Unternehmenskrisen, Ursachen – Sanierungskonzepte – Krisenvorsorge – Steuern


Rezension

Im ersten Halbjahr 2006 reduzierte sich die Zahl der Insolvenzen bei Unternehmen deutlich um 12,8 Prozent auf 16.700 betroffene Firmen (Vorjahr: 19.150). Die Gesamtinsolvenzen summieren sich innerhalb der ersten sechs Monate des laufenden Jahres auf 76.300, was einem Anstieg um 16,6 Prozent entspricht (Vorjahr: 65.410). Die Creditreform Wirtschaftsforschung rechnet für das Gesamtjahr 2006 mit 32.000 bis 34.000 Unternehmensinsolvenzen und 130.000 bis 140.000 Insolvenzen von Privatpersonen. Trotz dieses leichten Rückgangs ist das weiterhin hohe Niveau an Unternehmensinsolvenzen als gesellschaftlich alarmierend und volkswirtschaftlich inakzeptabel. Die Gründe für die Situation sind vielschichtig und sowohl konjunktureller als auch struktureller Art. Die Sammelpublikation der Autoren Blöse und Kihm skizziert auf etwa 330 Seiten alle wesentlichen Aspekte  und Fragestellungen rund um das Thema Unternehmenskrise.

In einem einführenden Kapitel erfolgt der Versuch einer Definition des Begriffs der Krise. Die Betriebswirtschaftslehre hat bisher noch keine einheitliche Definition des Begriffs „Krise“ geliefert. Allgemeines Verständis ist, dass es sich bei einer Krise um das Endstadium eines vom Unternehmen ungewollten, existenzbedrohenden Prozesses handelt. Wird dieser Prozess nicht durch geeignete Maßnahmen gestoppt, kann er zur Insolvenz des Unternehmens führen. Im zweiten Kapitel beschäftigen sich die Autoren mit den vielfältigen Aspekten der Krisenursachen. Im anschließenden dritten Kapitel wird ein Sanierungskonzept skizziert. Das anschließende vierte Kapitel konzentriert sich auf die Verbindung von Human Capital bzw. Managementfehler und der Unternehmenskrise. Unternehmenskrisen und Restrukturierungsprozesse sind häufig existenzielle Krisen und verursachen erhebliche psychische Belastungen: bei Gesellschaftern, Führungskräften und Mitarbeitern. Die Kapitel 5 und 6 bschäftigt sich mit den einzelen finanzwirtschaftlichen und leistungswirtschaftlichen Maßnahmen in der Folge einer Krise sowie der Sanierung nach der Insolvenzordnung. Die abschließenden Kapitel 7 und 8 fokussieren auf die Krisenvorsorge sowie die steuerrechtlichen Aspekte der Unternehmenssanierung. Insbesondere das Kapitel zur Krisenvorsorge ist allerdings sehr allgemein und theoretisch ausgefallen. Hier würde sich der praxisorientierte Leser konkretere Hinweise zum Aufbau eines Frühaufklärungssystems wünschen.

Das Herausgeberwerk von Jochen Blöse und Axel Kihm befasst sich insbesondere mit der Krisendiagnose und den möglichen Maßnahmen zur Überwindung von Unternehmenskrisen und erläutert Strategien zur Krisenvorsorge. Dabei werden jeweils wirtschaftliche und rechtliche Aspekte einbezogen. In Teilen wirkt das Buch jedoch eher wie ein unkoordinierter Flickenteppich, obwohl die einzelnen „Flicken“ die singulären Teilthemen sehr gut abdecken. Daher bietet sich das Buch eher als Nachschlagwerk an, da man mittels Stichwortverzeichnis gezielt auf einzelen Themenbereiche gezielt zugreifen kann. Sowohl Wirtschaftswissenschaftler als auch Juristen finden in diesem Buch wertvolle Anregungen und Hilfestellungen.

Rezension von Frank Romeike


Details zur Publikation

Autor: Jochen Blöse, Axel Kihm
Seitenanzahl: 327
Verlag: Erich Schmidt Verlag
Erscheinungsort: Berlin
Erscheinungsdatum: 2006

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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