Eine vergleichende Untersuchung nach US-amerikanischem und deutschem Recht.

Verwendung des Ratings zur Regulierung des Kapitalmarkts


Rezension

Das Versagen der internationalen Finanzmärkte erfordert ein Eingreifen des Staates, um die aus dem Lot geratene Situation wieder in ein vernünftiges Maß zu bringen. Sogar die Verstaatlichung von Banken ist kein Tabu mehr. Insbesondere in den USA und Großbritannien setzt ein Umdenkungsprozess ein, der mehr Regulierung zur Stabilisierung der Kapitalmärkte vorsieht. Nicht nur national, sondern auch international sind neue Spielregeln erforderlich, die eine nachhaltige Stabilität und Entwicklung gewährleisten sollen. In diesem Zusammenhang sind auch die Aufgaben und Rollen der Ratingagenturen neu zu überdenken. Offensichtlich ist, dass sie häufig den Informationen hinterherlaufen bzw. die Entwicklung mal wieder verschlafen haben. So wie auch bei der gegenwärtigen Finanzkrise. Der Öffentlichkeit erklärten sie jedoch immer das Gegenteil, dass ihre Analysen helfen, künftige Entwicklungen absehen zu können. Was aber ist das Prinzip, die Aufgabe und das Selbstverständnis von Ratingagenturen? Welche Zugangsregelungen und Voraussetzungen sind erforderlich, um als Agentur anerkannt zu werden? Was soll das Rating überhaupt bewirken?

Der vorliegende Band behandelt in fünf Abschnitten die Bedeutung und die Unterschiede bei der Regulierung des Kapitalmarktes zwischen Deutschland und den USA im Zusammenhang mit dem Rating. Ein bedeutsamer Aspekt dabei ist, wie die Ratingagenturen als "Anknüpfungspunkte für eine Regulierung des Kapitalmarktes dienen können". Besteht doch die Gefahr,  dass immer mehr Marktteilnehmer den Urteilen der Ratingagenturen 'blind' vertrauen. Immerhin: In der Folge der Hypothekenkrise auf dem US-Markt stehen die Agenturen wiederholt im Fokus der öffentlichen Kritik.

Im ersten Teil werden die thematischen Grundlagen zur allgemeinen Regulierung des Kapitalmarktes dargestellt. Zweckmäßigkeit, Funktion und Effizienz des Ratings und deren Konsequenzen sind Schwerpunkte des zweiten Abschnitts. Im Mittelpunkt steht das Verständnis über die Zweckmäßigkeit einer regulatorischen Indienstnahme von Ratings. Inhaltlicher Schwerpunkt liegt in der vergleichenden länderübergreifenden Darstellung über die Regulierung des Kapitalmarktes durch Ratings. Die aktuelle kritische Diskussion ist substanziell nicht möglich, ohne ein vertiefendes Verständnis hiervon zu haben. Welche Zugangsvoraussetzungen, Verfahren und rechtliche Regulierungen existieren in den USA? Die Agenturen haben es geschickt verstanden, ihr Oligopol auszunutzen und beizubehalten. Sie haben kein Interesse, dass sich viele Anbieter im Ratingmarkt tummeln. Somit wird auch nachvollziehbar, warum im Rahmen von Basel II die Banken darauf gedrängt haben, dass bankinterne Ratingmodelle - unter definierten Voraussetzungen - bei der Umsetzung von Basel II anerkannt wurden. Zu groß wäre die Abhängigkeit von den amerikanisch geprägten Ratingagenturen hinsichtlich der Unternehmensanalyse gewesen.

Aus Sicht des Autors ist zu konstatieren, dass im Gegensatz zu Deutschland die gesetzlichen Regelungen in den USA, Japan und anderen europäischen Ländern weiter fortgeschritten sind. Für ihn kann die institutionelle Regelung in den USA als Ansatzpunkt für die Regulierung des Kapitalmarktes auch für Deutschland dienen. Dem lässt sich entgegnen, dass ausgerechnet in dem Land die globale Krise ausgelöst wurde, in dem die Regulierung des Ratingmarktes angeblich am weitesten fortgeschritten ist. 

Die vorliegende Dissertation hat sich in einem profunden Rechtsvergleich auf dem Stand von November 2007 mit dem Thema Kapitalmarkt unter Verwendung von Ratings beschäftigt. Die historisch ökonomische Entwicklung verdeutlicht, warum sich die Märkte in den USA im Vergleich zu Deutschland nicht homogen entwickelt haben. Hervorzuheben sind die vielfältigen kritischen Thesen, die der Autor aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Auch wenn vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise die eine oder andere These neu zu hinterfragen ist, so ist das gut lesbare und informative und aktuelle Buch jedem Leser zu empfehlen, der sich mit diesem Thema beschäftigt. 

Rezension von Christoph Tigges


Details zur Publikation

Autor: Malte Richter
Seitenanzahl: 305
Verlag: Peter Lang Verlag
Erscheinungsort: Frankfurt/Main
Erscheinungsdatum: 2008

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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