stuttgart
Erscheinungsdatum: 2005

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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